Genossenschaftsbanken

Atruvia will IT-Umlage verstetigen

Beim genossenschaftlicher IT-Dienstleister Atruvia konkretisieren sich Pläne für neue Investitionen, die die Genossenschaftsbanken zu schultern haben. Der Aufsichtsrat der Rechenzentrale soll bereits Ende April einen ersten Schritt beschließen.

Atruvia will IT-Umlage verstetigen

Atruvia will IT-Umlage verstetigen

Rechenzentrale der Genossenschaftsbanken arbeitet an Lösung gegen drohenden Investitionsstopp

Von Silke Stoltenberg, Frankfurt

Beim genossenschaftlichen IT-Dienstleister Atruvia konkretisieren sich Pläne für neue Investitionen, die die Genossenschaftsbanken zu schultern haben. Der Aufsichtsrat der Rechenzentrale soll bereits Ende April einen ersten Schritt beschließen.

Beim genossenschaftlichen IT-Dienstleister Atruvia soll der Aufsichtsrat Ende April über eine Lösung entscheiden, wie die drohende Abrisskante bei den IT-Investitionen verhindert werden kann. Konkret geht es Informationen der Börsen-Zeitung zufolge um eine Verstetigung der per Ende Juni eigentlich auslaufenden IT-Sonderumlage. Diese war in den vergangenen fünf Jahren von den Genossenschaftsbanken entrichtet worden. Nun sollen diese Beiträge ab Juli in eine reguläre Preiserhöhung umgewandelt werden. Außerdem soll ab Sommer an einem Konzept gearbeitet werden, wie im kommenden Jahr weitere Investitionen finanziert werden können.

Vor fünf Jahren hatten die Genossenschaftsbanken als Zukunftsinvestitionen für die IT eine Sonderumlage für Atruvia (damals Fiducia & GAD) beschlossen, die sich auf 60 Mill. Euro jährlich belief. Weitere 180 Mill. Euro kamen vom Zentralinstitut DZ Bank und rund 200 Mill. Euro von der Rechenzentrale selbst. Damals hieß es, dass es sich lediglich um eine befristete IT-Sonderzahlung der Volks-, Raiffeisen-, Sparda- und PSD-Banken handele. Aber seit geraumer Zeit war klar, dass die Gruppe für die weiteren Schritte in Richtung Digitalisierung ihre Rechenzentrale mit zusätzlichem Geld versorgen muss.

Einen Vorschlag, wie das gehen könnte, legte das Management der Atruvia nun am 31. März den Mitgliedern des Ständigen Projekt- und Strategieausschusses (SPSA) des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) vor. Die Rechenzentrale wird von den beiden Vorstandssprechern Martin Beyer und Ulrich Coenen geleitet. Demnach soll der Atruvia-Aufsichtsrat Ende des Monats die Umwandlung der Umlage in eine Preiserhöhung beschließen.

Erst zu Monatsbeginn waren übrigens Preiserhöhungen von im Schnitt 5% als inflationsbedingte Preisanpassung für den laufenden Betrieb der Atruvia für die Primärbanken schlagend geworden. Die nun wieder neuen Preiserhöhungen sollen zum 1. Juli greifen, so der Planungsstand aktuell. Wie sich die neuen Lasten auf die einzelnen Häuser verteilen, inwieweit große Häuser womöglich mehr zahlen als kleine, die DZ Bank vielleicht eine spezielle Last trägt – das ist den aktuellen Informationen noch nicht zu entnehmen. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Aufsichtsrat zustimmt. In dem Gremium sind Vorstände der eher größeren Volksbanken, die DZ Bank, der BVR sowie die Arbeitnehmer vertreten. Die Kreditgenossen wollen erklärtermaßen mehr digitale Angebote oder sogar ganze digitale Ökosysteme für Privat- und Firmenkunden anbieten.

Höhere Preise voraus

Daher ist auch klar, dass eine Verstetigung der früheren IT-Umlage als Preiserhöhung allein für die Zukunft nicht ausreicht, zumal auch unlängst die Gruppe der Sparda-Banken beschlossen hatte, bis 2026 komplett zu Atruvia als IT-Anbieter umzuziehen. In der genossenschaftlichen Finanzgruppe waren vor geraumer Zeit bereits Szenariorechnungen herumgegeistert in Anlehnung an entsprechende Investitionsprogramme europäischer Banken, dass die genossenschaftliche Finanzgruppe in Gänze im Extremfall in den nächsten Jahren 450 Mill. bis 1 Mrd. Euro jährlich aufbringen müsste, um auf Augenhöhe mit digitalen Vorreitern unter den europäischen Banken zu kommen. Daher sollen nach jetzigem Planungsstand im Jahr 2024 weitere Preiserhöhungen folgen, um der Atruvia im Schnitt weitere 5% der heutigen Leistungsentgelte der gesamten genossenschaftlichen Organisation als zusätzliche Investitionen zur Verfügung zu stellen.

Wie sich wiederum diese Lasten zwischen kleinen und großen Genossenschaftsbanken, der DZ Bank und der Atruvia selbst verteilen sollen, ist unklar. Details sollen ab Sommer in den zuständigen Gremien ausgearbeitet werden. Der BVR sowie Atruvia wollten auf Anfrage zu den Informationen keine Stellung beziehen. Der IT-Dienstleister ließ auch die Frage nach der Gesamtsumme der heutigen Leistungsentgelte unbeantwortet.