Systemrisiko

Japanische Banken geraten in SVB-Strudel

Die Schockwellen der Pleite der Silicon Valley Bank (SVP) reichen bis nach Japan. Sorge um die dortigen Regionalbanken macht die aktuell zum Verkauf stehenden neuen Aktien der Postbank zu Ladenhütern.

Japanische Banken geraten in SVB-Strudel

mf Tokio

Nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) sind die Aktien von Japans Finanzinstituten am Dienstag erheblich unter Druck geraten. Der japanische Topix-Bankenindex erlebte mit einem Verlust von bis zu 7,8 % den schlechtesten Tag seit drei Jahren und ging mit einem Minus von 7,4 % aus dem Handel. Die Aktien der drei größten Finanzgruppen MUFG, SMFG und Mizuho sackten zwischen 7,5 % und 8,1 % ab. Der marktbreite Topix schloss um 2,7 % tiefer.

Angst vor Ansteckung

Anleger in Japan fürchteten systemische Risiken vor allem für die Regionalbanken, da sie wie die SVB hohe Bestände an US-Staatsanleihen halten. Es drohen Kursverluste, sollte die US-Zentralbank die Zinsen wegen der SVB-Pleite langsamer erhöhen. Zugleich verloren auch japanische Staatsanleihen, das zweite Standbein von Japans Banken, heftig an Wert. Die 10-jährige Rendite halbierte sich zur Vorwoche und fiel unter die Schwelle von 0,25 %. Zuvor hatten ausländische Adressen mit Terminkontrakten auf steigende Renditen spekuliert. Die Bank of Japan hatte schon am Montag auf die Turbulenzen mit dem ersten Kauf von Indexfonds seit Anfang Dezember reagiert. Händlern zufolge wurden diese am Dienstag fortgesetzt.

Der Absturz der Bankaktien trifft die japanische Regierung mit Blick auf das Platzierungsverfahren der noch immer zumindest teilweise indirekt im Besitz des japanischen Staats stehende Post Bank zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Derzeit stehen zum ersten Mal seit Börsengang im November 2015 Aktien des größten japanischen Finanzinstituts zum Verkauf. Der Marktpreis der bereits umlaufenden Post-Bank-Aktien ge­riet am Dienstag unter Druck, so dass die Papiere unter dem am Montag festgelegten Verkaufspreis der neuen Aktien von 1 131 Yen schlossen. Wer an den Zeichnungstagen Dienstag oder Mittwoch zugreift, profitiert daher nicht wie geplant von einer Prämie auf den zum Börsenkurs. Zugeteilt werden sollen die Aktien am kommenden Montag. Bei 975,4 Millionen Stücken inklusive Mehrzuteilung ergibt sich ein Ausgabevolumen von 1,23 Bill. Yen (8,6 Mrd. Euro), was der bislang größten Aktienplatzierung in diesem Jahr entspricht.

Durch die Zweitemission der Postbank reduziert die Dachgesellschaft Japan Post Holdings, die zu 34 % dem Staat gehört, ihren Anteil an der Banksparte von derzeit 89 % auf 60 %. Auf diese Weise will die japanische Post die neue Vorschrift des Börsenbetreiber Japan Exchange Group, erfüllen, wonach der handelbare Aktienanteil bei mindestens 35 % liegen muss. Andernfalls darf der Titel nach einer Übergangsfrist dem obersten Prime-Segment der Börse nicht mehr angehören. Der Börsenbetreiber hatte die Zahl der Segmente im April 2022 von vier auf drei verringert.