Japans größte Bank MUFG will mehr Geschäft mit deutschen Finanzinvestoren
Japans größte Bank will mehr Geschäft mit deutschen Finanzinvestoren
Im Podcast: Natascha Winberg
Natascha Winberg will die MUFG in Deutschland zum „One Stop Shop“ für Privatmarktfonds machen
phh Frankfurt
Japans größte Bank will das Geschäft mit Finanzinvestoren im deutschsprachigen Raum ausbauen. Für diese Kundengruppe möchte die Mitsubishi UFJ Financial Group (MUFG) ein „One Stop Shop“ sein, wie Natascha Winberg im Private-Markets-Podcast „Betting Billions“ sagt. Seit Februar 2024 verantwortet sie als Head of Financial Institutions das Geschäft mit Finanzinvestoren im deutschsprachigen Raum. Anfang des Jahres holten die Japaner zudem mit Nadine Henker eine erfahrene Leveraged-Finance-Expertin an Bord.
Im Leveraged-Finance-Geschäft stellt eine Bank einer Private-Equity-Gesellschaft Akquisitionskredite zur Finanzierung von Unternehmensübernahmen bereit. Viele Banken hatten sich zuletzt aus diesem riskanten Geschäft zurückgezogen oder wurden von privaten Kreditfonds verdrängt, die das Geschäft unter deutlich weniger strengen Regulierungsauflagen betreiben können. Die MUFG hingegen verfolge Winberg zufolge eine klare Initiative, das Geschäft global aufzubauen und möchte im Leveraged Finance ein großer Spieler werden.
Überbrückungskredite
Für Banken gibt es aber noch mehr Möglichkeiten, um mit Finanzinvestoren ins Geschäft zu kommen. Banken wie MUFG finanzieren nicht nur Portfoliounternehmen von Beteiligungsgesellschaften. Sie finanzieren Finanzinvestoren auch auf Fondsebene – laut Winberg entlang des gesamten Lebenszyklus eines Privatmarktfonds. Erste Anknüpfungspunkte entstünden zu Beginn des Fundraisings über sogenannte Capital Call Facilities. Das sind Kreditlinien, die Banken einem Fondsmanager zur Überbrückung bereitstellen, bis diesem die zugesagten Gelder seiner Investoren ausbezahlt werden.
Für die Manager von Private-Equity-, Private-Debt-, Immobilien- oder Infrastrukturfonds habe diese Kreditlinie den Vorteil, dass sie direkt Investments machen könnten. Sobald die Investorengelder dann tatsächlich abgerufen sind, wird der Bankkredit wieder zurückgeführt. Laut Winberg sind die Capital Call Facilities inzwischen absoluter Branchenstandard und würden von so gut wie jedem Fonds genutzt. Aufgrund ihres Überbrückungscharakters hätten diese Kredite in der Vergangenheit deshalb auch nur eine Laufzeit von einem Jahr gehabt. Mittlerweile gebe es aber auch längere Laufzeiten.
Umstrittene NAV-Finanzierungen
Für die Fondsmanager haben die Überbrückungskredite den angenehmen Nebeneffekt, dass dadurch ihr IRR besser aussieht, also die jährlich annualisierte Rendite. Für Banken liegt der Charme darin, dass das Risikoprofil ein anderes ist als im Leveraged-Finance-Geschäft. Die Banken stellen in ihrer Risikobetrachtung nicht auf die Bonität eines hoch verschuldeten Private-Equity-Portfoliounternehmens ab, sondern auf die Bonität der institutionellen Investoren, die dem Fondsmanager verbindliche Kapitalzusagen gegeben haben, die der Bank als Sicherheit dienen.
Gegen Ende des Fondszyklus kommen dann die sogenannten NAV-Loans ins Spiel. Diese Kredite benötigt ein Finanzinvestor, wenn er bereits das zugesagte Kapital seiner Investoren vollständig abgerufen hat, aber noch weiteres Kapital benötigt. In diesem Fall kann er bei einer Bank einen Kredit aufnehmen und dafür sein bestehendes Portfolio beleihen. Private-Equity-Investoren können sich so beispielsweise Zeit kaufen, wenn ihnen bei einem Unternehmen der Ausstieg nicht gelingt und es darum noch länger im Portfolio halten müssen. Diese Kredite werden aber auch kritisch diskutiert, da manche Private-Equity-Manager die Kredite in der Vergangenheit dazu nutzten, um ihren Investoren fremdfinanzierte Dividenden auszuschütten.