Vor Hurrikansaison

Talanx erfreut Anleger mit erhöhter Prognose

Der Versicherungskonzern Talanx hat sein Gewinnziel für 2025 noch vor der diesjährigen Hurrikansaison erhöht. Anleger applaudieren: Die Aktie erreicht ein neues Allzeithoch.

Talanx erfreut Anleger mit erhöhter Prognose

Talanx erhöht Gewinnziel vor Hurrikansaison

Versicherer übertrifft Erwartungen mit Rekordergebnis im ersten Halbjahr – Aktie klettert auf Allzeithoch

ste Hamburg

Der Versicherungskonzern Talanx hat trotz einer hohen Großschadenlast im ersten Quartal sein bislang bestes Ergebnis in einem ersten Halbjahr erreicht und das Gewinnziel für 2025 noch vor der anstehenden Hurrikansaison angehoben. Der Mehrmarkenversicherer aus Hannover teilte bei der Vorlage des Zwischenberichts zum 30. Juni mit, im laufenden Geschäftsjahr nun mit einem Nettogewinn von ungefähr 2,3 (i.V. 1,98) Mrd. Euro zu rechnen. Zuvor hatte das Unternehmen mehr als 2,1 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Anleger applaudierten: Die im MDax gelistete Talanx-Aktie, im bisherigen Jahresverlauf bereits um mehr als 40% gestiegen, legte am Donnerstag um bis zu 8,3% auf 126,20 Euro zu und erreichte damit ein neues Allzeithoch seit dem Börsengang im Oktober 2012.

Im ersten Halbjahr stieg der Gewinn der Talanx, die mit 50,2% an der Hannover Rück beteiligt ist, um 26% auf 1,37 (1,09) Mrd. Euro. Markterwartungen wurden übertroffen: Analysten hatten im Schnitt mit 1,28 Mrd. Euro gerechnet. Die Ergebnissteigerung führt der Versicherer auf ein starkes operatives Geschäft zurück, das von normalisierten Großschadenleistungen und positiven Währungseffekten infolge der Dollar-Abschwächung im zweiten Quartal profitiert habe. Die im ersten Halbjahr auf 23,4 (20,3)% erhöhte Eigenkapitalrendite hätte ohne die Wechselkurseffekte bei 20% gelegen, sagte Talanx-Finanzchef Jan Wicke vor der Presse. Für das Gesamtjahr kündigt der Konzern nun ein Niveau von ungefähr 18 (17,9)% nach bislang rund 17% an.

Puffer für Großschäden

Die Prognose setzt unter anderem voraus, dass die Großschadenlast den Erwartungswert der Talanx von rund 2,8 Mrd. Euro in diesem Jahr nicht überschreitet. Im ersten Halbjahr blieben die Großschadenleistungen mit 1,13 Mrd. (750 Mill.) Euro im Rahmen des gebuchten periodenanteiligen Budgets von 1,27 Mrd. Euro, wie der Versicherer mitteilte. Dabei fielen die Leistungen im zweiten Quartal deutlich geringer aus als in den ersten drei Monaten mit dem bislang größten Naturkatastrophen-Einzelschaden infolge der Waldbrände in Kalifornien. Man gehe mit einem Puffer von 140 Mill. Euro in das zweite Halbjahr mit dem dritten, traditionell von der Hurrikansaison geprägten Quartal, so Wicke. Die Zerstörungen durch die Brände um Los Angeles kosteten den Konzern allein 624 Mill. Euro.

Der Talanx-Finanzchef hob hervor, dass die im ersten Halbjahr auf 90,7 (91,2)% verbesserte Schaden-Kostenquote in der Erst- und Rückversicherung sowie das um 11% auf knapp 2,6 Mrd. Euro gestiegene versicherungstechnische Ergebnis Rekordwerte darstellten. Während die Erstversicherung mit einem Plus von 14% auf über 1 Mrd. Euro stärker zum Anstieg des versicherungstechnischen Ergebnisses beigetragen habe, schneide die Rückversicherung bei der Combined Ratio mit 88,4% besser ab als die Erstversicherung mit 91,2%. Die Hannover Rück, die am Dienstag über ihre Halbjahreszahlen berichtet hatte, erwartet 2025 einen Gewinnanstieg auf rund 2,4 Mrd. Euro.

„Superstarke Bilanz“

Neben dem sehr guten versicherungstechnischen Ergebnis verwies Wicke auf eine „superstarke Bilanz“. Die Solvency-2-Quote liege mit 224% zum 30. Juni zwar leicht unter dem Wert von Ende März (229%), was neben Währungseffekten auf eine Rückzahlung von nachrangigem Kapital durch die Hannover Rück zurückzuführen sei. Man liege aber weiter oberhalb des Zielkorridors von 150 bis 200%.

Zum höheren Halbjahresergebnis trugen den Angaben zufolge alle Geschäftsbereiche bei. Der Ergebnisbeitrag der Erstversicherung lag mit 51 % über dem Anteil der Hannover Rück. Sehr zufrieden äußerte sich Wicke über die Entwicklungen im Industrieversicherungssegment Corporate & Specialty sowie im internationalen Privat- und Firmenversicherungsgeschäft, die ihren Versicherungsumsatz währungsbereinigt um 8 bzw. 9% und ihren Beitrag zum Konzernergebnis um 23% bzw. 49% einschließlich Minderheitenanteil des Ergebnisses der polnischen Tochtergesellschaften Warta und TU Europa steigerten. Unter Berücksichtigung der unlängst an Barbuss verkauften Gesellschaften in Argentinien und Uruguay liege das Wachstum von Retail International bei 10%. Der am 6. August verkündete Verkauf führte zu einem Veräußerungsgewinn von 6 Mill. Euro, wie Wicke mitteilte. Im deutschen Privat- und Firmenversicherung mit einem auf 6% gesunkenen Anteil am Nettoergebnis des Talanx-Konzerns trug die Ende 2025 auslaufenden Kooperation mit der Targobank zu einem Rückgang des Versicherungsumsatzes um 8% bei. Der Beitrag zum Konzernergebnis erhöhte sich um 2%.