Studie zur Banksteuerung

ZEB attestiert Regionalbanken Schwachstellen in der Personalarbeit

Regionalbanken müssen ihre Personalarbeit professionalisieren, heißt es in einer aktuellen Studie der Beratungsgesellschaft ZEB. Obstkorb und Kicker-Tisch reichten nicht, um neue Talente zu gewinnen.

ZEB attestiert Regionalbanken Schwachstellen in der Personalarbeit

„Kluge Köpfe machen den Unterschied“

ZEB-Studie attestiert Regionalbanken Schwachstellen in der Personalarbeit

wbr Frankfurt

Zinsüberschüsse, Margenanstieg, starke Betriebsergebnisse – die Ausgangslage vieler Regionalbanken in Deutschland ist trotz globaler Unsicherheiten und regulatorischem Druck robust. Eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft ZEB zur Banksteuerung zeigt jedoch auf, wie eng die Luft für Sparkassen und Genossenschaftsbanken werden könnte – und was geschehen müsste, um sie zukunftsfähig zu machen.

Proaktive Steuerung statt reaktives Risikomanagement

Bereits im Vorjahr hatte eine ZEB-Studie zu den Regionalbanken deutlich gemacht, dass das aktive Kapital- und Risikomanagement nach der Zinswende zum zentralen Steuerungsthema geworden ist. Im Fokus standen dabei Zinsbuchstrategie, Risikotragfähigkeit und Eigenkapitaloptimierung. Die neue Analyse für 2025 geht einen Schritt weiter. Die Berater plädieren dafür, vom reaktiven Risikomanagement zur proaktiven Steuerung überzugehen.

Im Vergleich zur 2024er-Studie ist die ZEB-Analyse konkreter in ihren Forderungen. Während im Vorjahr von Möglichkeiten die Rede war, betont die neue Ausgabe die Notwendigkeiten. Die durch Fachkräftemangel, ESG-Regulierung und geopolitische Risiken gesetzten Rahmenbedingungen haben sich verschärft – gleichzeitig steige der Druck durch die finale Umsetzung von CRR III und IT-Regularien wie Dora. „Zwischen Kapitaldruck, Innovation und Einlagenmanagement sind es kluge Köpfe, die den Unterschied machen“, sagt ZEB-Partner Robert Ellenbeck.

Kapitalstärke und Rentabilität

Den vernetzten Steuerungsansatz beschreibt ZEB als „duales Framework“: Kapitalstärke und Rentabilität sollen demnach nicht länger in Zielkonflikten gedacht, sondern miteinander in Einklang gebracht werden. Dabei weist die Studie auf operative Schwachstellen hin – etwa bei der Personalarbeit.

Aus Sicht der Berater ist Personal der Engpass Nummer eins. Nicht mehr als Kostenfaktor, sondern als Voraussetzung für jede nachhaltige Steuerungslogik. „Banksteuerung braucht mehr als Zahlenverstand – sie braucht Menschen mit Überblick, Mut zu pragmatischen Entscheidungen und Lust auf Veränderung“, sagt Ellenbeck. In Zeiten wachsender Komplexität reiche klassische Personalentwicklung nicht mehr aus. Gefragt seien strategische HR-Konzepte, die Kompetenzen aktiv aufbauen. Damit entwickelt sich der HR-Bereich – lange als rein administrativ betrachtet – zur kritischen Instanz für Zukunftssicherung. „Wer Personal heute nicht strategisch, vorausschauend und wirkungsorientiert aufstellt, gefährdet mittelfristig die Zukunftsfähigkeit des gesamten Hauses“, heißt es in der Studie.

Ein Drittel scheidet altersbedingt aus

Ellenbeck betont: „Solange Banksteuerung teilweise manuell aufbereitete Zahlen für die Aufsicht liefert, bleibt der Job wenig attraktiv; wenn sie das Geschäftsmodell resilient macht, wird er zum Zukunftsberuf.“ Banksteuerung müsse als Schlüsselrolle für unternehmerische Resilienz gedacht werden.

Der demografische Wandel verschärft diese Herausforderung. So warnte BVR-Präsidentin Marija Kolak, kürzlich im Interview der Börsen-Zeitung: „Wenn etwa ein erfahrener Bankrisikomanager in den Ruhestand geht, ist es schon jetzt teilweise schwierig, die Stelle nachzubesetzen.“

Bis 2032 scheidet etwa ein Drittel der heutigen Mitarbeiter der Genossenschaftsbanken altersbedingt aus. Angesichts dieser Verknappung geht der Kampf um Talente verschärft weiter. Mit KI allein wird sich der Fachkräftemangel nicht kompensieren lassen. Der HR-Bereich wird damit nach Ansicht von ZEB zum Impulsgeber für eine zukunftssichere Organisation.

Das erhöht den Druck auf Personalverantwortliche. Sie müssen passende Kandidaten finden und zugleich Fehlentscheidungen durch vorschnelle Ablehnungen minimieren. Insgesamt steigen die Anforderungen an die Personalarbeit, wie ZEB konstatiert – insbesondere, was Messbarkeit und Wirkung betrifft. Jede Initiative im Personalbereich sollte anhand von Kennzahlen auf ihre Effektivität und Effizienz überprüft werden, rät die Beratungsgesellschaft aus Münster.

Obstkorb und Kickertisch reichen nicht

Ein strategisches Nachfolgemanagement ist für große Institute längst Pflicht und sollte laut ZEB auch für mittelgroße und kleinere Häuser zum Standard werden. Es genüge nicht mehr, auf Zusatzleistungen zu setzen. „Mit Obstkorb und Kickertisch allein gewinnt man heute niemanden mehr. Das ist zwar nett, aber kein Grund zu bleiben“, schreibt ZEB.

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