Exit-Strategien

Private Equity: Trendumkehr am Sekundärmarkt

Der Verkauf von Portfolio an sich selbst hat bei Private-Equity-Gesellschaften seit der Coronakrise enorm an Popularität gewonnen. 2022 dominierten herkömmliche Deals den Sekundärmarkt erstmals wieder.

Private Equity: Trendumkehr am Sekundärmarkt

Von Philipp Habdank, Frankfurt

Capiton hat es schon wieder getan: Mit Raith und Aemtech hat die Private-Equity-Gesellschaft zum Jahreswechsel nach KD Pharma zwei weitere Portfoliounternehmen an sich selbst verkauft. Was früher unter Private-Equity-Investoren als No-Go galt, hat unter der Bezeichnung „GP-led Secondary“ vor allem während der Coronakrise als Ersatz für den Exit an Popularität gewonnen. In einem herausfordernden Jahr 2022 ist der Markt jedoch wieder etwas zurückgegangen, heißt es in der von der Investmentbank Jefferies publizierten „Global Secondary Market Review“.

Die Studie untersucht das weltweite Volumen von Sekundärmarkttransaktionen am privaten Kapitalmarkt und analysiert, wie viele Deals auf traditionelle Art von Private-Equity-Geldgebern (Limited Partner, LP) und wie viele auf neumodische Art von Private-Equity-Managern (General Partner, GP) initiiert wurden. In der Langzeitbetrachtung machten die managergeführten Transaktionen demnach immer zwischen 25 und 30% des Sekundärmarktvolumens aus. Mit dem Ausbruch der Coronakrise änderte sich das schlagartig. Während das Volumen investorengeführter Deals 2020 um 60 % auf 25 Mrd. Dollar einbrach, schnellte das Volumen managergeführter Transaktionen um 32% auf 35 Mrd. Dollar in die Höhe. Auch 2021 verzeichnete der Markt mit 51,5% noch einen leichten GP-Überhang. Seit 2016 hat sich das managergeführte Transaktionsvolumen von 9 Mrd. auf zuletzt 52 Mrd. Dollar beinahe versechsfacht, während sich das investorengeführte Volumen von 28 Mrd. auf zuletzt 56 Mrd. Dollar „nur“ verdoppelt hat.

Diese Hochkonjunktur ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Private-Equity-Manager, deren Fonds ihr Laufzeitende erreicht hatten, unter hohem Verkaufsdruck nach einer Möglichkeit gesucht haben, die Haltedauer ihrer Beteiligungen zu verlängern. In den vergangenen beiden Jahren waren die managergeführten Transaktionen deshalb der Haupttreiber des Secondary-Markts.

„2022 haben wir eine kleine Trendumkehr beobachtet“, sagt Manuel Häusler, Senior Managing Director beim Finanzinvestor Ardian, der in beide Transaktionsarten investiert. Das managergeführte Transaktionsvolumen ging zurück. Dem Jefferies-Report zufolge sank es 2022 im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Viertel auf 52 Mrd. Dollar. Zum ersten Mal seit 2019 war das Volumen investorengeführter Transaktionen damit wieder größer als das der managergeführten.

Häusler führt den Rückgang der managergeführten Transaktionen auf die volatileren Märkte und unterschiedlichen Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern zurück. Auch wenn der Private-Equity-Investor sein Portfoliounternehmen zwar faktisch an sich selbst verkauft, wird bei dieser Transaktionsform für die Überführung in das Folgevehikel ein Verkaufsprozess aufgesetzt, mit dem auch ein Kaufpreis ermittelt wird. Ob dieser in der Praxis allerdings genauso hoch ausfällt wie bei einem echten Exit, ist umstritten. Viele Investoren sehen darin einen Interessenkonflikt.

Dennoch haben sich die managergeführten Deals inzwischen am Markt etabliert, schreibt Jefferies. Die Analysten verweisen darauf, dass der Rückgang beim managergeführten Deal-Volumen mit rund einem Viertel immer noch deutlich moderater ausgefallen sei als der Einbruch der traditionellen Exit-Kanäle wie den M&A- und IPO-Märkten.

Häusler geht davon aus, dass der GP-Markt wachsen wird. Langfristig sieht der Sekundärmarktmanager trotzdem mehr Potenzial im LP-Markt. Der Bewertungsrückgang an den liquiden Märkten habe zu Überallokationen in Private Equity geführt. Investoren dürfen nur einen gewissen Teil ihrer Gelder in diese Assetklasse investieren und müssten sich nun entscheiden, ob sie abwarten, die Marktphase aussitzen und damit weniger investieren können oder ob sie Kapazitäten für Neugeschäft freimachen, indem sie Teile des Portfolios verkaufen. Was den investorengeführten Markt langfristig aber mehr anschiebe, sei zum einen der über die Jahre hinweg stark gewachsene Private-Equity-Primärmarkt, der automatisch auch das Potenzial für den Sekundärmarkt erhöhe. Zum anderen hätten Investoren inzwischen mehr Erfahrung in diesem Geschäft gesammelt.

Laut Jefferies war 2022 jeder zweite Verkäufer ein Erstverkäufer. Häusler zufolge hat es sich dabei um strategische Verkäufer gehandelt, die ihr Portfolio aktiv steuern. Er geht zudem davon aus, dass es im Markt noch eine ganze Reihe verkaufsbereiter Investoren gibt, die mit dem Verkauf aber noch warten, bis sich die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern wieder annähern.

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