Michael Motschmann

Biontech bringt MIG Rekordrendite

Der Münchner Investor ist seit der Gründung vor 13 Jahren an dem Entwickler des ersten Impfstoffs gegen Covid-19 beteiligt. Das Engagement hat sich sehr gelohnt.

Biontech bringt MIG Rekordrendite

jh München

Die Adresse der Unternehmenszentrale von Biontech klingt nach einem Fantasienamen, ist aber echt: Der Entwickler des ersten zugelassenen Impfstoffs gegen das Covid-19-Virus ist in Mainz „An der Goldgrube 12“ beheimatet. Für den Investor MIG AG hat sich das Engagement jedenfalls gelohnt. „Biontech steht mit Abstand an der Spitze unserer bisherigen Investitionen“, sagt Michael Motsch­mann, Gründer und Vorstand der MIG Verwaltungs AG in München, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

13,5 Mill. Euro hatten die MIG-Fonds 2008 in das damals gegründete Biotechnologie-Unternehmen in­vestiert. Mit der aktuellen Ausschüttung summieren sich die Rückflüsse an die Anleger auf rund 600 Mill. Euro. Von dem Anteil von 6% seit dem Biontech-Börsengang an die Nasdaq im Oktober 2019 besitzt MIG noch ein kleines Aktienpaket von weniger als 1%. „Zu einem gegebenen Zeitpunkt werden wir es verwerten“, sagt Motschmann und erinnert daran, dass MIG ein Frühphasen­investor ist.

Motschmann, 63 Jahre alt und gelernter Kaufmann, betont, Biontech sei schon vor der Corona-Pandemie ein sehr erfolgreiches Investment gewesen. Er weist darauf hin, dass der Kurs der für 15 Dollar ausgegebenen Aktie bereits im März 2020 rund 40 Dollar erreichte. Inzwischen liegt er auf einem Niveau von 120 Dollar, die Marktkapitalisierung beträgt rund 28 Mrd. Dollar.

Vom Gründer begeistert

MIG hatte schon Kapital in Ganymed, das Vorgängerunternehmen der Biontech-Gründer Ugur Sahin und Özlem Türeci, gesteckt und die Strüngmann-Brüder, die früheren Eigentümer des Pharmaunternehmens Hexal, als Co-Investoren hinzugeholt. Biontech ist auf die Entwicklung von personalisierten Immuntherapien zur Behandlung von Krebs und Infektionskrankheiten auf Basis der mRNA-Technologie spezialisiert. Motschmann ist von Sahin begeistert: „Er ist ein fantastischer Wissenschaftler und Wissenschaftsmanager. Er denkt vom Ende her, nämlich eine Lösung zu liefern, und fügt die Dinge wie Puzzleteile zusammen.“

So gut wie mit Biontech läuft es für Venture-Capital-Investoren freilich nicht immer. „Fehlschläge sind nicht auszuschließen“, gibt Motsch-mann zu. Von zehn Investments stellten sich zwei bis drei als Flops heraus. Überzeugen ließen er und sein Team sich nur von Bewerbern, die wissenschaftlich brillant seien, hochintelligent, integer und sehr fleißig. „Wir investieren in Leute, die bahnbrechende Ideen haben“, sagt Motsch­mann.

Die MIG AG vereint in ihrem Team Sachverstand von Ingenieuren, Biologen und Wissenschaftlern. Mit Sahins früherer Firma Ganymed hatte sich vor allem der Molekularbiologe Matthias Kromayer beschäftigt. Der war damals Berater und ist inzwischen einer der vier General Partner und Vorstände der MIG Verwaltungs AG.

Das Unternehmen zählt sich zu den führenden deutschen Venture-Capital-Investoren. Schwerpunkte des Engagements sind Technologie- sowie Biotech- und Medizintechnik- Unternehmen im deutschen Sprachgebiet. Bisher wurden nach eigenen Angaben rund 580 Mill. Euro in mehr als 40 Unternehmen investiert und etwa 900 Mill. Euro ausgeschüttet. Aktuell sind 28 Firmen im Portfolio. Exits gelangen mit Verkäufen, unter anderem von Ganymed, und mit Börsengängen: außer Biontech bisher Brain, N-Fon und Immatics.

„Unglaubliches ist möglich“

Motschmann wirbt dafür, mehr Kapital in die Innovationskraft Deutschlands zu investieren. Der Impfstoff von Biontech und die rasche Zulassung sind für ihn ein Paradebeispiel: „Unglaubliches ist möglich, wenn man es will.“ Nach seiner Meinung steht Deutschland an einem Scheidepunkt. „Gesellschaft, Politik und Unternehmen brauchen ein anderes Verständnis für Innovationen“, sagt Motschmann. „Wir müssen sie als Chance begreifen, nicht als Bedrohung.“ Nur so werde Deutschland nach dem Verlust der Führungsrolle in Technologien wenigstens den Anschluss herstellen. Sein Rat: „Gegen Tanker wie China müssen wir schnell und flexibel agieren.“

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