Streit mit früherer Großaktionärin

Scors unendliche Geschichte

Der 2021 zwischen Scor und seinem früheren Aktionär Covéa geschlossene Frieden hat nicht lange gehalten. Im Hintergrund laufen seit Jahren neue Schiedsgerichtsverfahren.

Scors unendliche Geschichte

Scors unendliche Geschichte

Friede zwischen Scor und Covéa währt nicht lange – Schiedsverfahren im Hintergrund

Von Gesche Wüpper, Paris

Zwischen Scor und seinem früheren Großaktionär Covéa flackern immer wieder neue Streitigkeiten auf. Dabei hatten die französische Rückversicherer und die Versicherungsgruppe 2021 nach einem drei Jahre währenden Streit das Kriegsbeil begraben und ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen. Doch nur ein Jahr später schaltete Scor ein Schiedsgericht ein, was allerdings erst viel später bekannt wurde.

Es geht um die Umsetzung der vereinbarten Rückübertragung von US-Lebensversicherungspolicen. Vereinbart war, dass Covéa einen Teil des Portfolios für 1 Mrd. Dollar übernimmt und auch die damit verbundenen Leistungen — sprich das Todesfallkapital — bezahlt, bis die zugrunde liegenden Verträge erlöschen. Doch Covéa fühlte sich geprellt, da die Sterblichkeitsrate in den USA als Folge von Covid und der Opioid-Krise gestiegen ist, was Scor ebenfalls schmerzlich zu spüren bekam.

Dem Vernehmen nach zahlte Covéa deshalb nur anteilig und überließ Scor den Hauptteil der Rechnung Scor. Laut einem Bericht der Tageszeitung „Les Echos“ zog die Gesellschaft ihrerseits ebenfalls vor das Schiedsgericht. Dabei soll es um die hohe Schadenquote der beiden Scor-Töchter gehen, in denen das amerikanische Leben-Portfolios angesiedelt sind.

Noch einen Schritt weiter

Inzwischen ist Covéa nach Scor-Angaben noch einen Schritt weitergegangen. Um das von der Kontrahentin angestrengte Verfahren auszusetzen, stellt die Versicherungsgesellschaft demnach das gesamte Transaktionsprotokoll des Abkommens aus dem Jahr 2021 vor dem Schiedsgericht in Frage. Das ist auch vor dem Hintergrund der im vergangenen Herbst aufgeflammten Übernahmegerüchte interessant. Denn der Vertrag von 2021 sah vor allem den Rückzug der damals noch mit 8,4% an Scor beteiligten Gesellschaft vor. Covéas verpflichtete sich, bis 2028 keine Kontrollmehrheit anzustreben. Mittlerweile sind ACM Vie (Assurances Crédit Mutuel) mit 5,2%, BNP Paribas Cardif und Norges Bank mit je 5% die größten Aktionäre des Rückversicherers. Covéa hält rund 3,7%.

Etappensieg für Scor

Immerhin kann Scor als Etappensieg verbuchen, dass das Schiedsgericht am ursprünglichen Zeitplan festhält und das von dem Rückversicherer angestrengte Verfahren 2026 abschließen möchte. Für alle Verfahren und Streitfälle habe Scor Rückstellungen gebildet, heißt es.

Doch auch eine Entscheidung des Schiedsgerichts würde die Streitigkeiten mit Covéa nicht unbedingt beenden. Die französische Justiz hat inzwischen gegen Scor als juristische Person im Zusammenhang mit der Übernahme von PartnerRe durch Covéa 2022 für 7,9 Mrd. Euro Anklage erhoben. Denn der langjährige Scor-Chef Denis Kessler soll versucht haben, die Transaktion zu vereiteln. Angeblich hatte er selbst ein Auge auf PartnerRe geworfen. Kessler, der 2023 verstarb, wird verdächtigt, eine Gruppe unterstützt zu haben, die gegen Covéas Plane vorgehen wollte.