Bankenaufsicht

EZB sorgt sich um Anleihen in den Bilanzen der Banken

Angesichts der Zinswende ruft die Anfälligkeit der Großbanken Eurolands für Zins- und Kreditspread-Schocks die europäische Bankenaufsicht auf den Plan.

EZB sorgt sich um Anleihen in den Bilanzen der Banken

bn Frankfurt

Im Zuge der Zinswende ruft die Anfälligkeit der Großbanken Eurolands für Zins- und Kreditspread-Schocks die europäische Bankenaufsicht auf den Plan. „Diesem Bereich widmen wir uns zurzeit mit hoher Priorität. Wir führen deshalb gezielte Überprüfungen durch und stehen gegebenenfalls in engem Kontakt mit den Banken hinsichtlich ihrer Staatsanleihebestände“, erklärt Elizabeth McCaul, Vertreterin der EZB im Supervisory Board der europäischen Bankenaufsicht, im Interview der Börsen-Zeitung. Vor wenigen Tagen erst hatten steigende Risikoaufschläge für Staatsanleihen die Notenbank dazu veranlasst, ein neues Instrument namens „Transmission Protection Instrument“ einzuführen, um einen Anstieg der Spreads von Staatsanleihen dämpfen zu können.

Mit Blick auf den Krieg Russlands in der Ukraine sorgt sich die Bankenaufsicht, auf deren Geheiß Banken derzeit die Effekte eines russischen Gaslieferstopps auf ihr Portfolio durchrechnen, vor allem um Sekundäreffekte. Die Rohstoffmärkte seien unter zusätzlichen Druck geraten, sagt McCaul. „Die Volatilität war hoch, und wir hatten Sorgen wegen Nachschussforderungen, Margin Calls sowie den Auswirkungen auf das Funktionieren des Markts insgesamt.“ Die Volatilität sei etwas zurückgegangen, aber die Preise seien immer noch deutlich erhöht.

Nachdem der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine die Emissionsaktivitäten auf dem Markt für Leveraged Loans deutlich reduziert hat, fordert die EZB die Banken zudem zu einer Analyse ihrer entsprechenden Kreditrisiken auf. McCaul: „Es geht darum sicherzustellen, dass die Institute verstehen, was sie in ihren Büchern haben.“ Mangelndes Anlegerinteresse bedeute, „dass die Banken weniger Möglichkeiten haben, die Leveraged-Finance-Bestände abzubauen“.

Nach den Havarien im Kryptosektor prognostiziert die Aufseherin, dass Finanzinstitute, die Anlagen oder Geschäfte mit Kryptoassets tätigen, nicht nur entsprechende Offenlegungspflichten befolgen, sondern zudem „Governance-Strukturen, in­terne Kontrollmechanismen und Berichtssysteme einrichten werden müssen, die geeignet sind, die Besonderheiten und das Risikoprofil der Geschäfte widerzuspiegeln“.

Interview Seite 5