Mehr Insolvenzen und höhere Ausfallraten

Kreditgeber teilen Euphorie an den Börsen nicht

Mehr Unternehmen in Deutschland gehen pleite. Gleichzeitig erwarten Assetmanager steigende Ausfallraten bei Private-Debt-Fonds.

Kreditgeber teilen Euphorie an den Börsen nicht

Kreditgeber teilen Euphorie
an den Börsen nicht

Wachsende Furcht vor Zahlungsausfällen – Zahl der Firmenpleiten schwillt an

phh Frankfurt

Die Höhenflüge an den Aktienmärkten stehen im starken Kontrast zu der wachsenden Sorge vor Zahlungsausfällen bei den Kreditgebern. Während der Dax erst kürzlich einen neuerlichen Rekord markiert hat, zeugt aktuelles Research mehrerer Unternehmensberatungen von einem zunehmenden Stress in den Kreditbüchern von Private-Debt-Fonds und Banken. Aktuelle Insolvenzzahlen vervollständigen das Bild wachsender Ausfallrisiken.

Vermögensverwalter mit Private-Debt-Angeboten rechnen für die kommenden beiden Jahre in der Mehrzahl (56%) mit leicht steigenden Ausfallquoten, wie aus einer Erhebung von Mercer unter Branchenvertretern mit mehr als 2 Bill. Dollar verwalteter Assets hervorgeht. Als „leicht steigend“ wird eine Zunahme zwischen 25 und 75 Basispunkten eingestuft. Ein knappes Zehntel fürchtet sogar einen signifikanten Anstieg um knapp ein Zehntel.

Statistisches Bundesamt vermeldet Anstieg bei Insolvenzen

Mit steigenden Ausfallrisiken haben derweil nicht nur die Private-Debt-Fonds zu kämpfen. Auch in den Kreditbüchern deutscher Banken mehren sich die Problemfälle. Einer Studie der Unternehmensberatung Bearing Point zufolge ist die Anzahl notleidender Kredite in Deutschland zuletzt um ein Viertel gestiegen. In keinem anderen europäischen Land war der Anstieg so groß. Untersucht und verglichen wurden die Geschäftsberichte der Banken der Jahre 2023 und 2024. Im Schnitt erhöhten sich die notleidenden Kredite in Europa in diesem Zeitraum lediglich um 1,1%. Den hohen Anstieg in Deutschland begründet Bearing Point mit der Zunahme von Unternehmensinsolvenzen sowie massiven Wertverlusten und steigenden Kreditausfällen im gewerblichen Immobiliensektor.

Aktuelle Insolvenzzahlen liefern noch mehr Grund zur Sorge. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte, haben die Amtsgerichte im April 2.125 beantragte Insolvenzverfahren von Unternehmen gemeldet. Dies entsprach einem Anstieg um 11,5 % gegenüber dem Vorjahr. Damit gingen zuletzt zwar mehr Unternehmen pleite. Allerdings ging es im Mittel um deutlich geringere Summen. Die durch die Insolvenzen betroffenen Gläubigerforderungen beziffert das Statistische Bundesamt diesen April nur auf 2,5 Mrd. Euro, nach 11,4 Mrd. im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Starke Zunahme bei kleinen Firmenpleiten

Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass es aktuell weniger die Großkonzerne sind, die Kreditgebern Sorgen bereiten. Große Unternehmen können sich Dank der reichlich vorhandenen Liquidität an den Fremdkapitalmärkten im Prinzip immer noch irgendwie Geld beschaffen, sofern nötig. Viel problematischer sind kleinere und mittelständische Unternehmen, die sich in einem wirtschaftlich herausfordernden Umfeld schwerer tun, an Kapital zu gelangen. Für sie wird die Luft schnell dünner.

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