Deutschland-Tochter fährt Kreditrisikovorsorge weiter hoch

Kosten und Zinsschwund schlagen aufs ING-Ergebnis

ING Deutschland verzeichnet trotz starkem Einlagenzuwachs und höherer Provisionen im ersten Quartal einen Rückgang des Vorsteuergewinns um ein Viertel auf 364 Mill. Euro.

Kosten und Zinsschwund schlagen aufs ING-Ergebnis

Kosten und Zinsschwund schlagen aufs ING-Ergebnis

Deutschland-Tochter fährt Kreditrisikovorsorge weiter hoch – Dämpfer trotz regen Einlagen-Zustroms – Personal aufgestockt

fir Frankfurt

ING Deutschland hat ungeachtet eines starken Einlagenzuflusses und höherer Provisionseinnahmen im ersten Quartal weniger verdient. Der Vorsteuergewinn brach im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum um ein Viertel auf 364 Mill. Euro ein, was auf mehrere Gründe zurückzuführen ist.

Sinkendes Zinsniveau

So machen sich niedrigere Zinserträge bemerkbar, da die Europäische Zentralbank (EZB) den Einlagenzins seit Mitte 2024 in sieben Schritten auf zuletzt im April 2,25% gesenkt hat. Allein im ersten Quartal hatte die Notenbank im Februar und im März zwei Zinssenkungen um je 0,25% vorgenommen. Der Zinsüberschuss schrumpfte um 8% auf 743 Mill. Euro, geht aus einer Übersicht anlässlich der Vorlage der Quartalszahlen durch die ING-Gruppe am 2. Mai hervor.

Obwohl die ING hierzulande im Startquartal die Kundeneinlagen im Retailgeschäft dank einer Werbekampagne für Spareinlagen um gut 15,3 Mrd. auf 166,4 Mrd. Euro steigern konnte, machte die niedrigere Zinsmarge den Volumenanstieg zunichte. Auch mehr Kunden vermochte das Institut zu gewinnen. Anfang März erreichte es die seit Jahren angepeilte Zielmarke von 10 Millionen Kunden.

Zudem sind die Kosten um fast 13% auf 408 Mill. Euro gestiegen. Das hängt mit dem Personalaufbau, Gehaltserhöhungen und Investitionen in Wachstum und Digitalisierung zusammen. So hat die Bank in Deutschland inklusive Interhyp laut Übersicht der Gruppe die Zahl ihrer Beschäftigten im Vergleich mit Ende 2024 um 133 auf 7.007 (Vollzeitkräfte) ausgeweitet.

Interhyp stellt wieder ein

Der Zuwachs gehe zum einen darauf zurück, dass IT-Fachkräfte zur Umsetzung von Digitalisierungsinitiativen eingestellt worden seien, erläutert ein Sprecher. Zum anderen habe sich die Belebung des Baufinanzierungsgeschäfts personell bei der Tochtergesellschaft Interhyp positiv bemerkbar gemacht. Es ist eine Kehrtwende. Ende 2022 hatte der Baufinanzierungs-Vermittler noch den Abbau von 100 Stellen angekündigt, weil die seinerzeit steigenden Zinsen das Immobiliengeschäft gedämpft hatten.

Und schließlich drückte die Kreditrisikovorsorge das Ergebnis. Sie verdreifachte sich im Vergleich mit dem ersten Quartal 2024 nahezu auf 77 Mill. Euro, lag aber unter dem Wert des Schlussquartals, als 86 Mill. Euro der Vorsorge zugeführt wurden. Aktuell fielen 35 Mill. Euro im Privatkunden- und 42 Mill. Euro im Unternehmenskundengeschäft an.

Provisionsschub

Diese drei Effekte überkompensierten das Einlagen- und Gebührenwachstum. Den Boom des Provisionsüberschusses, der im Jahresvergleich um gut ein Drittel auf 163 Mill. Euro zugelegt hat, begründet die ING mit dem Anstieg der Kundenzahl und mehr Einnahmen im Wertpapier- und Tagesgeschäft. Die Kreditvergabe im Privatkundengeschäft stieg um 1,5 Mrd. Euro auf 111,7 Mrd. Euro.

Bei Erträgen, Kosten und Gewinn entspricht das Bild in Deutschland im Großen und Ganzen dem des Gesamtkonzerns. Die ING Groep hat mit 2,12 Mrd. Euro Vorsteuergewinn gegenüber dem Vorjahresquartal 7% weniger verdient. Auch auf Gruppenebene sackte der Zinsüberschuss ab, und zwar um 7% auf 3,62 Mrd. Euro, legten die Kosten um 5% auf 3,2 Mrd. Euro zu und erhöhte sich die Kreditrisikovorsorge um 18% auf 313 Mill. Euro. Der Provisionsüberschuss hingegen stieg um fast 10% auf 1,1 Mrd. Euro.

Konzern erwartet stabilen Gesamtertrag

Für das laufende Jahr geht der Konzern davon aus, die Erträge stabil zu halten. Im vergangenen haben die Niederländer Gesamteinnahmen von 22,6 Mrd. Euro verzeichnet. Angestrebt werde Volumenwachstum und ein Anstieg der Gebühreneinnahmen um 5 bis 10%, heißt es in einer Mitteilung. Dem dürften weiter sinkende Zinseinnahmen gegenüberstehen. Bei den Aufwendungen plant die ING-Gruppe mit 12,5 Mrd. bis 12,7 Mrd. Euro. 2024 waren es 12,1 Mrd. Euro.