Finanzmarktkalender18. Dezember

Augen auf die Projektionen der EZB

Eine weitere Zinssenkung im kommenden Jahr bleibt eine Option für die EZB. Signalwirkung könnte kommende Woche von den neuen Projektionen der Notenbank ausgehen.

Augen auf die Projektionen der EZB

18. Dezember

Augen auf die EZB-Projektionen

Die Europäische Zentralbank wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Leitzinsen bei ihrer Sitzung in der kommenden Woche stabil halten. Eine weitere Zinssenkung im kommenden Jahr ist jedoch nicht vom Tisch. Signalwirkung könnte von den neuen EZB-Projektionen zu Inflation und Wirtschaftswachstum ausgehen.

Von Martin Pirkl, Frankfurt

Die Europäische Zentralbank wird ihre Zinspause am kommenden Donnerstag bei der Sitzung in Frankfurt aller Wahrscheinlichkeit ein weiteres Mal verlängern. Darauf deuten zahlreiche Äußerungen von EZB-Ratsmitgliedern hin, die darauf verweisen, dass sich die Notenbank in einer guten Position befinde. Zudem raten sie von Mikromanagement bei der Inflationssteuerung ab.

Die Inflation ist im November überraschend von 2,1 auf 2,2% gestiegen, befindet sich also minimal über dem mittelfristigen EZB-Zielwert von 2,0%. Ökonomen erwarten jedoch, dass sich das Lohnwachstum in der Eurozone weiter verlangsamt und so der Inflationsdruck in den kommenden Monaten abnimmt. In ihrer bislang aktuellsten Projektion beziffert die EZB selbst die durchschnittliche Inflation im kommenden Jahr mit 1,7% und veranschlagt für 2027 dann 1,9%.

Abwärtsrisiko durch China

Solche Abweichungen dürfte die EZB gemäß ihrer im Sommer überarbeiteten geldpolitischen Strategie und den jüngsten Äußerungen der Notenbanker tolerieren. Sollte die prognostizierte Abweichung jedoch größer werden, könnte die EZB 2026 womöglich mit einer Zinssenkung reagieren. Im Rahmen ihres Zinsentscheides am Donnerstag präsentiert die EZB neue Projektionen zu Inflation und Wirtschaftswachstum. Diese werden auch erstmal Zahlen für 2028 enthalten.

Abwärtsrisiken für die Inflation könnten in den kommenden Monaten durch den Welthandel entstehen. Der Zollkonflikt der USA mit China könnte dazu führen, dass Peking staatliche subventionierte Produkte nach Europa exportiert statt in die Vereinigten Staaten. In der Folge könnte sich die Inflation in der Eurozone abschwächen.

Investoren erwarten keine Zinssenkung der EZB

Ein anderes Argument für eine Zinssenkung der EZB im ersten Halbjahr 2026 könnte der Euro-Dollar-Wechselkurs werden. Sollte der Dollar weiter abwerten – etwa in Erwartung einer künftig extrem lockeren Geldpolitik der Fed – würde dies Importe in die Eurozone verbilligen.

Nichtsdestotrotz erwarten die meisten Investoren und Ökonomen inzwischen, dass die Notenbank mit ihren Zinssenkungen bereits fertig ist. Gestützt wird diese Einschätzung unter anderem durch Äußerungen des EZB-Vizepräsidenten. Luis de Guindos sieht nur ein „begrenztes“ Risiko, dass die Inflation mittelfristig unerwünscht niedrig ausfällt. Der österreichische Notenbankpräsident Martin Kocher will „Pulver trocken halten“, falls eine neue Krise Zinssenkungen der EZB erforderlich machen sollten.

Der kroatische Notenbankpräsident Boris Vujčić warnte im Interview der Börsen-Zeitung vor einer KI-Blase, die platzen könnte. Sollte es dazu kommen, könnte dies die EZB nicht nur beim Thema Finanzstabilität beschäftigen, sondern auch in der Geldpolitik. EZB-Direktorin Isabel Schnabel warnt wiederum vor Inflationsrisiken durch mögliche Lieferkettenstörungen aufgrund des Handelskonflikts der USA mit weiten Teilen der Welt.