Finanzmarktkalender15. Mai

Siemens geht stabil in turbulente Zeiten

Es sind wilde Zeiten für die deutsche Industrie. Das Zoll-Gezerre sorgt für Unsicherheit in bisher unbekanntem Ausmaß. Siemens steht für das Export-Geschäftsmodell Deutschlands. Insofern beobachtet der Kapitalmarkt die Halbjahreszahlen am 15. Mai mit großem Interesse. Das zweite Quartal dürfte wie geplant gelaufen sein.

Siemens geht stabil in turbulente Zeiten

15. Mai

Siemens vor turbulenten Zeiten

Es sind wilde Zeiten für die deutsche Industrie. Das Zoll-Gezerre sorgt für Unsicherheit in bisher unbekanntem Ausmaß. Siemens steht für das Export-Geschäftsmodell Deutschlands. Insofern beobachtet der Kapitalmarkt die Halbjahreszahlen am 15. Mai mit großem Interesse. Das zweite Quartal dürfte wie geplant gelaufen sein.

Von Michael Flämig, München

Quartalspräsentationen drehen sich nicht nur um Zahlen, sondern auch um Einschätzungen. Der Blick in die Zukunft ist für den Kapitalmarkt aktuell besonders interessant, weil es gilt, die Effekte der neuen Zollschranken abzuschätzen. Wenn Siemens-Vorstandsvorsitzender Roland Busch und sein Finanzvorstand Ralf Thomas am Donnerstag, 15. Mai, die Halbjahreszahlen des Konzerns vorlegen, lautet die Frage daher auch: Wie verändert sich die Siemens-Welt unter dem Regime des US-Präsidenten Donald Trump?

Prognose im Fokus

Klar ist: Mit Ergebenheitsadressen nach dem Strickmuster, man investiere zig Milliarden in den USA, kommt auch Siemens in diesem Umfeld nicht wirklich weiter. Die Auswirkungen sind komplex. Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr muss genau durchdacht werden – auch wenn Finanzvorstand Thomas Ende März noch signalisiert hatte, an der Prognose nicht rütteln zu wollen. Damals jedoch herrschten andere Voraussetzungen.

Neue Fabriken helfen Siemens

Die Effekte jenseits des laufenden Geschäftsjahres sind schwer absehbar. Einerseits trifft ein reduzierter Welthandel auch Siemens. Andererseits kann der Konzern viel Equipment verkaufen, wenn die Kunden rund um den Globus neue Fabriken bauen, um lokal zu produzieren.

Die Logik der Zukäufe Dotmatics und Altair für rund 15 Mrd. Euro steht nicht infrage, nur weil beide Unternehmen ihren Sitz in den USA haben. Nicht die erratische Trump-Politik entscheidet über den strategischen Erfolg, sondern das Maß des Wachstums infolge der Akquisitionen. Angesichts der hohen Multiples – im Fall Dotmatics beträgt der Kaufpreis das 16-Fache des Umsatzes – hat der Vorstand Überzeugungsarbeit zu leisten.

Dollar schlägt durch

Kurzfristig wird Siemens durchaus von der US-Politik getroffen. Der schwache Dollar ist für den Dax-Wert von Nachteil, weil er ein Nettoexporteur aus der Eurozone in die übrige Welt ist. Die Euro-Stärke wird sich vor allem vom dritten Quartal an auswirken. Ende September 2024 war das Risiko gegen den Euro mit einem Kurs von 1,25 Euro/Dollar durch Terminkäufe von Dollar gesichert. Ins Kontor schlägt auch, dass der Hauptkunde Automobilindustrie unter der Zollpolitik leidet. Ein Fünftel der Erlöse der Sparte Digital Industries stammt aus dieser Quelle, gefolgt vom Maschinenbau mit 15%. Siemens-Kunden mit bisher ambitionierten Wachstumsplänen halten sich zurück. Der Abbau von gut 6.000 Stellen wird ein Diskussionsthema bleiben.

Positiv dürfte am Donnerstag registriert werden, dass sich das China-Geschäft von Digital Industries erholt hat. Thomas hatte Ende März vor Investoren signalisiert, dass das zweite Quartal wie geplant gelaufen sei. Die Analysten erwarten im industriellen Kerngeschäft im Schnitt ein vergleichbares Umsatzwachstum von 3,8% auf 19,6 Mrd. Euro und ein operatives Ergebnis von 2,8 (i.V. 2,5) Mrd. Euro.