GfK Konsumklima

Verbraucher geben zwar mehr aus – sparen aber auch mehr

Die Laune der deutschen Verbraucher ist so gut wie seit zwei Jahren nicht, und sie wollen wieder mehr Geld ausgeben. Allerdings sparen sie wegen der anhaltenden Verunsicherung auch wieder mehr.

Verbraucher geben zwar mehr aus – sparen aber auch mehr

Konsumlust auf Zweijahreshoch

GfK-Barometer legt zu – Einkommenserwartung steigt, Sparneigung aber auch

Die Laune der deutschen Verbraucher ist so gut wie seit zwei Jahren nicht, und sie wollen wieder mehr Geld ausgeben. Allerdings sparen sie wegen der anhaltenden Verunsicherung auch wieder mehr. Der unerwartet kräftige Anstieg des GfK Konsumklimas lässt dennoch auf ein Anspringen des privaten Konsums hoffen.

ba Frankfurt

Die deutschen Verbraucher zeigen sich im April zwar so gut gelaunt wie seit zwei Jahren nicht mehr. Und auch wenn sie eher geneigt sind, wieder Geld auszugeben – wegen der anhaltenden Verunsicherung legen sie noch mehr Geld auf die hohe Kante. Zudem verharrt das Konsumklima trotz des dritten Anstiegs in Folge auf nun −24,2 Punkte im Mai nach revidiert −27,3 (zunächst: −27,4) Zählern im April auf „überaus niedrigem Niveau“, wie das Marktforschungsinstitut GfK betont. Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf lediglich −26,0 Punkte gerechnet und werten das Umfrageergebnis als Signal, dass der private Verbrauch allmählich anzieht und damit die Konjunktur stützt. Ähnliches haben bereits das besser als erwartet ausgefallene Ifo-Geschäftsklima und der Einkaufsmanagerindex angedeutet.

„Der im Vergleich zu den beiden Vormonaten stärkere Anstieg des Konsumklimas ist vor allem auf die spürbare Zunahme der Einkommenserwartungen zurückzuführen“, erklärt Rolf Bürkl, Konsumexperte beim Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM), das seit Oktober 2023 das Konsumklima gemeinsam mit dem GfK herausgibt.

Der entsprechende Indikator legte um 12,2 auf 10,7 Punkte zu. Ein höherer Stand wurde zuletzt im Januar 2022 mit 16,9 Zählern gemessen.

Die Einkommenserwartungen orientierten sich vor allem an der realen Einkommensentwicklung, „und hier sind die Signale durchaus positiv“, erklärt Bürkl. Lohn- und Gehaltszuwächse sowie eine rückläufige Inflationsrate steigern die Kaufkraft der privaten Haushalte.

Zudem seien auch die Altersbezüge zuletzt signifikant gestiegen und würden in den kommenden Monaten weiter zulegen, heißt es beim NIM.

Die Anschaffungsneigung profitierte allerdings nur moderat von den kräftig gestiegenen Einkommenserwartungen.

Auch nach dem Plus von 2,7 auf −12,6 Punkte „bewegt sie sich nach wie vor auf einem überaus niedrigen Niveau“ und liegt sogar deutlich unter den Werten, die in den beiden coronabedingten Lockdowns 2020 und 2021 gemessen wurden.

„Neben steigenden Preisen sorgt vor allem eine ausgeprägte Verunsicherung der Konsumenten dafür, dass die privaten Haushalte ihre finanziellen Mittel eher auf die Seite legen und weniger in den Konsum investieren“, kommentiert Bürkl die Sparneigung, die um 2,5 auf 14,9 Punkte zugelegt und damit einen kräftigeren Anstieg des Konsumklimas verhindert hat. Und auch wenn die Konjunkturerwartungen der Verbraucher gleichfalls zugelegt haben, sind sie aktuell wenig zuversichtlich für die weitere wirtschaftliche Entwicklung.

„Auch weil eine klare und nachvollziehbare Perspektive zur weiteren Entwicklung des Landes in ihren Augen nicht erkennbar ist“, analysiert Bürkl. Die derzeit schlechte Stimmung liege wie ein Schleier über den Fakten, so dass kräftige Impulse für die Binnennachfrage nach wie vor ausblieben. Das Barometer der Konjunkturerwartungen kletterte um 3,8 auf 0,7 Punkte und damit den zweitbesten Wert seit Juli 2023, als 3,7 Zähler erreicht wurden. Eine nachhaltige Erholung der Konjunktur stehe aus Verbrauchersicht immer noch aus, heißt es beim NIM.

Derzeit wird erwartet, dass die Konjunktur nach einem schwächeren ersten Halbjahr zur Jahresmitte etwas anzieht und im kommenden Jahr wieder durchstartet. Angesichts der anhaltenden strukturellen Schwächen und des geopolitischen Gegenwinds werden der hiesigen Wirtschaft allerdings keine großen Sprünge zugetraut. Die Bundesregierung etwa hat am Mittwoch die Wachstumsprognose für das Gesamtjahr 2024 um 0,1 Prozentpunkte auf 0,3% erhöht. Für 2025 wird ein Plus von 1,0% erwartet.

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