Henriette Peucker im Interview

Bankenverband hält Institute für krisenfest

Antizyklische Puffer sieht der Bundesverband deutscher Banken kritisch. Eine Insolvenzwelle unter Firmen hierzulande erwartet der Verband aber nicht.

Bankenverband hält Institute für krisenfest

fed Frankfurt

Der Bankenverband ist überzeugt, dass Deutschlands Banken für die sich abzeichnende Eintrübung des konjunkturellen Umfelds gewappnet sind. „Die deutschen Banken sind stabil, robust und widerstandsfähig. Sie sind in guter Verfassung“, sagt Henriette Peucker, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands deutscher Banken, im Interview der Börsen-Zeitung. Peucker verweist auf die Eigenkapitalquoten, die sich seit der Finanzkrise nahezu verdoppelt hätten.

Nichtsdestotrotz diskutiere der Verband mit der Aufsicht über die Eigenkapitalanforderungen. „Kon­trovers sehen wir vor allem den antizyklischen Kapitalpuffer“, berichtet die Bankenlobbyistin. Dieser Puffer wirke „in der aktuellen Situation prozyklisch und ist nach unserer Auffassung im Moment nicht angebracht“. Der Bankenverband setze sich dafür ein, „dass die BaFin den Puffer auf null herabsetzt“.

Nach Einschätzung der Geschäftsbereichsleiterin, die für Politik und Innovation zuständig ist, deutet viel darauf hin, dass die Rezession in Deutschland schwächer ausfallen könnte als bis vor kurzem angenommen. Allerdings „nehmen die Häuser die konjunkturellen Gefahren, die möglicherweise lauern, durchaus ernst“.

So seien die privaten Banken in ihren konjunkturellen Ausblicken sogar noch etwas skeptischer als die Bundesregierung, da die Bankvolkswirte ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung im gerade begonnenen Jahr um bis zu 1% voraussagten – und nicht bloß um 0,4% wie die Regierung.

Mit Blick auf die Firmenkunden erwarten die Banken zwar, dass das ein oder andere Unternehmen in schweres Fahrwasser geraten werde, rechnen jedoch nicht mit massenweise Pleiten: „Wir rechnen für 2023 mit einem Anstieg der Insolvenzen, aber nicht mit einer Insolvenzwelle.“

Den aktuellen Kompromisstext für das „Bankenpaket“ – einschließlich der Umsetzung der Eigenkapitalregeln unter Basel III – empfiehlt der Bankenverband zur Annahme: „Das Bankenpaket sollte nun möglichst zügig verabschiedet werden.“ Diese Empfehlung steht in Zusammenhang mit der Sorge, das Paket könne nochmals­ geöffnet werden, um bei den makroprudenziellen Puffern draufzusatteln. Ohnehin wäre es für die Banken wichtig, dass sie verlässlich planen könnten und genügend Zeit für die technische Umsetzung hätten.

Generell positiv spricht Peucker auch über das von der Bundesregierung geplante Zukunftsfinanzierungsgesetz, das in den nächsten Wochen erwartet wird: „Wir halten die Vorschläge für gut im Kontext dessen, was man auf rein nationaler Ebene machen kann.“ Bisher sei die Einbindung mit dem Ministerium konstruktiv gewesen. Der Bankenverband sei zuversichtlich, „dass das eine gute Initiative wird“.

Angesprochen auf die Führung des Bankenverbands hat die Stellvertreterin von Hauptgeschäftsführer Christian Ossig wenig Neuigkeiten. Auf die Frage, wann Ossig, der wegen eines Unfalls bereits seit längerem ausfällt, wieder seine Arbeit aufnimmt, kann Peucker „leider nichts Neues sagen“.

Interview Seite 5

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.