Finanzmarktkalender18. Dezember

Zinssenkung der Bank of England erwartet

Die Geldpolitiker der Bank of England wissen was der Markt erwartet: eine Leitzinssenkung um 25 Basispunkte. Sie werden sie wohl liefern.

Zinssenkung der Bank of England erwartet

hip London

18. Dezember

Zinssenkung der Bank of England erwartet

Marktteilnehmer sind der festen Meinung, dass die Geldpolitiker der Bank of England auf ihrer nächsten Sitzung den Leitzins um 25 Basispunkte auf 3,75% senken werden. Sie preisen dafür eine Wahrscheinlichkeit von 93% ein. Das erhöht den Druck auf Notenbankchef Andrew Bailey, dessen Stimme auf der Sitzung im November dafür sorgte, dass die Notenbank den Ball flach hielt.

Er müsste seine Meinung ändern, um einer Zinssenkung den Weg zu ebnen. Denn es ist wenig wahrscheinlich, dass erklärte Falken oder Tauben plötzlich umschwenken. Alles in allem unterstützen die seit November veröffentlichten Konjunkturdaten eine Lockerung der Geldpolitik.

Haushalt lässt auf Zinsschritt hoffen

Die Inflation lag zwar über den Markterwartungen, entsprach jedoch den Prognosen der Zentralbankökonomen. Die Dienstleistungsinflation lag einen Zehntelpunkt darunter. Die Arbeitslosigkeit stieg auf 5% und das Lohnwachstum verlangsamte sich. Allerdings wurden mehr Stellen ausgeschrieben und die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse sank nur langsam.

Der Haushalt von Schatzkanzlerin Rachel Reeves dürfte der Grund sein, warum nun viele auf eine Zinssenkung hoffen. Doch ist nicht ausgemacht, welche Folgen die von ihr verkündeten Maßnahmen haben werden. Niedrigere Energierechnungen und Preisstabilität bei Zugfahrkarten wirken zumindest kurzfristig desinflationär. Der steigende Mindestlohn dürfte dagegen inflationär wirken.

Anleihenmarkt im Fokus

Der Großteil der Steuererhöhungen tritt erst zum Ende der Legislaturperiode in Kraft. Er wirkt sich deshalb im auf zwei bis drei Jahre beschränkten Prognosehorizont der Geldpolitiker nicht groß aus. Die Volkswirte der HSBC halten es deshalb nicht für zwingend, dass Bailey seine Meinung schnell ändern wird. Eine Wahrscheinlichkeit von 93% halten sie für zu hoch angesetzt.

Allerdings könne man den Finanzmarkt nicht ignorieren. „Aus unserer Sicht ist das Letzte, was der britische Anleihenmarkt gerade braucht, dass die Bank of England zu einem Gefühl der Verwirrung beiträgt“, schreiben Simon Wells und Elizabeth Martins in einer aktuellen Einschätzung. Deshalb rechnen sie mit einem 5:4-Votum für eine Zinssenkung.

Trübe Aussichten

Gut möglich, dass die Geldpolitiker auch berücksichtigen, dass sich die Wachstumsaussichten der britischen Wirtschaft durch den Haushalt weiter eingetrübt haben. Unternehmen fahren Investitionen und Neueinstellungen zurück.