HypoVereinsbank

Neue Runde im Filialabbau

Die deutsche Unicredit-Tochter HVB geht mit dem Filialabbau in eine weitere Runde. Dies dürfte aber nur ein Zwischenschritt sein. Der Trend, das Zweigstellennetz auszudünnen, dauert im Bankensektor an.

Neue Runde im Filialabbau

Von Stefan Kroneck, München

Die HypoVereinsbank (HVB) setzt abermals den Rotstift an. Im Rahmen eines Strategieplans der neuen Konzernspitze vom italienischen Mutterkonzern Unicredit steht die drittgrößte deutsche Geschäftsbank vor einem erneuten Einschnitt. HVB-Vorstandschef Michael Diederich plant, bis Ende 2023 über 1 000 Stellen zusätzlich zu streichen und weitere 50 Filialen zu schließen (vgl. BZ vom 10. Dezember).

Damit führt der Investmentbanker Diederich, der die HVB seit Anfang 2018 leitet, einen Schrumpfkurs fort, den sein Amtsvorgänger Theodor Weimer (heute CEO der Deutschen Börse) mit großen Schritten angestoßen hatte. Das bedeutet: Binnen zehn Jahren schrumpft die Zahl der HVB-Mitarbeiter um rund die Hälfte auf künftig ungefähr 10 000. Die Zahl der Geschäftsstellen – darunter Filialen – verringert sich im gleichen Zeitraum um mehr als die Hälfte auf voraussichtlich rund 400 (vgl. Grafik). Die Entwicklung bei der HVB ist in der Kreditwirtschaft kein Einzelfall. Sie spiegelt einen Trend wider, den die Branche seit Jahren durchmacht. Davon sind alle drei Bankensektoren (privat, öffentlich-rechtlich und genossenschaftlich) gleichermaßen betroffen. Für Schlagzeilen sorgten auf dieser Ebene zuvor die Commerzbank und die Deutsche Bank. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank betrug die Gesamtzahl aller inländischen Bankzweigstellen im vergangenen Jahr 24 100. Das entsprach einem Rückgang von 10 %. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren es noch fast 38 000.

Das Tempo der Ausdünnung des Filialnetzes korrelierte in den vergangenen Jahren mit dem sich verschärfenden Zinstief, welches für eine Erosion der Margen der Geldhäuser sorgte. Hinzu kommt ein sich veränderndes Kundenverhalten im Zuge der Digitalisierung. Die Corona-Pandemie beschleunigt das. Einfache Bankgeschäfte können zunehmend online erledigt werden. Die Bankmitarbeiter arbeiten wegen der Seuche überwiegend von zu Hause aus. Die Besetzung von Zweigstellen ist überschaubar. Kunden zieht es deutlich weniger in die Filialen als früher. Unter diesen Gegebenheiten wird ein ausgedehntes Zweigstellennetz immer kostspieliger. Das heißt, dass der Trend, die Zahl der Filialen abzubauen, in der Zukunft andauern wird. Mancher mag behaupten, dass sich die Filialbanken zu Direktbanken entwickeln. Das wäre übertrieben. Schließlich basieren vor allem die Geschäftsmodelle der Volks- und Raiffeisenbanken sowie der Sparkassen auf einem engen Draht zum privaten und zum mittelständischen Kunden im ländlichen Raum.

Ambitionierte Zielvorgabe

In Bezug auf die HVB bedeutet das, dass auch nach Abschluss der neuen Sparrunde noch kein Ende der Fahnenstange erreicht sein dürfte. Der Druck auf Diederich wird sich vonseiten des neuen Unicredit-CEO Andrea Orcel insbesondere dann erhöhen, wenn es der HVB nicht gelingen sollte, die Kosten-Ertrags-Relation (Cost-Income-Ratio) bis zum Jahr 2024 auf 50 % zu verbessern. In der ersten Hälfte dieses Jahres verschlechterte sich diese Kennziffer auf nahezu 68 (i.V. 59) %.

Die Vorgaben der Unicredit-Konzernführung, der auch Diederich als Mitglied des zusammengeschrumpften Group Executive Committee angehört, sind ambitioniert. Denn trotz einer sich abzeichnenden Trendumkehr bei den Zinsen werden diese nach wie vor verhältnismäßig niedrig bleiben. Zudem herrscht ein starker Wettbewerb im Firmenkundengeschäft. Das macht es schwer, große Ertragssprünge zu realisieren.

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