Vermögensverwaltung

Schweizer Asset Manager glänzen nur im Inland

Die Schweizer Asset-Management-Industrie ist im Heimmarkt eine dominante Kraft. Doch die heimatlichen Wettbewerbsvorteile lassen sich in dem global umkämpften Markt nur schlecht exportieren.

Schweizer Asset Manager glänzen nur im Inland

Schweizer Asset Manager glänzen – aber nur im Inland

Die Branche verfügt im Heimatmarkt über strukturelle Wettbewerbsvorteile, die sich nur sehr bedingt aufs Ausland übertragen lassen

Von Dani Zulauf, Zürich

Industrielle Massenproduktion ist in der Schweiz nur sehr bedingt ein Erfolgsmodell. Die Exporteure gehorchen seit Jahrzehnten dem Gebot der Spezialisierung, nach dem Motto: Ausländer kaufen nur Schweizer Ware, wenn ihre qualitativen Vorzüge den höheren Preis wert sind.

Amerikaner dominieren

Für das Asset Management, das Geschäft mit der Verwaltung großer Vermögen für Pensionskassen und andere institutionelle Kunden, zu dem auch die Betreuung kollektiver Vermögensanlagen (Anlagefonds) gehört, gelten andere wirtschaftliche Gesetze. In diesem Markt sind Masse, Skalenerträge und tiefe Preise die entscheidenden Erfolgsfaktoren. Auf den Ranglisten der weltweit mächtigsten Anbieter stehen denn auch lauter amerikanische Adressen wie zuvorderst Blackrock, Vanguard, Fidelity und State Street.

Trotzdem ist die Schweizer Asset-Management-Industrie auch in diesem Massengeschäft erfolgreich. Die jüngste Bestandsaufnahme der Asset Management Association zeigt eine Branche mit fast 11.000 Festangestellten, die in der Schweiz ein Gesamtvermögen von nahezu 3.500 Mrd. sfr betreut. Seit 2017 ist dieses Vermögen um durchschnittlich 5% pro Jahr gewachsen.

Dritter Platz in Europa

Zwar verdankt die Branche ihr starkes Wachstum zu 90% dem marktbedingten Preisanstieg der investierten Vermögenswerte. Dennoch war die Expansion der Schweizer Asset-Management-Industrie stark genug, dass sie gemäß europäischer Branchenstatistik in den Jahren 2019 bis 2023 mit einem Marktanteil von 11,2% zur drittstärksten Kraft auf dem alten Kontinent hinter Großbritannien (35%) und Frankreich (16,1%) aufsteigen konnte und vor Deutschland liegt (10%).

Kritische Geister mögen einwenden, dass hier ein simpler Wechselkurseffekt mitspielt. Tatsächlich hat der Franken in der Beobachtungsperiode gegenüber dem Euro um 12% und gegenüber dem Dollar um 6% aufgewertet, was die Statistik zugunsten der Schweiz verzerrt.

Doch dieser Effekt allein wird dem Phänomen der Schweizer Asset-Management-Industrie nicht gerecht. Interessanter ist der Umstand, dass es den im Land tätigen Dienstleistern im globalen, überaus preissensitiven Markt seit Jahren gelingt, ihren Heimvorteil zu bewahren. Zwei Drittel der verwalteten Vermögen gehören inländischen Kunden, allen voran den Pensionskassen, in denen Schweizer Vorsorgevermögen von rund 1.300 Mrd. sfr liegen.

Anlage im Inland bevorzugt

Warum konnten die Giganten aus Übersee bislang keinen größeren Anteil an dem Schweizer Honigtopf ergattern? Auf diese Frage gibt es mehrere Antworten, aber eine ist von besonderem Gewicht: Schweizer Anleger, institutionelle wie private, legen ihr Geld bevorzugt im Inland an. Das hat wenig mit Heimatliebe, dafür viel mit dem Franken zu tun. Die starke Heimwährung begrenzt oder überwiegt in vielen Fällen die Vorteile einer internationalen Anlagendiversifikation.

Schweizer Pensionskassen legen fast 20% ihrer Investitionen in Anleihen in Frankenpapieren an. Der Anteil von Fremdwährungsanleihen beträgt lediglich 9%. Bei den volatileren Aktien, wo das Wechselkursrisiko naturgemäß etwas weniger ins Gewicht fällt, beträgt der Inlandanteil gut 13%, der Auslandsanteil knapp 20%. Rechnet man die inländischen Immobilienanlagen (23%) und andere Kategorien dazu, erreicht der Inlandsanteil weit über 60%.

Wachstum stößt an Grenzen

Doch auch im Schweizer Markt wachsen die Bäume der Asset Manager nicht in den Himmel. Sie möchten mehr Geschäft mit ausländischen Kunden akquirieren, um mehr Masse und Größenvorteile zu erlangen, sagen die Mitglieder der Branchenorganisation in einer aktuellen Umfrage. Das allerdings erweist sich als ein schwieriges Unterfangen. Jenseits der heimatlichen Grenzen muss sich selbst eine UBS dem Diktat der globalen Riesen unterordnen.

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