WIBank

Hessens Förderinstitut sieht Krieg als „Brennglas“

Auch wenn die Folgen von Ukraine-Krieg und Russland-Sanktionen schwer absehbar sind, erwartet die hessische WIBank mehr Bewegung in der Wirtschaft – und womöglich auch im Fördergeschäft.

Hessens Förderinstitut sieht Krieg als „Brennglas“

jsc Frankfurt

Die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank) erwartet nach einem hohen Förderneugeschäft in zwei Pandemiejahren auch im laufenden Turnus viel Bewegung. Weil Energie und Rohstoffe knapp seien, klopften Unternehmen derzeit besonders gründlich ihr Geschäftsmodell ab und erwögen tiefgreifende Veränderungen, sagte Michael Reckhard, Mitglied der Geschäftsführung der Förderbank, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Frankfurt. Der Krieg in der Ukraine und seine Folgen beschleunigten somit das Streben nach Energieeffizienz, Digitalisierung und eine Neuordnung von Lieferketten. Wie bereits in der Pandemie wirke der Krieg somit wie ein „Brennglas“ für Veränderung. „Es wird auch hier einen solchen Effekt geben.“

Die im Konzern der Helaba aufgehängte Förderbank sagte in den Jahren 2020 und 2021 Kredite und weitere Hilfen in Höhe von 3,2 Mrd. und 3,4 Mrd. Euro zu – dabei sei in gewöhnlichen Zeiten ein Niveau von etwa 2,0 Mrd. Euro zu erwarten, sagte der Bankchef und CDU-Politiker Gottfried Milde. Eigentlich müsste das Niveau bald sinken, erklärte der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). Doch habe die Bank oft genug mehr Aufgaben übernommen als ursprünglich geplant, so dass eine Prognose kaum möglich sei. Aussagen zum künftigen Fördervolumen glichen einem Blick in die Glaskugel, ergänzte Milde.

Das Landesförderinstitut finanziert zum Beispiel Bau- und Wohnvorhaben, greift gestandenen Unternehmen, Start-ups und kleinen Firmen unter die Arme, stellt Geld für Infrastruktur und Bildung bereit und entlastet Kommunen im Rahmen der Hessenkasse. Wegen der Pandemie stellte die Bank im Gesundheitssektor zunächst 770 Mill. Euro in 2020 und 374 Mill. Euro in 2021 bereit – dieser Beitrag werde voraussichtlich weiter sinken, sagte Milde.

Ein hohes Förderniveau verspricht die Bank weiterhin im Wohnsegment, wo sie die Konditionen trotz allgemein steigender Finanzierungskosten weitgehend konstant halten will und dafür Sondervermögen bereithält. „Wir haben nicht vor, die Konditionen zu verändern“, sagte Milde. Konkret will die Bank die Eigenheim- und Mietraumförderung nicht verteuern. Allein im vergangenen Jahr sagte das Institut 718 Mill. Euro im Segment „Bauen&Wohnen“ zu nach 424 Mill. Euro im Jahr zuvor.

Personal ist rar

Anders als in einigen anderen Bundesländern ist in Hessen nicht die Förderbank für die Masse der staatlichen Coronahilfen verantwortlich. Etwaige Betrugsfälle beschränkten sich damit auf zusätzliche Landesprogramme, sagte Geschäftsführer Reckhard. Unter den mehr als 8700 Zusagen für Mikroliquiditätshilfen an kleine Firmen macht die Bank demnach 99 Verdachtsfälle aus. Das Niveau sei „noch irgendwie vertretbar“. Der Arbeitsaufwand nimmt aber auch jenseits der Betrugsabwehr zu, so dass die Zahl der Beschäftigten im vergangenen Jahr um 11% auf 505 stieg. „Die Aufgaben kommen schneller, als das Personal da ist“, sagte Milde.