HVB-Mutter

Russland-Geschäft verhagelt Unicredit-Zahlen

Die HVB-Mutter Unicredit hat für das erste Quartal deutlich größere Wertberichtigungen auf das Russland-Engagement vorgenommen als erwartet. Trotz eines damit verbundenen Gewinneinbruchs bestätigt die Bank die Jahresziele. Der Börsenkurs macht einen deutlichen Sprung nach oben.

Russland-Geschäft verhagelt Unicredit-Zahlen

bl Mailand

Die HVB-Mutter Unicredit hat nach massiven Wertberichtigungen auf ihr Russland-Engagement einen Rückgang ihres Quartalsergebnisses gegenüber dem Vorjahr um 70,2 % auf 247 Mill. Euro verzeichnet. Bereinigt um diesen Sonderfaktor wäre der Nettogewinn bei Einnahmen von 4,7 Mrd. Euro (plus 7,9 %) vor allem wegen des deutlichen Rückgangs der übrigen Rückstellungen für Kredite um 48 % auf 1,2 Mrd. Euro gestiegen. Die Börse honorierte das „Großreinemachen“ im Hinblick auf das Russland-Engagement mit einem Kurssprung von 2,1 % auf 8,58 Euro.

CEO Andrea Orcel zeigt sich zuversichtlich, trotz der geopolitischen und makroökonomischen Unsicherheiten die Ziele des Strategieplans 2022 bis 2024 zu erreichen und an die Aktionäre für diesen Zeitraum mindestens 16 Mrd. Euro auszahlen zu können. Nachdem die Hauptversammlung am 8. April bereits 1,6 Mrd. Euro für die erste Tranche eines Aktienrückkaufprogramms freigegeben hatte, ist eine zweite Tranche über 1 Mrd. Euro von der weiteren Entwicklung in Russland abhängig. Dazu soll eine Bardividende von etwa 1,2 Mrd. Euro kommen.

Unicredit reduzierte das Exposure im Russland-Geschäft im ersten Quartal um 2 Mrd. Euro. Praktisch die gesamte Rückstellung für Kredite in Höhe von 1,3 Mrd. Euro entfällt auf das Geschäft in dem Riesenreich. Auf der Kapitalseite sind bereits 92 Basispunkte des maximalen Gesamtimpacts aus dem Russland-Geschäft von 128 Basispunkten berücksichtigt worden. Obwohl zusätzlich bereits Dividendenzahlungen berücksichtigt wurden, konnte die Kernkapitalquote (CET 1) mit 14 (i.V. 15,9) % deutlich oberhalb des Zielkorridors von 12,5 bis 13 % gehalten werden.

Orcel kündigte an, alle Optionen hinsichtlich der Zukunft des Russland-Engagements prüfen zu wollen, darunter auch den kompletten Rückzug. Auch eine Verstaatlichung von Seiten Moskaus sei möglich. Derzeit gebe es aber keine Anzeichen dafür. Ein Rückzug aus Russland sei jedoch kompliziert. Der ausgewiesene Verlust in Russland lag wegen Rückstellungen von 1,23 Mrd. Euro bei 915 (i.V. plus 44) Mill. Euro. Unicredit gehört zu den am stärksten in Russland engagierten Finanzinstituten.

Ohne die Rückstellungen aus dem Russland-Geschäft wäre dieser Posten fast auf null reduziert worden, trotz wachsender konjunktureller Unsicherheiten. Die Bank profitierte auch von einem Anstieg des Zinsüberschusses, des Provisionsergebnisses und des Trading-Geschäfts (siehe Tabelle). Die Kosten sanken binnen eines Jahres um 3 % auf 2,3 Mrd. Euro. Die Aufwandsquote ging weiter deutlich zurück. Das lag insbesondere auch am Personalabbau in Deutschland. Die Aufwendungen dafür hatten 2021 zu einem drastischen Gewinneinbruch bei der deutschen Tochter, die etwa ein Viertel zum Geschäftsvolumen beiträgt, geführt.

Im Quartal stiegen die Einnahmen in Deutschland um 13,9 % auf 1,36 Mrd. Euro. Die operativen Kosten gingen wegen des Personalrückgangs um 7,4 % auf 647 Mill. Euro zurück. Der Nettogewinn wuchs um 84,2 % auf 278 Mill. Euro. Die Aufwandsquote sank auf 47,4 (58,4) %. Das war das beste Ergebnis seit zehn Jahren. Die HBV beschäftigte in Deutschland Ende 2021 rund 11 400 Mitarbeiter und plant bis 2024 einen Abbau auf vermutlich knapp unter 10 000 Vollzeitstellen.

Orcel setzt auf organisches Wachstum. Übernahmen seien kein zentrales Szenario.

Unicredit
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20222021
Erträge 50174675
Zinsüberschuss 23012170
Provisionsergebnis 18431708
Trading-Geschäft 785619
Operative Kosten 23412403
Operatives Ergebnis 13922105
Rückstell. für Kredite 1284167
Nettogewinn 247829
Aufwandsquote (%) 46,751,4
Börsen-Zeitung