UBS

Weitere Verluste wegen Archegos-Geschäften

Auch die UBS hat sich mit der Finanzierung der privaten Spekulationen des Hedgefonds-Managers Bill Hwang gehörig die Finger verbrannt. Wie die Schweizer Großbank am Dienstag mitteilte, verbuchte sie aus dem Geschäft im ersten Quartal einen Verlust...

Weitere Verluste wegen Archegos-Geschäften

dz Zürich

Auch die UBS hat sich mit der Finanzierung der privaten Spekulationen des Hedgefonds-Managers Bill Hwang gehörig die Finger verbrannt. Wie die Schweizer Großbank am Dienstag mitteilte, verbuchte sie aus dem Geschäft im ersten Quartal einen Verlust von 774 Mill. Dollar. Im zweiten Dreimonatsabschnitt werde ein weiterer Verlust von 87 Mill. Dollar hinzukommen.

Die Mitteilung überraschte und enttäuschte viele Investoren. Die Bank hatte in den vergangenen Wochen nach Spekulationen im Finanzmarkt zwar Verluste eingeräumt, doch diese waren bei weitem nicht in der nun bekannt gemachten Höhe erwartet worden. Dementsprechend heftig fiel am Dienstagmorgen auch die Reaktion der Investoren aus. Der Aktienkurs brach nach der Eröffnung des Handels um fast 4% ein. Im Tagesverlauf reduzierte sich der Kursverlust zwar auf gut 2%, doch damit notiert die Aktie wieder deutlich unter der Marke von 14 sfr. Nach der Vorlage eines guten Jahresergebnisses Ende Januar hatten die Titel diese Zone hinter sich gelassen.

Im Gegensatz zur Rivalin Credit Suisse, die mit Archegos 5,5 Mrd. Dollar verloren hatte und damit mehr als den ganzen Quartalsgewinn preisgeben musste, ist in den Quartalszahlen von UBS vom ansonsten guten Geschäftsgang im dreimonatigen Berichtsabschnitt immer noch einiges zu erkennen.

So resultierte immer noch eine unbereinigte Zunahme des operativen Geschäftsertrages im Vorjahresvergleich um 10 % auf 8,7 Mrd. Dollar, was eine Verbesserung des Dreimonatsgewinns um 14 % zum Vorjahr auf 1,8 Mrd. Dollar möglich machte. Der Ertragseinbruch der Investmentbank hielt sich mit 7% auf 2,7 Mrd. Dollar in verkraftbaren Grenzen. Unter Ausklammerung des Archegos-Verlustes hätte die Investmentbank mit einen Quartalsumsatz von rund 3,5 Mrd. Dollar fast gleichauf gelegen mit dem um Archegos bereinigten Quartalsumsatz von Credit Suisse.

Die beiden Investmentbanken weisen auch in puncto Bilanz eine sehr ähnliche Größe auf. Allerdings ist der UBS-Konzern gemessen etwa am Eigenkapital um fast 30 % größer als die Credit Suisse. Weiter gehende Folgen hat der Archegos-Flop für die UBS offenbar nicht.

Kein Enforcement-Verfahren

Das „idiosynkratische“ Ereignis, wie UBS-Chef Ralph Hamers den Unfall in einer Telefonkonferenz mit Journalisten analog zu seinem Antipoden Thomas Gottstein von der Credit Suisse bezeichnete, hat für UBS keine aufsichtsrechtlichen Folgen. Ein Enforcement-Verfahren, wie es die Credit Suisse gerade durchlaufen muss, sei bei UBS nicht vorgesehen, sagte Hamers. Das Prime Brokerage, das die Credit Suisse nun um ein Drittel verkleinern will oder muss, soll bei UBS aufgrund seiner „strategischen Bedeutung“ unangetastet bleiben. Zu personellen Konsequenzen als Folge der Archegos-Pleite machte Hamers keine Angaben. Offensichtlich ist es auf höchster Managementebene deswegen zu keinen Veränderungen gekommen.

Personelle Veränderung in der Konzernleitung bewirkt dagegen die von Hamers forcierte neue Digitalstrategie. Das Gremium wird Anfang Mai um den UBS-Technologiechef Mike Dargan erweitert. Dargan firmiert neu als „Chief Digital“ und „Information Officer“. In dieser Rolle soll es dem Manager obliegen, die verschiedenen Bereiche der Bank stärker unter dem Thema Digitalisierung zu integrieren. Dargan war bereits im Februar interimistisch zum Co-Leiter des Group Chief Operating Office berufen worden, eine Funktion, die er sich mit Sabine Keller-Busse geteilt hatte. Letztere kehrt nun zurück zu ihrem einzigen Verantwortungsbereich, der Leitung des Schweizer Firmenkunden- und Retailgeschäftes.

Mit Markus Diethelm, seit 2008 Leiter des Rechtsdienstes der UBS, kommt es Anfang November zu einem prominenten Abgang. Diethelm ist hauptverantwortlich für die riskante Verteidigungsstrategie der UBS im Steuerprozess in Frankreich, die den Konzern im schlechten Fall eine Strafe in mehrfacher Milliardenhöhe kosten könnte. An seine Stelle tritt die Italienerin Barbara Levi, die zuletzt für den Rohstoffkonzern Rio Tinto und davor für Novartis tätig war.