Autozulieferer

Paragon geht auf Expansionskurs

Der Autozulieferer Paragon hat eine mehrjährige Krise hinter sich. Nun will das Unternehmen in neue Märkte expandieren und neue Kunden gewinnen bzw. die Umsatzanteile bestehender kleinerer Kunden steigern.

Paragon geht auf Expansionskurs

Paragon geht auf Expansionskurs

Autozulieferer will Klumpenrisiko verringern und in neue Märkte vorstoßen – Profitabilität löst Entschuldung als Oberziel ab

md Frankfurt

Dass Paragon ein Klumpenrisiko in Bezug auf die Kunden hat, lässt sich kaum bestreiten, auch wenn es Martin Esser, seit gut zwei Jahren Finanzvorstand des Autozulieferers, positiv formuliert: Dadurch, dass man für bestimmte Teile der alleinige Lieferant bei einigen OEMs (Original Equipment Manufacturer) – also Fahrzeugherstellern – sei, könne Paragon die entsprechenden Umsätze auf sechs bis sieben Jahre im Voraus einplanen, sagte der CFO während einer Präsentation auf der vom Finanzintermediär Equity Forum veranstalteten Frühjahrskonferenz in Frankfurt.

Martin Esser, Finanzvorstand (CFO) der Paragon GmbH & Co. KGaA

Doch macht sich ein Unternehmen sehr von wenigen Abnehmern abhängig, wenn es wie Paragon fast 30% des Umsatzes allein mit Porsche, rund 15% mit Audi, 12,5% mit Mercedes und etwa gleich viel mit BMW macht. Dass mehr als 70% der Erlöse auf lediglich vier Autobauer entfallen, die alle ihren Sitz in Deutschland haben, kann auf Dauer nicht gesund sein. Das dachte sich wohl auch das Paragon-Management, so dass man sich nun drei Ziele auf die Fahnen geschrieben hat.

Drei strategische Ziele

Erstens sollen Abnehmer auch unter den Massenherstellern gefunden bzw. deren bislang eher kleine Umsatzanteile ausgebaut werden. Paragon zielt dabei nach Angaben Essers vor allem auf die Premiummodelle von VW oder Renault ab, denn Sportwagen – das zeigen schon die Namen der derzeit größten Kunden – sind die Fahrzeuggruppe, in der die Produkte von Paragon am häufigsten eingebaut werden, zum Beispiel adaptive Spoiler für Elektroautos, die helfen, die Geschwindigkeit zu erhöhen (Sparte: Kinematics), oder High-End-Lautsprecher und -Mikrophone (Sparte: Interior). Neue, umsatzstarke Kunden sucht Paragon gemäß Esser vor allem in Europa und China. Zweitens will Paragon regional expandieren. Die fünf größten Kunden haben alle ihren Sitz in Deutschland. Knapp ein Fünftel der Erlöse stammen von weiteren europäischen und einige chinesischen OEMs. Laut Esser hat Paragon nun vor allem die USA, Indien und Südkorea als Wachstumsmärkte ins Auge gefasst. Dass es schwer wird, auf diesen Märkten Tritt zu fassen, darüber sei man sich im Klaren, sagte der CFO.

Das dritte strategische Ziel von Paragon sei die Entwicklung multidisziplinärer und branchenunabhängiger Produkte. Dies soll zum Beispiel in Joint Ventures auf dem asiatischen Markt geschehen. Esser zufolge befinde sich Paragon bereits in Gesprächen mit potenziellen Partnern.

Eine lange, schwierige Phase

Paragon hat eine schwierige Phase hinter sich, die von hohen Schulden und Spekulationen um das Engagement von Unternehmensgründer und Großaktionär Klaus Dieter Frers gekennzeichnet war. Diese Phase sei nun vorüber, sagt Esser.

Zum einen habe 2023 ganz im Zeichen der Entschuldung gestanden. Von 2019 bis heute sei die Nettoverschuldung des Unternehmens von 121 Mill. auf 58 Mill. Euro zurückgeführt worden. Dadurch sei die Netto-Leverage-Ratio in der gleichen Zeitspanne von 13,2 auf 2,3 (31.12.23) gesunken. In den Bedingungen der ausstehenden Anleihe sei festgelegt, dass sich bei einem Unterschreiten der Netto-Leverage-Ratio von 2,5 die Verzinsung um 1,75 Prozentpunkte auf 7,5% verringere. Wegen der Fortschritte bei der Entschuldung habe dieses Jahr die Steigerung der Profitabilität Priorität, so Esser.

Familie Frers ist weiterhin Mehrheitsaktionär

Zum anderen stellte Esser klar, dass der ehemalige CEO Frers nach wie vor Mehrheitsaktionär sei. Er habe seine Anteile und die seiner Frau Brigitte in die Frers Family Office GmbH eingebracht, die nun 50% plus eine Aktie an Paragon halte. Der Rest der Anteilscheine befinde sich in Streubesitz.

Für das Gesamtjahr hat Paragon einen Umsatz zwischen 160 und 165 Mill. Euro in Aussicht gestellt. Das operative Ergebnis soll zwischen 18 und 20 Mill. Euro liegen. Im ersten Quartal wurden 40,9 Mill. Euro erlöst nach 44,7 Mill. in den fortgeführten Geschäftsbereichen; das Ebitda betrug den Angaben zufolge 4,1 (i.V. 3,8) Mill. Euro.

Kapitalisierung in sieben Jahren um 96 Prozent gefallen

Nach den Problemen und Querelen der vergangenen Jahre ist die Marktkapitalisierung von Paragon auf 16 Mill. Euro gefallen. Es ist ein tiefer Fall: 2017 lag der Kurs bei 93 Euro, gestern schloss die Aktie mit 3,60 Euro; ein Minus von 96%.

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