HSBC schreibt Milliarden auf Bank of Communications ab
HSBC schreibt Milliarden auf Beteiligung in China ab
Wertberichtigungen auf Hongkonger Gewerbeimmobilien – Anteil Großbritanniens am Ergebnis legt auf ein Fünftel zu
hip London
Die Beteiligung an der Bank of Communications aus Schanghai hat das Ergebnis der HSBC im abgelaufenen Quartal erheblich belastet. Hinzu kamen unerwartet hohe Wertberichtigungen auf Problemkredite. Auf bereinigter Ebene schnitt die britische Großbank dennoch besser als erwartet ab. Der vorsichtige Ausblick fand allerdings nicht den Gefallen der Anleger.
Die HSBC hat eine Belastung von 2,1 Mrd. Dollar aus ihrer Beteiligung an der chinesischen Bank of Communications (BoCom) ins zweite Quartal gebucht. Anfang vergangenen Jahres schrieb sie bereits 3 Mrd. Dollar darauf ab, was der damalige CEO Noel Quinn als „technisches Bilanzierungsproblem“ verkaufte.
Wie die FTSE-100-Gesellschaft mitteilte, schrumpfte ihr Vorsteuerergebnis um 30% auf 6,3 (i.V. 9,0) Mrd. Dollar. Analysten hatten im Schnitt rund 7 Mrd. Dollar auf der Rechnung. Die Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle lag um gut ein Zehntel über den Markterwartungen. Darin spiegeln sich unter anderem Wertberichtigungen auf das Exposure zum Hongkonger Gewerbeimmobiliensektor wider. Für das Gesamtjahr rechnet das Management nun mit Ausfällen von 40 Basispunkten des Kreditbuchs. Bislang wurde eine Spanne von 30 bis 40 Basispunkten unterstellt.

Über den Erwartungen
Auf bereinigter Basis übertraf HSBC den Schnitt der Analystenschätzungen um ein Zehntel, wie der Jefferies-Bankenexperte Joseph Dickerson vermerkte. Wealth Management, Private Banking und Asset Management zeigten starkes Wachstum. Der Bankenanalyst Edward Firth von Keefe, Bruyette & Woods sprach von „insgesamt vernünftigen Geschäftszahlen vor dem Hintergrund wenig anspruchsvoller Erwartungen".
Die um ein Zehntel gestiegenen Kosten dürften unter anderem auf Abfindungen im Zusammenhang mit der Streichung zahlreicher gut bezahlter Stellen zurückgehen. Den Aktionären winken 10 Cent Dividende je Anteilsschein und ein Aktienrückkauf im Volumen von 3 Mrd. Dollar. Das Management bekräftigte das Ziel, ein Nettozinsergebnis von 42 Mrd. Dollar einzufahren.
Ausblick mit Vorbehalt
„Wir würden zwar erwarten, dass die direkten Auswirkungen von Zöllen auf unsere Erträge vergleichsweise moderat wären“, heißt es im Ausblick der Bank. „Doch könnte die breitere makroökonomische Verschlechterung dazu führen, dass unsere bereinigte Eigenkapitalrendite in künftigen Jahren aus unserer Spanne im mittleren Bereich zwischen 10% und 20% herausfällt.“
„Formal betrachtet war die Guidance zwar unverändert“, schrieb der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown in einer ersten Einschätzung. „Doch sie kam mit Vorbehalten.“ Das Management habe eine „subtile Warnung“ eingebaut, die von Unbehagen beim Blick nach vorn zeuge. Die Aktie geriet bereits im Hongkonger Handel unter Druck und gab auch bei Handelsbeginn in London nach.
Teurer Fußabdruck
Vor der jüngsten Kapitalerhöhung von BoCom im März war spekuliert worden, die Bank könnte die Kapitalmaßnahme zum Anlass nehmen, den Wert ihres Anteils auf den Marktwert herunterzuschreiben. Doch es kam anders. „Wir sind sehr zufrieden mit unserer Partnerschaft mit BoCom“, sagte der amtierende CEO Georges Elhedery damals. „Wir sind auch sehr zufrieden mit den Auswirkungen der Rekapitalisierung.“ In seinem aktuellen Brief an die Aktionäre findet BoCom keine Erwähnung. Der Anteil von HSBC wurde durch die im Juni abgeschlossene Kapitalmaßnahme von 19,03% auf 16% verwässert.
Die britische Großbank stieg 2004 bei dem Institut aus Schanghai ein, das ab November 2023 vom Finanzstabilitätsrat FSB (Financial Stability Board) zu den weltweit systemrelevanten Banken (GSIB) gezählt wird. Damals war es schwer für ausländische Finanzinstitute, in der Volksrepublik Fuß zu fassen. Nun zeigt sich, welch hoher Preis für den Fußabdruck im Reich der Mitte gezahlt wurde. Der Rivale Standard Chartered, der am Donnerstag seine Geschäftszahlen vorlegt, ist an der Bohai Bank aus dem Reich der Mitte beteiligt.
Fokus auf die Heimatmärkte
Bemerkenswert ist, dass der Anteil Hongkongs am Vorsteuerergebnis im ersten Halbjahr von 22,1% im Jahr zuvor auf 29,6% gestiegen ist. Der Anteil Großbritanniens legte von 16,4% auf 20,8% zu. Darin spiegelt sich der größere Fokus auf die beiden Heimatmärkte wider. Während andere britische Großbanken davon profitierten, dass die Zinsen länger als Anfang des Jahres erwartet hoch bleiben, litt die Nettozinsmarge von HSBC darunter, dass die Hong Kong Interbank Offered Rate (HIBOR) stark zurückgegangen ist.
Elhedery äußerte sich in einer Telefonkonferenz mit Journalisten positiv zu den Perspektiven der britischen Wirtschaft. Dabei verwies er auf die Handelsabkommen, die das Land mit der EU, Indien und den Vereinigten Staaten erreicht hat.
Verkaufsliste weiter abgearbeitet
In Deutschland arbeitete die HSBC ihre Verkaufsliste weiter ab. Die Internationale Kapitalanlagegesellschaft (Inka), deren Assets under Management sich auf 430 Mrd. Euro belaufen, holte sich der Private Equity-Investor Blackfin Capital. Das Private Banking und das Verwahrstellengeschäft sicherte sich BNP Paribas.