Luzerner Privatbank in München

Reichmuth preist die Schweiz als Insel der Stabilität an

Die inhabergeführte Privatbank Reichmuth hat auch in Deutschland Kunden – und seit 25 Jahren eine Niederlassung in München. Gründer Christof Reichmuth lobt die Schweiz als sicheren Ort für Vermögen. Vor einigen Jahren gab es allerdings einen heftigen Rückschlag.

Reichmuth preist die Schweiz als Insel der Stabilität an

Reichmuth preist die Schweiz als Insel der Stabilität an

Luzerner Privatbank blickt skeptisch auf Deutschland – Seit 25 Jahren mit Niederlassung in München

jh München

Mit der Schweiz als Hort der Stabilität wirbt die Privatbank Reichmuth & Co um Kunden in Deutschland. Seit 25 Jahren ist Reichmuth mit einer Niederlassung in München präsent. Eine Adresse in der Maximilianstraße zählt zum Exklusivsten, was die bayerische Landeshauptstadt zu bieten hat – auch wenn dort gerade eine großflächige Baustelle zu einem Umweg zwingt. Viel älter als die Münchner Dependance ist die Bank nicht: Karl Reichmuth und sein Sohn Christof haben sie 1996 in Luzern gegründet. Es ist die jüngste der fünf Schweizer Privatbanken.

Eine Präsenz in Deutschland wurde vor allem aus einem Grund aufgebaut, wie Christof Reichmuth, der Präsident des Verwaltungsrats, zugibt: „Damals war die Schwarzgeldzeit.“ Schweizer Banken standen zum Teil zu Recht im Verruf, ihren Kunden aus dem Ausland zu helfen, Geld vor dem Fiskus zu verstecken. Also war es besser, selbst ins Ausland zu gehen. In einem der bisher seltenen Pressegespräche berichten Reichmuth und Jürg Staub – beide sind unbeschränkt haftende Gesellschafter – in München über ihr Geschäft, deutsche Kunden und Anlagestrategien. Das verwaltete Vermögen beziffert Reichmuth auf 16 Mrd. Euro. Auf deutsche Kunden entfielen etwa 2 Mrd. Euro.

Anfang 2024 kam eine Filiale in Düsseldorf hinzu. „In Deutschland sind wir ein bisschen auf Expansionskurs“, sagt Reichmuth. Torsten Steinbrinker, der Vorstand für das Deutschlandgeschäft, ergänzt, die Bank richte sich nach der Nachfrage. Weitere Niederlassungen seien in den nächsten Jahren „Schritt für Schritt“ denkbar.

„Schwachwährung Euro“

Von München aus betreue die Bank etwa 150 Kunden, berichtet Niederlassungsleiter Matthias Stader. Es seien vor allem Ältere, darunter Unternehmer, die ihre Firma verkauft hätten. Wer Kunde von Reichmuth werden will, muss mindestens 1 Mill. Euro anlegen. Viele Kunden hätten ihre Vermögen auf mehrere Verwalter verteilt, berichtet Staub. Generell sei Diversifikation stark gefragt.

Nach Meinung der Schweizer sind Deutschland und auch die USA längst kein absolut sicherer Hafen mehr für Kapitalanlagen. Wegen der sich abzeichnenden stark steigenden Staatsverschuldung kommt Christof Reichmuth zu der Bewertung: „Euro und Dollar gehören aus unserer Sicht zu den Schwachwährungen.“ Er fügt hinzu: „Ich würde nie in Staatsanleihen einer Schwachwährung investieren.“

Ein Notfallkoffer für Krisen

Staub vermeidet es, direkt vor Deutschland zu warnen, sagt aber: „Hier gibt es politisch und wirtschaftlich gewisse Fragezeichen.“ Den Kunden biete Reichmuth eine Vorsorge, um für verschiedene Szenarien gewappnet zu sein. Dafür hat sich die Bank auch einen „Notfallkoffer“ ausgedacht, der mit einem diversifizierten Portfolio vor staatlichen Eingriffen und in Krisensituationen schützen soll.

Jürg Staub gehört außer den Brüdern Reichmuth zu den unbeschränkt haftenden Gesellschaftern.
Foto: Reichmuth & Co

Dass Staub zudem den Begriff Vertrauen mehrmals erwähnt, ist im Bankgeschäft nicht überraschend. Das gelinge Reichmuth mit der unbeschränkten Haftung der Gesellschafter und indem sie wie ihre Kunden investierten. Außer Staub und Christof Reichmuth gehört dessen Bruder Remy, der Vorsitzende der Geschäftsleitung, zu diesem Kreis.

Rückschlag mit Madoff

Im Bemühen um das Vertrauen der Kunden erlitt die Bank zwischenzeitlich einen heftigen Rückschlag. Sie hatte in Hedgefonds von Bernie Madoff investiert, der 2008 als Milliardenbetrüger mit einem Schneeballsystem aufflog. „Das gehört zu unserer Historie“, sagt Christof Reichmuth. „Das kann man nicht auslöschen.“

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