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Deutsche Inflation springt auf 6,0 Prozent

Die Inflation in Deutschland legt genau wie in Spanien im November erneut kräftig zu. Dieser Trend dürfte sich auch im Euroraum insgesamt zeigen. Damit steigt der Druck auf die EZB. Die Notenbanker wollen davon aber bislang wenig wissen.

Deutsche Inflation springt auf 6,0 Prozent

ms Frankfurt

Die Inflation in Deutschland hat im November ge­messen an dem für EU-Zwecke berechneten HVPI-Index auf 6,0% angezogen – und damit erneut deutlich stärker als erwartet. In nationaler Rechnung lag das Plus bei 5,2% – so hoch wie zuletzt im Jahr 1992. Zusammen mit ebenfalls hohen In­flationszahlen aus Spanien untermauert das Erwartungen eines deutlichen Anstiegs auch im Euroraum. Das erhöht den Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB). Führende EZB-Vertreter untermauerten aber sogleich die Einschätzung, dass der Anstieg temporär sei.

Die Inflation hat auch im Euroraum seit Jahresbeginn unerwartet stark und lang anhaltend angezogen. Das hat nicht zuletzt in Deutschland eine hitzige Debatte über die ultralockere Geldpolitik der EZB ausgelöst – zumal andere Zentralbanken wie die US-Notenbank Fed bereits in Richtung Zinswende steuern. Die Euro-Hüter sehen den Anstieg aber weiterhin vor allem als temporär an. Die Zweifel an dieser Sichtweise nehmen aber zu. Auch aus dem EZB-Rat selbst gab es zuletzt einige mahnende Stimmen. Der Rat steht im Dezember vor einer wegweisenden Sitzung.

Für den Euroraum gibt es am heutigen Dienstag eine erste Vorabschätzung. Laut Bloomberg belief sich die Konsensschätzung zuletzt auf 4,4% – nach 4,1% im Oktober. Die deutschen und spanischen Inflationszahlen von Montag nährten aber teilweise Erwartungen, dass der Euro-Wert sogar noch höher liegen könnte. In Deutschland waren statt der letztlich gemeldeten 6,0% im Schnitt nur 5,5% erwartet worden – nach 4,6% im Oktober. In Spanien lag der Wert im November bei 5,6%.

Das deutsche Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel stemmte sich aber am Montag direkt gegen starke Inflationssorgen. „Wir gehen davon aus, dass im November der Höhepunkt der Inflationsentwicklung erreicht ist“, sagte sie im ZDF. Die Teuerungsrate dürfte 2022 wieder allmählich in Richtung 2% sinken, der EZB-Zielmarke. Es gebe daher keinen Grund zu einem raschen Kurswechsel in der Geldpolitik. Ähnlich hatte sich zuvor schon EZB-Präsidentin Christine Lagarde geäußert.

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