Kryptowährungen

Islamkonformes Kryptoprojekt landet in Frankfurt

Die Macher des Caizcoin haben sich eine Menge vorgenommen: Ihr Token soll nur für ethisch saubere Geschäfte eingesetzt werden können, die Compliance dafür wird über die eigene Blockchain programmiert.

Islamkonformes Kryptoprojekt landet in Frankfurt

Von Björn Godenrath, Frankfurt

Es gibt einen Neuzugang aus der Kryptobranche in Frankfurt – und zwar einen ganz speziellen. Denn mit Caizcoin hat sich ein islamkonformes Blockchain- und DeFi-Projekt im Messeturm auf einer Etage niedergelassen, um von hier aus die Tech-Seite abzudecken.  Caizcoin Holding, die ihren Sitz im Crypto-Valley hat, ist nun mit der Caiz Development GmbH in der Mainmetropole vertreten, um ein digitales Finanzprodukt marktfähig zu machen, das global einsetzbar ist und insbesondere den Ansprüchen der islamischen Finanzwelt gerecht wird. Für Muslime gelten in Finanzgeschäften gewisse Einschränkungen, wobei es unterschiedliche theologische Auslegungen gibt, was „haram“ ist, also als Sünde eingestuft wird.

Ein Problem, das Muslime wie alle anderen Konfessionen und Religionen erleben, befindet sich im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr, wenn sie Geld an Verwandte und Geschäftspartner in anderen Ländern schicken wollen – und zwar, dass diese Transfers hohe Gebühren kosten und bis zu drei Tage brauchen, bis sie beim Empfänger verbucht sind. Das geht besser, wenn man es auf Blockchain-Basis macht und eine Brücke zur Wandlung von Krypto in Dollar oder Euro baut. Der Caizcoin soll dabei eine Stablecoin-Funktion als Zahlungsmittel übernehmen, erklärt Hamdi Kücüktepe, Präsident des Verwaltungsrats der Caiz Holding AG Schweiz. Kücüktepe kennt Frankfurt gut, war für Goldman Sachs tätig und ist hier seit Jahren als Rechtsanwalt in der Frankfurter Freßgass niedergelassen. Ihm zur Seite steht Jörg Hansen als COO in der GmbH, der als Asien-Banking-Veteran (unter anderem Credit Suisse) auch ein Auge auf die Finanzen hat. Ein CEO ist schon verpflichtet und kommt im März.

Das Ziel: Den Caizcoin als globales Finanzprodukt aufbauen, das nicht nur die gut zwei Milliarden Muslime auf der Welt anspricht, sondern mit dem Filter, den man darauf gelegt hat, auch alle adressiert, die aus ethischen Gründen mit Dingen wie Gambling, Porno und Darknet nicht in Berührung kommen wollen. Denn wie der das Business Development verantwortende Hamdi Tarhouni erklärt, hat man eine Menge Arbeit in die wissenschaftliche Islamzertfizierung gesteckt. Referenz und Standardsetzer dieser speziellen Compliance ist sharia.com in Großbritannien, nach deren Vorgaben Caiz­coin Features für KYC zur Geldwäscheverhinderung sowie der allgemeinen Nachverfolgbarkeit mit gesperrten Bereichen auf der Blockchain programmiert hat. All diese ethisch motivierten Aspekte werden über die Blockchain gespiegelt, während in einem ständigen Compliance-Prozess abgeklopft wird, ob Geschäftspartner den Standards für Coin- und Geldtransfers entsprechen.

Abgrenzung zu Bitcoin

Das heißt: Von Caizcoin werden nicht ausschließlich islamische Finanzinstitute als Partner aufgenommen, die Deutsch-Schweizer sind da weltoffen aufgestellt. Die Transparenz der Blockchain, auf der sich Transaktionen nachvollziehen lassen, passt gut zum islamischen Wertekanon. Bitcoin wird im Islam in der Regel als Spekulation abgelehnt – der Caizcoin würde wohl vor allem als Zahlungsmittel bzw. als Collateral in DeFi Verwendung finden, über APIs geht es auch in eine App sowie Geldautomaten und POS-Geräte. Nachdem eine erste Tranche Token in Umlauf gebracht wurde, soll später im ersten Quartal ein Listing auf diversen Handelsplattformen stattfinden.

Verbindungsmänner der Holding in Frankfurt sind Kücüktepe und Michael Wild, der dem Verwaltungsrat angehört und bis Ende Januar als Regulierungsspezialist den Aufbau des Deutschland-Büros für Etoro verantwortete, seit 1. Februar aber als Director Europe die regulatorischen Lizenzverfahren von Binance in den deutschsprachigen Regionen begleitet. Er sagt, der islamische Finanzsektor sei inzwischen eine Multimilliarden-Dollar-Industrie, der aber noch eine shariakonforme Kryptowährung fehle. Die Verwahrung des Caizcoin werde bislang über einen Partner aus der Slowakei dargestellt, man werde sich aber aus dem Agency-Modell herausbewegen und eine eigene Custody-Lizenz für Kryptowerte bei der BaFin beantragen, kündigt Wild an. Kücüktepe sagt, man sehe zu, dass man den europäischen AML-Anforderungen im Zahlungsverkehr Genüge tue, auch wenn es da noch kein Lizenzregime für Token gibt, die Zahlungsmittel und Finanzinstrument sein können. Geplant ist außerdem ein IPO an der Luxemburger Börse, die dieser Tage ein White Paper zur DLT veröffentlicht hat.

Die Wallet ist versichert

Kernelement von Caizcoin ist die Eigenentwicklung einer Blockchain, der Caizchain als Format der Stellar Blockchain. Auf dieser Basis habe man volle Kontrolle, wer Zugang zum Caizcoin hat und wie dieser weiterverwendet wird, heißt es. Klassische Mining- und Staking-Mechanismen werden nicht verwendet für das Eintragen von Transaktionen auf der Blockchain, man agiert angelehnt an das Stellar-Modell „Delegated Proof-of-Stake“. Als Node-Betreiber fungierende Token-Investoren werden direkt aus einem von Caizcoin gefütterten Liquiditätspool entlohnt, was im Grunde einer Gewinnbeteiligung des laufenden Geschäftes entspreche, wie Wild erklärt. Wer einen Node/Knoten betreibt, der sorgt für die Sicherheit auf einer Blockchain. In Sachen Cybersicherheit hat Caizcoin die Wallets mit einem Versicherungsschutz ausgestattet, um  den Token herum wird ein Ökosystem aus Bank, Wallet und Debitkarte aufgebaut. Die Caizchain kann als Blockchain der zweiten Generation 3000 Transaktionen pro Sekunde verarbeiten und hat zwei ISO-Zertifizierungen, um Sicherheit und Belastbarkeit der Infrastruktur zu belegen.

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