Institutionelle Investoren

Pensionsfonds VBL baut Private-Equity-Investments erheblich aus

Mit Milliardenbeträgen steigt die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder in Private-Equity-Investments ein. Das Volumen für Unternehmensbeteiligungen und Infrastruktur abseits der Börse dürfte sich schon bald auf 5 Mrd. Euro verdoppeln.

Pensionsfonds VBL baut Private-Equity-Investments erheblich aus

Im Gespräch: Niklas Becker

VBL baut Private-Equity-Investments erheblich aus

Versorgungsanstalt des Bundes setzt neuerdings Milliardenbeträge auf Unternehmensbeteiligungen und Infrastruktur abseits der Börse

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) ist mit 65 Mrd. Euro verwaltetem Vermögen einer der größten institutionellen Investoren in Deutschland. Die größte deutsche Zusatzversorgungskasse mit mehr als fünf Millionen Pflichtversicherten investiert erst seit kurzer Zeit in Private Equity. Dafür forciert die Altersversorgungseinrichtung des öffentlichen Dienstes das Thema Private Markets nun um so stärker und plant Milliardeninvestments in diesem Bereich. Erstmals äußert sich die bisher verschwiegene Organisation öffentlich dazu.

„Seit dem Sommer 2022 investieren wir in Corporate Private Equity bzw. geben Kapitalzusagen zu Fonds ab“, sagte Niklas Becker, Head of Private Equity & Infrastructure Equity Investments der VBL, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Seit Anfang 2024 investieren wir zudem verstärkt in Infrastruktur Equity.“ Die Strategische Asset Allokation (SAA) für das Jahr 2025 sehe Zielquoten von 1,8% für Corporate Private Equity und 2% für Infrastrukturinvestments vor.

Mehr als 4% für Firmenbeteiligungen und Infrastruktur

Diese Quoten werden jährlich überprüft, und die VBL erwartet, dass sie in Zukunft noch etwas steigen werden. „Es wurden Kapitalzusagen von rund 1,5 Mrd. Euro im Jahr 2024 und rund 1 Mrd. Euro im Jahr 2023 getroffen“, sagte Becker, der zuvor für die Bank HSBC Trinkaus & Burkhardt sowie den Versicherer Signal Iduna gearbeitet hat. „Aber wie gesagt, wir sind im Aufbau, und deshalb sind diese Beträge nicht sehr aussagekräftig. Wir wollen nicht bei der Rendite die Lichter ausschießen oder schnell aus der Hüfte schießen.“ Bei der Frage, wie schnell der Betrag für Private Equity weiter wachse, komme es auch darauf an, wie sich der Kapitalstock der VBL entwickele. Eine Verdoppelung auf 5 Mrd. Euro für Private Equity scheint jedoch programmiert.

Flaute im Fundraising

Für viele mittelgroße Private-Equity-Firmen, die seit Jahren mit Fundraising-Problemen kämpfen, weil die institutionellen Investoren lieber zu den ganz großen One-Stop-Shop Adressen gehen, sind das hoffnungsvolle Nachrichten. Am 2. Juni beginnt in Berlin die weltweit größte Private-Equity-Konferenz Super Return in Berlin. Dann werden sich voraussichtlich die Fundraising-Beauftragten der Finanzinvestoren auf die VBL stürzen, um eine Kapitalzusage von dem Altersvorsorge-Riesen aus Karlsruhe zu erhalten.

Keine Steuervermeider erwünscht

Aus der Strategischen Asset Allokation (SAA) hat die VBL interne Quoten gebildet, die mit den Mischungsquoten der Anlageverordnung des Versicherungsaufsichtsgesetzes korrespondieren. „Wir investieren ausschließlich über Fondsvehikel, also mittelbar, in Private Equity und Infrastruktur“, beschreibt Becker die Vorgehensweise. „Wir lehnen dabei Fonds ab, wenn uns die kleinste Kleinigkeit nicht passt." Zum Beispiel habe bei der VBL keine Chance, wer einmal in der Ruf der übertriebenen Steuervermeidung gekommen sei.

Meist haben die Fonds eine feste Laufzeit. „Gerade im Aufbau treffen wir auch Kapitalzusagen zu zeitlich unbegrenzten Evergreen-Fonds“, erklärt Becker. „Das Fondsmanagement für Private Equity und Infrastruktur ist, wie bei der VBL insgesamt und auch bei anderen Institutionellen üblich, jeweils an Partner ausgelagert.“ Innerhalb der Asset Allokation seien Private Asstes unter anderem aufgrund ihrer Illiquiditätsprämie interessant.

Diversifikation der Anbieter erwünscht

Da die Private-Equity-Investments noch im Aufbau befindlich sind, hält sich die Streuung noch in Grenzen. „Eine Diversifikation über viele Anbieter und Fonds hinweg ist geboten, jedoch muss ein ordentliches Monitoring, auch und gerade bei Marktverwerfungen gegeben sein“, grenzt Becker ein. „Die Zahl der externen Dienstleister wird sich in der Abteilung Private Equity wohl zwischen 30 und 40 Partnern einpendeln.“ Die VBL setze bei der Auswahl der Partner weit überwiegend auf etablierte Marktteilnehmer.

Bei der Rendite-Risiko-Betrachtung innerhalb von Private Equity geht es der VBL „eher um die Down Side Protection, also die Absicherung nach unten, als um das Up Side Potential“. „Wir wollen vor allem das Beta mitnehmen“, fasst Becker zusammen. „Die gewählten Manager müssen nicht nur die Renditen im Blick haben, sondern müssen auch ihre Risiken im Griff haben.“ Durch intensive Referenzgespräche mit Markteilnehmern in Deutschland und weltweit sowie durch Besuche von Jahreshauptversammlungen und Investorenbeiräten wisse die VBL, dass diese Fonds und deren Manager für institutionelle Anleger wie die VBL Teile ihres Private-Equity-Portfolios darstellen.

Mindestmaß an ESG

In der Fondsprüfung wird bei der VBL Wert auf eine ESG-Integration im Investmentprozess und im Monitoring der Partner gelegt. „Das Mindestmaß sind die UNPRI (United Nations Principles for Responsible Investments)“, sagte Becker. „Zudem wird jeder neue Partner vor der Zeichnung Background Checks unterzogen, um das Risiko eines Reputationsschadens – sowohl resultierend aus dem E als auch dem S und dem G – möglichst gering zu halten.“ Die VBL habe in der Vergangenheit Fonds von potenziell passenden Fonds-Partnern nicht weiterverfolgt, da die UN-Regeln nicht unterzeichnet waren. „Anderseits haben wir, gemeinsam mit anderen Investoren, bei mindestens einem Partner erreicht, dass die UNPRI unterzeichnet worden ist.“

Mit Milliardenbeträgen steigt die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder in Private-Equity-Investments ein. Das Volumen für Unternehmensbeteiligungen und Infrastruktur abseits der Börse dürfte sich schon bald auf 5 Mrd. Euro verdoppeln. Das sind gute Nachrichten für die Fundraiser auf der „SuperReturn"-Konferenz.