Michael Hoeck führt künftig Genoverband
Michael Hoeck führt künftig Genoverband
Regas Nachfolger tritt im September an – Verbandsratschef Ochs sieht Querelen der vergangenen Monate als beendet an
fir Frankfurt
Der Genoverband komplettiert nach den Querelen der vergangenen Monate seine Führung. Neuer Vorstandsvorsitzender wird am 1. September Michael Hoeck, teilte der Prüfungs- und Beratungsverband nun nach dem entsprechenden Votum des Verbandsrats mit. Der Co-Vorstandssprecher der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank mit Sitz in Simmern im Hunsrück ist Wirtschaftsprüfer und seit 2021 Vertreter des Verbandsrats und wird ein Nachfolger von Ingmar Rega, dessen plötzlicher Rücktritt Ende Januar den Verband in eine tiefe Führungskrise gestürzt hatte. Zuvor waren unter anderem Rega und der damalige Vorsitzende des Verbandsrats, Peter Hanker, intern des Fehlverhaltens bezichtigt worden.
Für uns ist das Thema jetzt abgeschlossen.
Verbandsratsvorsitzender Christoph Ochs zu den Untersuchungen der Vorwürfe gegen Führungskräfte des Genoverbandes
Dass die Vorwürfe unbegründet seien, zeige eine mittlerweile abgeschlossene externe Untersuchung, macht der seit Ende März amtierende Verbandsratsvorsitzende Christoph Ochs im Interview der Börsen-Zeitung deutlich: „Nun ist klar: Es ist nichts Belastbares übrig geblieben.“ Er hatte Hanker abgelöst, nachdem dieser sich auf eigenen Wunsch, wie es seinerzeit hieß, nach zwei Amtsperioden zurückzog. Ochs verhehlt nicht, dass die Ereignisse im Genoverband die genossenschaftliche Finanzgruppe in Unruhe versetzt haben.
Thema „abgeschlossen“
Er glaube aber, dass sie schnell wieder zur Tagesordnung übergehe, nachdem die Vorwürfe ausgeräumt wurden. „Für uns ist das Thema jetzt abgeschlossen.“ Größerer Schaden für die Geschäfte zeichne sich bislang nicht ab, sagt Ochs. „Wir sind auch in dieses Jahr gut gestartet.“ Bereits 2024 sei „ein sehr erfolgreiches Jahr“ gewesen.
Kurs auf Wachstum
Den Wachstumskurs, den Rega unter der Ägide Hankers gefahren ist, stellt Ochs nicht infrage. Auch nicht den Ausbau der Bankberatung, die im Hause nicht unumstritten war. Ganze Beraterteams, etwa von ZEB, wurden im Zuge dessen abgeworben. Dazu zählte auch Thomas Stegmüller, der zwischenzeitlich Geschäftsführer der Awado Bankenberatung war, und als Verfasser des rund 100-seitigen Dossiers voller Vorwürfe gilt, welche den Genoverband schließlich in die Bredouille gebracht hatten.
Beratung im Konzern halten
Wachstumsmöglichkeiten sieht Ochs beispielsweise durch verstärkte Nachfrage von Banken nach Beratungsdienstleistungen, die er innerhalb der genossenschaftlichen Finanzgruppe halten möchte, anstatt externe Unternehmen zu beauftragen. „Wir wollen den Bedarf decken und verhindern, dass zu viele Kenntnisse über die genossenschaftliche Familie abfließen. Denn wenn ein externes Beratungsunternehmen in Anspruch genommen wird, verlässt auch immer Wissen das Haus“, sagt er.
Die angesichts des personellen Aufbaus bislang defizitäre Bankenberatung wird nach Einschätzung von Ochs im nächsten Jahr ein positives Ergebnis erwirtschaften. Aktuell arbeiten etwa gerade einmal 50 der 2.500 Beschäftigten in dieser Sparte.
Wachstumskurs
Sowohl organisch als auch mitunter anorganisch hat der Verband in den vergangenen Jahren stark zugelegt, so in der Wirtschaftsprüfung, als Bildungsträger, in Kommunikations-, Steuer- und Rechtsberatung sowie in der regulatorischen Unterstützung. Die jüngste Akquise umfasste HmcS, eine Plattform zur Auslagerung von Kredit- und Immobilienprozessen. Von 2018 bis Ende 2024 habe sich der Umsatz des Genoverbands, inklusive der bundesweit tätigen Tochtergesellschaft Awado-Gruppe und der Personalberatung Geno Personal Consult, von rund 140 Mill. auf etwa 270 Mill. Euro nahezu verdoppelt, hatte Rega im November im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erklärt. Zugleich seien in diesem Zeitraum etwa 1.000 neue Beschäftigte eingestellt worden.
Fusion mit anderen Verbänden denkbar
Auch verstärkte Kooperation mit anderen Genossenschaftsverbänden wie Weser-Ems oder sogar Fusionen hält Ochs für denkbar. „Wenn jemand mit uns spricht, können wir uns vorstellen zu fusionieren. Aber wir haben uns jetzt nicht das Ziel vorgenommen, mit Weser-Ems zu fusionieren oder mit dem Genossenschaftsverband Bayern“, sagt er.
Der Genoverband vertritt 2.600 Genossenschaften in 14 Bundesländern, darunter gut 300 Genossenschaftsbanken. Dem Vorstand gehören aktuell Peter Götz, Katja Lewalter-Düssel und Marco Schulz an. Letzterer führt den Verband seit Regas Rückzug kommissarisch, und er wird mit Amtsantritt Hoecks stellvertretender Vorstandsvorsitzender.