Letzter Auftritt von Andreas Wiele als Aufsichtsratschef von ProSiebenSat.1
28. Mai
Letzter Auftritt von Andreas Wiele
als ProSieben-Aufsichtsratschef
jh München
Die Hauptversammlung von ProSiebenSat.1 bietet die Abschiedsbühne für Andreas Wiele. Auf einen Applaus des Publikums muss der Aufsichtsratsvorsitzende allerdings verzichten, denn die Veranstaltung findet wie in den vergangenen Jahren virtuell statt. Schon im Januar hatte der frühere Vorstand der Axel Springer SE seinen Rückzug angekündigt. Seit Anfang April steht eine Kandidatin für seine Nachfolge bereit: die ehemalige Disney-Managerin Maria Kyriacou. Sie will sich in den Aufsichtsrat wählen lassen und bewirbt sich um dessen Vorsitz.
Allerdings spiegelt sich in dieser Personalie der Konflikt der beiden Großaktionäre MFE und PPF um die Zukunft und Strategie von ProSiebenSat.1 wider. Dem Vernehmen nach äußerten sich vier der neun Aufsichtsräte gegen eine Berufung Kyriacous. Alle seien aus dem Lager des italienischen Konzerns Media for Europe (MFE), der mit gut 30% der Stimmrechte größter Anteilseigner ist. Dagegen befürworte die tschechische Beteiligungsgesellschaft PPF, die nun 15% der Stimmen besitzt, die Wahl Kyriacous.
Bisher kein Gegenantrag
Ein Gegenantrag ist bis zum Ablauf der Frist 14 Tage vor der Hauptversammlung nicht eingegangen. Am Tag der Veranstaltung wäre das allerdings noch möglich. Im Umfeld von MFE klingt es nicht danach: Kyriacou sei eine international sehr erfahrene Medienmanagerin. Zur Strategie von MFE, ein europäisches TV-Drehkreuz zu schaffen, würde dieses Profil deshalb gut passen.

Wegen mutmaßlicher Versäumnisse in der Bilanzierung soll zwei ehemaligen Vorständen auch in diesem Jahr die Entlastung verweigert werden: dem früheren Vorstandschef Rainer Beaujean für 2022 und Finanzvorstand Ralf Peter Gierig auch für 2023. Von beiden fordert ProSiebenSat.1 Schadenersatz. Grund ist die ehemalige Bilanzierung des Tochterunternehmens Jochen Schweizer Mydays, für die eine Erlaubnis der Finanzaufsicht BaFin gefehlt hatte.