Versicherer

Wachstum der Arag drückt auf Profitabilität

 Nach dem Rekordjahr 2021 wächst die Arag munter weiter. Für das erste Quartal meldete der größte deutsche Versicherer in Privatbesitz ein Beitragsplus von gut 10%. Motoren des Geschäfts sind die Krankenversicherung, die gerade eine Renaissance...

Wachstum der Arag drückt auf Profitabilität

ak Düsseldorf

 Nach dem Rekordjahr 2021 wächst die Arag munter weiter. Für das erste Quartal meldete der größte deutsche Versicherer in Privatbesitz ein Beitragsplus von gut 10%. Motoren des Geschäfts sind die Krankenversicherung, die gerade eine Renaissance erlebt, sowie das internationale Geschäft. Beide Segmente legten um je 14% zu. Die Gewinne konnten da nicht ganz mithalten.

Vorstandschef Renko Dirksen sparte bei der Bilanzvorlage dennoch nicht mit Superlativen. Die in der deutschen Versicherungslandschaft mittelständische Arag hat bereits im vergangenen Jahr das Wachstumsziel von 2 Mrd. Euro Beitragseinnahmen vorzeitig erreicht. „Auf dem deutschen Markt hätte es für die Arag nicht besser laufen können“, schwärmte Dirksen.

Der Arag-Chef führt den Erfolg auch auf das gestiegene gesamtgesellschaftliche Sicherheitsbedürfnis inmitten vieler Krisen zurück. In der Rechtsschutzversicherung auf dem Heimatmarkt legten die Düsseldorfer 2021 um 11% zu und holten im Vergleich zu den vor ihnen liegenden Wettbewerbern Allianz und Roland auf. Weltweit sieht sich die Arag, die in 19 Ländern aktiv ist, als Nummer 1 im Rechtsschutzmarkt.

In der Krankenversicherung hat die Arag vor einiger Zeit ihre Strategie geändert und setzt jetzt wieder auf die Vollversicherung. Die neuen Tarife sind im Markt gut angekommen. Die Zahl der Vollversicherten ist von gut 52000 Ende 2020 auf mittlerweile über 65000 gestiegen.

Die Kehrseite des hohen Wachstums ist eine hohe Kostenquote und ein deutlicher Verlust im deutschen Rechtsschutzgeschäft, während die internationalen Aktivitäten hochprofitabel sind. In ihrem Stammsegment auf dem Heimatmarkt verbuchte die Arag einen versicherungstechnischen Verlust von 29 Mill. Euro, der das Vorjahr nochmals übertraf. Nach Dieselgate, Wirecard-Skandal und Corona-Schäden erwartet die Arag jetzt eine steigende Zahl von Rechtsschutzfällen wegen der rasant gestiegenen Strom- und Gaspreise sowie zu Mietnebenkosten.

Die Kostenquote des Konzerns erreichte mit 37,5% den höchsten Wert seit vielen Jahren. Als Grund führte der Vorstand hohe Provisionszahlungen aufgrund der vielen Ab­schlüsse an. Wie weit die Arag die Kosten in den kommenden Jahren wieder senken möchte, wollte die Führung noch nicht sagen. Die Arbeiten an einer neuen Langfriststrategie sind angesichts des Ukraine-Kriegs unterbrochen. Der Vorstand rechnet in der zweiten Jahreshälfte damit, neue Ziele verkünden zu können.

Eine strategische Kehrtwende hat die Arag jedoch schon vollzogen: Die Einschätzung des jungen Legaltech-Marktes hat sich geändert. Der eigene Company Builder Justix in Köln ist vor zwei Monaten geschlossen worden.  „Es ist gar kein Vorteil mehr, außerhalb der Organisation Legaltech-Aktivitäten zu unterhalten“, er­läuterte Dirksen. Die Arag will dagegen die digitalen Möglichkeiten direkt im eigenen Haus nutzen. Justix war vor fünf Jahren ins Leben gerufen worden und war unter anderem mit der Legaltech-Plattform Hellolaw in den Niederlanden gestartet. Die ist jetzt in die niederländischen Arag-Aktivitäten integriert worden. Arag hat nach eigenen Angaben 19 Mill. Euro in Justix investiert.

Für das laufende Jahr ist der Arag-Vorstand trotz des rasanten Starts zurückhaltender. Im Ergebnis vor Steuern wird 2022 gar ein Rückgang erwartet. Von einer Senkung der Schadenquote im deutschen Rechtsschutz geht die Führung nicht aus.

Arag
Konzernzahlen nach HGB
in Mill. Euro20212020
Gebuchte Bruttobeiträge20171849
  Rechtsschutz12581155
  Kranken484430
  Komposit275263
Kostenquote (%)37,536,7
Versicherungstechnisches Ergebnis  118  112
Kapitalanlageergebnis8078
Ergebnis gewöhnliches Geschäft  87  83
Konzernüberschuss3838
Eigenkapitalrendite vor Steuern (%)15,015,5
Börsen-Zeitung