Genossenschaftsbanken

Neue IT-Lasten für die Volksbanken

Atruvia, der IT-Dienstleister der Volks- und Raiffeisenbanken, benötigt voraussichtlich milliardenschwere Investitionen für die Digitalisierung der Gruppe. Damit drohen den Primärbanken höhere Gebühren.

Neue IT-Lasten für die Volksbanken

Bei den Volks- und Raiffeisenbanken steht schon wieder eine neue Investitionsrunde für den zentralen IT-Dienstleister Atruvia ins Haus. Vergangene Woche tagte der Verbandsrat des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Das Strategieorgan bestätigte die Notwendigkeit weiterer Investitionen in Digitalisierung und Automation des Bankings. Höhe und Zeitraum stehen zwar noch nicht fest, doch der Blick ins europäische Ausland legt eine Spanne von 450 Mill. bis 1 Mrd. Euro pro Jahr nahe, will man auf Augenhöhe mit europäischen Wettbewerbern sein.

Nach Informationen der Börsen-Zeitung skizzierten die beiden Vorstandssprecher von Atruvia, Martin Beyer und Ulrich Coenen, dem Verbandsrat in einer Präsentation die Investitionsprogramme der europäischen Wettbewerber, die in den nächsten Jahren 2,5 bis 6 % ihrer Zins- und Provisionserträge in die Digitalisierung stecken wollen. Übertragen auf die Kreditgenossen wären dies eben die besagten 450 Mill. bis 1 Mrd. Euro jährlich. Dabei läuft die aktuelle Digitalisierungsumlage bei den Volks- und Raiffeisenbanken erst Ende Juni aus und hatte nur 500 Mill. Euro für den gesamten Zeitraum betragen.

Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung betont Beyer, dass die Ausgaben anderer Banken lediglich als Orientierungsgröße zu verstehen sind. Diese Zahlen könne man nicht automatisch nehmen, um den Investitionsbedarf in der genossenschaftlichen Finanzgruppe zu errechnen. „Die Notwendigkeit, in die Digitalisierung zu investieren, ist unstrittig, wir müssen in der Gruppe aber noch einen Konsens darüber erreichen, an welcher zeitlichen Erwartungshaltung wir uns messen lassen wollen – und davon hängt dann das jährliche Investitionsvolumen ab“, sagt er.

Geplant ist nun, dass Atruvia für den Ständigen Projekt- und Strategieausschuss des BVR (SPSA) bis Ende März eine indikative Roadmap für das Investitionsvolumen bis 2025 mit Ausblick bis 2027 erarbeitet. Über die endgültige Investitionshöhe und den Zeitraum entscheidet dann die Mitgliederversammlung der Genossenschaftsbanken am 15. Juni.

Einen Teil der neuen Investitionen will Atruvia selbst tragen, ein Teil wird wohl von der DZ Bank kommen, und der Rest könnte in Form höherer Beiträge auf die Genossenschaftsbanken zukommen. Dieses Modell steht zumindest im Raum.

Große Chancen erkennt Atruvia für sich beziehungsweise für die Primärbanken in der Digitalisierung des Firmenkundengeschäfts. Je nachdem, was hiervon Anklang findet bei den Mitgliedsinstituten, fließen solche Vorhaben in die neue Investitionsplanung für die Atruvia ein. Ebenso wird die Höhe der neuen Rechnung für die genossenschaftliche Finanzgruppe dadurch be­stimmt, wie stark die Automatisierung den zunehmenden Fachkräftemangel bei den Banken kompensieren soll beziehungsweise muss.