Wachstumswerte im Wandel

„Am Ende des Films sind vier der Mag 7 tot“

Tim Garratt von Baillie Gifford hält von Börsen-Buzzwords wie „Mag 7“ wenig. Am Ende des Films von 1960 seien vier der glorreichen Sieben tot. Er halte nur noch Amazon und Nvidia.

„Am Ende des Films sind vier der Mag 7 tot“

„Am Ende des Films sind vier der Mag 7 tot“

Der Vermögensverwalter Baillie Gifford hat Superstars von einst größtenteils verkauft

hip London

Baillie Gifford ist dafür bekannt, in Firmen zu investieren, die überdurchschnittliches Wachstum liefern. Tesla gehört nicht mehr dazu. „Wir haben unsere Position für dieses Portfolio komplett verkauft“, sagt Tim Garratt auf einer Presseveranstaltung des Assetmanagers in Edinburgh. Der Partner des mitarbeitergeführten Unternehmens kümmert sich um institutionelle Kunden für die Strategie LTTG (Long Term Global Growth). „Die Markenwahrnehmung hat sich verändert.“

Zudem sorge China für ein unglaublich wettbewerbsintensives Marktumfeld. „Am Automarkt findet gerade ein Blutbad statt“, sagt Garratt. „Ich denke, dass eine Menge Konsolidierung stattfinden wird.“ Das Problem mit Tesla sei, dass man sich frage, ob das Unternehmen den Umsatz noch ausreichend steigern kann, um ins Beuteschema von Baillie Gifford zu fallen.

Nur noch Amazon und Nvidia

Dazu bedürfe es eines zweiten oder dritten Standbeins, wie es sich Amazon mit Cloud-Dienstleistungen geschaffen habe. Für Tesla gebe es da das Energiegeschäft oder autonomes Fahren. Im Moment seien die Wahrscheinlichkeiten dafür etwas „far out“. Deshalb befindet sich nun der chinesische Batteriehersteller CATL in seinem Portfolio. In anderen Portfolios setzt Baillie Gifford auf den Batterieautohersteller BYD aus der Volksrepublik.

Vom anhaltenden Hype um die „Magnificent 7“ (Mag 7) am US-Aktienmarkt hält Garratt nicht viel. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Gewinner von heute die Gewinner von morgen sein werden“, sagt er. Wer den Film von John Sturges gesehen habe, wisse, dass am Ende vier der glorreichen Sieben tot sind. Er halte nur noch Amazon.com und Nvidia. „Die anderen fünf haben wir alle verkauft“, sagt Garratt. Er sei sicher, dass sie einmal „sehr gute regulierte Versorger“ werden.

Polen im Blick

Wachstum findet Baillie Gifford an unerwarteten Orten. „Ein Wachstumsinvestor in Europa zu sein, gehört zu den konträrsten Dingen, die man derzeit in der Investmentbranche tun kann“, sagt der Investmentmanager Christopher Howarth. Er findet osteuropäische Märkte wie Polen attraktiv. Zu seinen Favoriten gehört Dino Polska, eine schnell wachsende Supermarktkette, die den ländlichen Raum erobert.

Eigentlich ist Baillie Gifford ja als aktiver Assetmanager bekannt. Doch auch an den Schotten geht der Trend zu passiven Investments nicht spurlos vorbei. In den USA bringt der Vermögensverwalter im kommenden Jahr fünf ETFs an den Start. „Passives Investieren hat viel zur Demokratisierung der Geldanlage beigetragen“, sagt Deutschlandchef David Gaschik.

ETFs für den US-Markt

Es sind allerdings aktive Strategien, die in den Vereinigten Staaten in ETFs gepackt werden. Wer dort in solche Produkte investiert, kommt in den Genuss von Steuervorteilen, die einen Gutteil des Booms dieser Anlageform in den USA erklären. Es sei ein „wirklich überlaufener Markt“, sagt eine Sprecherin. „Aber auf langfristiges Wachstum orientierte aktive ETFs sind ziemlich selten.“ Baillie Gifford ziele damit auf Intermediäre, die an Retailkunden verkaufen. „Wir versuchen, das zu tun, was wir in Großbritannien gemacht haben.“

Für Europa sind keine ETFs geplant. Dafür macht Baillie Gifford den von ihr gemanagten Investment Trust Scottish Mortgage auch deutschen Kunden zugänglich. Er biete die Möglichkeit, in ein Portfolio aus privaten und börsennotierten Wachstumsfirmen zu investieren. Dabei falle lediglich eine Managementgebühr von 30 Basispunkten an. Eine Performancegebühr, wie sie bei Private Equity üblich sei, gebe es nicht.

Scottish Mortgage für Deutschland

Für Baillie Gifford ist es ein gutes Geschäft. Denn bei einem verwalteten Vermögen von 15,5 Mrd. Pfund (per Ende September) sind 30 Basispunkte ein ordentliches Sümmchen. Die Anteile können täglich über die Londoner Börse gehandelt werden. Die zusätzliche Nachfrage vom Kontinent könnte dazu führen, dass sich die Lücke zwischen Nettoinventarwert und Aktienkurs schließt. Das wäre die Voraussetzung dafür, weiteres Kapital einzusammeln. „Zu einem Abschlag würden wir keine neuen Anteile ausgeben“, sagt Portfolio Director Claire Shaw.