Neue Turbulenzen bei den Genossen
Neue Turbulenzen bei den Genossen
Volksbank Düsseldorf Neuss hat Wertberichtigungsbedarf in gewerblicher Immobilienfinanzierung – Bayerisches Bankhaus RSA verliert Vorstandschef
Die Turbulenzen im Genossenschaftssektor intensivieren sich. Die wegen eines Betrugsfalls gebeutelte Volksbank Düsseldorf Neuss hat nun noch Wertberichtigungsbedarf im Kreditgeschäft verkündet. In Oberbayern ist das Bankhaus RSA in Schwierigkeiten. Die Bilanzsumme ist in den vergangenen Jahren angeschwollen.
fir/mic Frankfurt/München
Bei der Volksbank Düsseldorf Neuss zeichnet sich zusätzlicher Wertberichtigungsbedarf ab, wie am Dienstag bekannt wurde. Das Institut war im Jahr 2024 in einem internationalen Betrugsfall um 100 Mill. Euro geprellt worden und muss deshalb von der Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) gestützt werden.
In einer Mitteilung hieß es nun, dass darüber hinaus „ein hoher Wertberichtigungsbedarf im Kreditgeschäft“ zu erkennen sei. „Zusammen mit den sanierungsbedingten Aufwendungen und den Risiken aus dem Betrugsfall hätten sich hieraus Belastungen ergeben, die die Bank nicht aus eigenen Mitteln hätte tragen können.“ Die BVR-Sicherungseinrichtung habe der Volksbank deshalb zur Abschirmung der Risiken Garantien gewährt.
Komplexe Jahresabschlussprüfung
Gut unterrichteten Kreisen zufolge handelt es sich um gewerbliche Immobilienkredite. Erkenntnisse über die Höhe des Wertberichtigungsbedarfs lägen noch nicht vor. Die Jahresabschlussprüfung verzögere sich angesichts „ihrer Komplexität“ weiter, geht aus der Mitteilung hervor. Ein Sprecher des Instituts sagte lediglich, dass Zahlen voraussichtlich auf der Vertreterversammlung im Spätsommer oder Frühherbst präsentiert würden.
Den Betrugsfall betreffend, bestehe unverändert eine Forderung des französischen Modeunternehmens Kiabi gegen das Institut. Bislang seien aber keine juristischen Schritte gegen die Bank unternommen worden. Garantien der Sicherungseinrichtung des BVR deckten das Risiko „vollumfänglich“ ab.
Rückstellungen habe die Volksbank deshalb nicht gebildet, hieß es anlässlich des diesjährigen Vertretergesprächs der Volksbank.
Betrug zum Opfer gefallen
Diese findet sich seit vergangenem Jahr in einem Betrugsfall wieder. Eine frühere Verantwortliche in der Finanzabteilung von Kiabi hatte 100 Mill. Euro veruntreut. Sie überwies das Geld zur Volksbank Düsseldorf Neuss und offenbar von dort weiter in die Türkei. Die Summe dürfte sich der Modekonzern wieder auf dem Rechtsweg von der Volksbank holen wollen. Die Frau wurde mittlerweile festgenommen, die Pariser Staatsanwaltschaft ermittelt. Die Transaktionen werfen auch Fragen bezüglich der Geldwäscheprävention der Volksbank auf. Dahingehend habe es Versäumnisse gegeben, die zu zusätzlichen Prüfungen von BaFin und BVR geführt hätten, räumte das Institut nun ein.

Vier Institute in Sicherungseinrichtung
Die Volksbank wird geführt von den beiden von der BaFin entsandten Sonderbeauftragten mit Geschäftsleiterfunktion, Heiner Arnoldi und Michael Horf. Das Institut ist eines von vier, die sich offiziell in der BVR-Sicherungseinrichtung befinden. Dazu zählen die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden und die Volksbank Dortmund-Nordwest. Jüngst war bekannt geworden, dass auch die Raiffeisenbank im Hochtaunus gestützt werden muss. Die Belastungen für die genossenschaftliche Finanzgruppe aus den Stützungen könnten 1,2 Mrd. Euro betragen, die zusätzlichen Kreditwertberichtigungen der Düsseldorfer nicht berücksichtigt.
Bankhaus beschreibt sich als „voll leistungsfähig“
Währenddessen intensivieren sich in Bayern die Diskussionen über das Engagement eines genossenschaftlichen Instituts in der Immobilienfinanzierung. Das Bankhaus RSA sieht sich nach dem Abgang des Chefs Alfred Pongratz gezwungen zu betonen, dass alle Bankdienstleistungen uneingeschränkt zur Verfügung ständen: „Die Bank ist weiterhin voll leistungsfähig.“ Bei der Bank aus dem Landkreis Mühldorf am Inn heißt es, man arbeite mit dem Genossenschaftsverband Bayern zusammen. Dieser und der BVR gaben auf Anfrage keine Stellungnahme ab.
Der „Weiterentwicklungsprozess“ laufe seit Jahresbeginn, heißt es in der Mitteilung, die keinen Hinweis auf den Charakter eventueller Schwierigkeiten enthält: „Ziel ist es, das Institut aus einer stabilen Position heraus zukunftsfest aufzustellen.“ Aufsichtsrat und Vorstand danken Pongratz ausdrücklich für seine Verdienste. Die operative Verantwortung liege nun bei Vorstand Andreas Thalmeier.
Jahrelang kräftig expandiert
Das Institut ist in den vergangenen Jahren stark expandiert, die Bilanzsumme hat sich seit 2018 gut verdreifacht. Das Institut mit dem Stammsitz in der 2.000-Einwohner-Kommune Rechtmehring hat vier Filialen, darunter auch eine Geschäftsstelle im Münchener Stadtteil Schwabing. Die Bank, die zuletzt eine Dividende von 6% zahlte, investiert im Jahr ihres 125-jährigen Bestehens nach früheren Angaben 10 Mill. Euro in Erweiterung bzw. Neubau von zwei Geschäftsstellen.
Engagiert in Immobilienfinanzierung
Früheren Angaben zufolge bezeichnete das Bankhaus seine Risikolage als gut, sie tätige keine Eigengeschäfte. Es gebe eine Beteiligung von 5,6% an der Park Immobilien Wohnbau München 1 GmbH & Co geschlossene Investment KG, heißt es im Geschäftsbericht 2023. In München tritt das Institut als Finanzierungspartner des Immobilienspezialisten KW AG auf. An der KW Financial Services Holding AG – die einem Beschluss auf der Hauptversammlung 2022 zufolge in KW Holding AG umbenannt wurde – halte man 35,2%.
Die KW AG ist nach eigenen Angaben seit mehr als 30 Jahren im Neubauvertrieb und im Immobilienkauf und -verkauf aktiv. Als Neubauprojekte werden zwei große Wohnanlagen in München angezeigt. Die KW AG berichtet in einer Kommunikation mit den Kunden zum Jahr 2024 über zwei sehr schwierige Jahre der Immobilienwirtschaft. Man fühle sich wieder langsam auf dem Weg nach oben.
Mit dem Bankhaus RSA habe man ein besonders attraktives Zinskonzept für das Neubauprojekt „Truderinger Morgen“ erarbeitet, heißt es in der Kommunikation. Unter anderem könne man beim Bankhaus einmalig in ein zinsgünstigeres Darlehen wechseln, wenn sich die Zinskonditionen bis zum Herbst 2025 verbesserten. Wenn die Zinsen steigen sollte, könne man das abgeschlossene Darlehen nutzen.