Versicherer

Barmenia und Gothaer werden Nummer 10

Der Zusammenschluss von Gothaer und Barmenia kommt gut voran und könnte Ende des dritten Quartals 2024 abgeschlossen sein. Die Geschäfte der beiden Versicherer entwickeln sich überdurchschnittlich.

Barmenia und Gothaer werden Nummer 10

Barmenia und Gothaer werden Nummer 10

Durch den Zusammenschluss entsteht eine der großen Versicherungsgruppen in Deutschland

Der Zusammenschluss der beiden Versicherungsgruppen Barmenia und Gothaer befindet sich auf der Zielgeraden. Ab dem vierten Quartal dieses Jahres wollen sie gemeinsam am Markt auftreten. Beide sind im vergangenen Jahr stark gewachsen und konnten diesen Trend im ersten Quartal 2024 fortsetzen.

tl Frankfurt

Die Vorstände von Gothaer und Barmenia haben ein sogenanntes Business Combination Agreement (BCA) unterzeichnet. Es regelt, wie die nächsten Schritte auf dem Weg zum Zusammenschluss aussehen sollen, welche konkreten Maßnahmen dafür notwendig sind und unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen er erfolgen soll, teilten beide Versicherer am 19. April mit.

So soll der gesamte operative Geschäftsbetrieb, insbesondere der Bestand der Barmenia Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit (a.G.), auf die Gothaer Lebensversicherung AG übertragen werden. Unmittelbar danach wird laut Plan die Barmenia Leben auf die Barmenia Versicherungen a.G. verschmolzen. Außerdem soll ab 2025 die Gothaer Kranken auf die Barmenia Kranken verschmolzen werden.

Künftig als „Barmenia.Gothaer“

Läuft alles nach Plan, wird das neue gemeinsame Unternehmen Ende September oder Anfang Oktober im Handelsregister eingetragen. Die zukünftige Holdinggesellschaft soll Barmenia.Gothaer Finanzholding AG heißen. Deren Aktionäre wären dann die Gothaer Versicherungsbank VVaG und die Barmenia Versicherungen a.G.

Wie die Verteilung der Anteile der beiden Versicherungsvereine an der neuen Holding aussehen wird, ließ Gothaer-CEO Oliver Schoeller am Freitag bei der Vorstellung der Geschäftszahlen seiner Gruppe offen. In die Bewertung beider Unternehmen, die für die Höhe der Beteiligungen maßgeblich ist, müssten die Geschäftsergebnisse bis zum Closing einfließen. „Wir sind zwar mit der Bewertung und auch mit der Due Diligence durch, aber wir müssen mit den Wirtschaftsprüfern unmittelbar vor dem Closing die endgültigen Werte festlegen.“ Mit der Bekanntgabe rechnet er spätestens im Juli.

Beiträge legen zu

Geschäftlich läuft es für beide Fusionspartner gut. Mit einem Beitragswachstum von 7,2% auf 4,9 Mrd. Euro (Gothaer) und 10,4% auf 3,1 Mrd. Euro (Barmenia) wurde der Markt 2023 deutlich übertroffen. In der für die Gothaer wichtigsten Sparte Komposit konnte sie sogar um 12% zulegen, in der vergleichsweise kleinen Krankenversicherung waren es 5,6%.

In der Lebensversicherung musste die Gothaer wie die meisten Wettbewerber aufgrund des schrumpfenden Neugeschäfts mit Einmalbeiträgen Federn lassen und nahm 2,6% weniger Beiträge ein, aber immerhin weniger als im Marktdurchschnitt (minus 5,0%). Im ersten Quartal 2024 legt die Gothaer im Vertrieb zweistellig zu. Kombiniert wären Barmenia und Gothaer 2023 auf 8 Mrd. Euro Beitragseinnahmen gekommen, entsprechend Position 10 unter den größten deutschen Erstversicherern.

In der Kapitalanlage, deren Bestand nach Buchwerten Ende 2023 unverändert wie ein Jahr zuvor bei 32,1 Mrd. Euro lag, konnte das Ergebnis in allen Bereichen Kranken, Leben und Komposit verbessert werden. Bei deren Zusammensetzung sticht ein höherer Anteil der Staatsanleihen hervor (von 34,4% auf 37,8%), der sich aus Marktwertanstiegen infolge des Zinsrückgangs im Dezember 2023 ergab.

Die Gothaer setzt traditionell stark auf alternative Investments, auf die Ende 2023 36,7 (i.V. 37,1)% der Kapitalanlagen entfielen. Größter Posten waren Debt-Investments in Infrastruktur/Erneuerbare Energien, Private Capital, Beteiligungen und Immobilien mit 11,4 (12,0)%. Es folgen Baufinanzierungen mit 8,7 (8,5)% und Immobilien (Equity-Investments) mit 7,4 (7,6)%. Finanzvorstand Harald Epple schlüsselte das Immobilienengagement auf in 1,9 Mrd. Euro Equity (US-Bestand 316 Mill. Euro) und 1,6 Mrd. Euro Debt. Den Bewertungsrückgang der Immobilien bezifferte er 2023 auf 7,8%.

Kommentar Seite 2
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.