Ausblick der Bank of America

Zinsfantasien als beherrschendes Thema

Die Hoffnung auf sinkende Zinsen in den USA bestimmt derzeit aus Sicht von Bank of America das Geschäft an den Finanzmärkten der Schwellenländer. Die Wachstumsperspektiven der Emerging Markets treten dagegen in den Hintergrund.

Zinsfantasien als beherrschendes Thema

Zinsfantasien als beherrschendes Thema

Bank of America: Schwellenländer im Falle einer sanften Landung der US-Wirtschaft ein Kauf

hip London

Das Geschehen an den Finanzmärkten der Schwellenländer wird aus Sicht der Bank of America derzeit nicht von deren Wachstumsperspektiven, sondern von der Hoffnung auf Leitzinssenkungen in den Vereinigten Staaten bestimmt. Die Lockerung der Finanzierungsbedingungen sei die wichtigste Story für Optimisten, wenn es um Emerging Markets gehe, sagte David Hauner, Head of Global Emerging Markets Fixed Income Strategy bei Bank of America Global Research, vor Journalisten in London. Das Wachstum der Weltwirtschaft werde im laufenden Jahr weiter nachlassen und könne deshalb nicht als "Bull Story" dienen.

Bewertungslücke "ziemlich beispiellos"

Der Glaube an sinkende Zinsen stecke hinter der jüngsten Rally. "Die Emerging Markets haben eine mehrere Jahre währende Phase von Mittelabflüssen hinter sich", sagte Hauner. Das gelte für Aktien und Anleihen gleichermaßen. "Die Anleger sind zum Jahresanfang 2024 strukturell und zyklisch unterinvestiert." Die Bewertungslücke sei "ziemlich beispiellos". Nun fragten sich viele Investoren, ob der Wendepunkt erreicht und die Zeit zum Einstieg gekommen sei. Über ausreichend Cash verfügten sie. Im Falle einer sanften Landung der US-Wirtschaft seien Bonds und Aktien aus Emerging Markets "zweifelsohne ein Kauf", sagte Hauner.

Geopolitische Verschiebungen

Zu einem gewissen Maße sei ein "Soft Landing" bereits in den Kursen enthalten, aber noch nicht vollumfänglich. Es gebe "mit Sicherheit Platz für eine weitere Outperformance". Das Risiko bestehe darin, dass in den kommenden Monaten erneut Zweifel an diesem Szenario aufkommen dürften. Die Volatilität werde vermutlich wieder zunehmen. Ein weiteres Thema für die Schwellenländer seien geopolitische Verschiebungen. Das sei etwa bei den ausländischen Direktinvestitionen zu beobachten, die weniger in bestimmte Märkte wie China gingen. In Ländern wie Indien oder Mexiko, die davon profitierten, schlage sich das bereits in den Bewertungen nieder.

Wachstumshoffnung Indien

Das dritte große Thema für Emerging Markets sei das Wirtschaftswachstum der Volksrepublik China. Bank of America rechnet mit 4,5%. Zu den Ländern, die beim Wachstum eine bessere Performance zeigen dürften, gehören Indien und Indonesien. In Ländern wie Brasilien, Kolumbien und Mexiko, aber auch in osteuropäischen Staaten seien signifikante Zinssenkungen möglich. Am Markt werde derzeit lediglich die Rückkehr zu einem "neutralen" Zinsniveau eingepreist.

Brasilianische Anleihen beliebt

Zu den derzeit populären Trades zählte Hauner langlaufende Anleihen aus Ländern wie Brasilien, in denen umfangreiche Zinssenkungen erwartet werden. Beliebt seien auch die indische Rupie und Aktien vom indischen Subkontinent und anderen Ländern, denen man nennenswertes Wachstumspotenzial unterstellt. Für Emittenten gelte: Besser wird es nicht. Angesichts der Ungewissheit sei es am besten, jetzt an den Markt zu gehen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.