Jahresbilanz

China festigt Spitzenposition im Handel mit Deutschland

China bleibt wichtigster Handelspartner der Bundesrepublik. BGA-Chef Börner will die Abhängigkeit reduzieren und hofft auf das Mercosur-Abkommen.

China festigt Spitzenposition im Handel mit Deutschland

rec Frankfurt

China hat im Corona-Jahr 2020 seine Position als wichtigster Handelspartner Deutschlands gefestigt und hält die Spitzenposition nun das fünfte Jahr in Folge. Zwischen den beiden Ländern wurden laut Statistischem Bundesamt (Destatis) Waren im Wert von 212,1 Mrd. Euro gehandelt. Trotz der Coronakrise stieg der Umsatz im Außenhandel mit der Volksrepublik um 3,0% im Vergleich zu 2019. Deutsche Unternehmen setzten im Reich der Mitte Waren im Wert von 95,9 Mrd. Euro ab. Dadurch rückte China in der Export-Rangliste an die USA heran, die trotz eines Rückgangs um 12,5% auf 103,8 Mrd. Euro wichtigster Absatzmarkt geblieben sind.

Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) sieht in der Entwicklung ein Signal dafür, die Lieferketten über weitere Handelsabkommen robuster und widerstandsfähiger zu gestalten. „Die Abhängigkeit von den großen Handelspartnern muss reduziert werden, gerade in Zeiten zunehmender geopolitischer Rivalitäten“, sagte BGA-Präsident Anton Börner. Einer Studie des Instituts Merics zufolge ist die Europäische Union bei Dutzenden Gütern auf Lieferungen aus China angewiesen. Die Wahrnehmung, Europa sei insgesamt „in kritischer Weise von China abhängig“, ist Merics-Chefvolkswirt Max Zenglein zufolge gleichwohl „überzogen“ (vgl. BZ vom 19.11.2020).

Ein enorm wichtiger Baustein ist für Börner das 2019 abgeschlossene Abkommen der EU mit den lateinamerikanischen Mercosur-Staaten. Dessen Ratifizierung dürfe die Europäische Union nicht weiter verschleppen. Während die EU-Kommission laut Handelskommissar Valdis Dombrovskis weiter auf eine baldige Ratifizierung durch die EU-Staaten und das Europaparlament dringt, unterstrich Frankreichs Regierung gestern ihre Ablehnung. Man sehe keine Chance für die Ratifizierung, sagte ein Mitarbeiter von Präsident Emmanuel Macron am Montag laut der Nachrichtenagentur Reuters. Die Gründe für ein erneutes Überdenken seien „zahlreich und drastisch“. Paris hat immer wieder auf Umweltschutzbedenken wegen Brasiliens Brandrodung im Amazonasgebiet verwiesen. Auch die Furcht vor steigenden südamerikanischen Agrarexporten nach Europa dürfte eine Rolle spielen, weil sie zur Konkurrenz für Firmen in Frankreich, dem größten Agrarproduzenten der EU, würden.

Die Bedeutung Chinas für die deutschen Einfuhren wachse stetig, betont das Statistische Bundesamt. 1980 hatte China noch auf Rang 35 der wichtigsten Importstaaten gelegen, 1990 schon auf Rang 14. „Seit 2015 ist die Volksrepublik der Staat, aus dem die meisten Importe nach Deutschland kommen“, konstatierten die Statistiker. 2020 kamen Waren im Wert von 116,3 Mrd. Euro aus China nach Deutschland, ein Plus von 5,6%. Auf den Plätzen 2 und 3 der wichtigsten Importstaaten lagen im vorigen Jahr die Niederlande (88,5 Mrd. Euro) und die Vereinigten Staaten (67,8 Mrd. Euro). „Hier führte die Coronakrise allerdings zu Rückgängen“, so die Statistiker. Die Importe aus den Niederlanden sanken demnach um 9,6%, die aus den USA um 5,0%.