Bärenmarkt auf Raten erwartet
Im ersten Quartal 2019 dürfte es zu einem Ausverkauf am US-Aktienmarkt kommen, so der auf aktuellen Investorenumfragen beruhende Jahresausblick von Sentix. Danach sei eine Zwischenerholung wahrscheinlich. Chancen sehen die Sentix-Experten 2019 am chinesischen Aktienmarkt und bei Gold.wrü Frankfurt – Nun liegt er wieder auf 100 Seiten und bereits zum 15. Mal vor: Der Sentix-Jahresausblick, der unter Investoren hohe Aufmerksamkeit genießt und mithin Kultcharakter hat. Kein Wunder, denn die beiden Sentix-Analysten, Manfred Hübner und Patrick Hussy, denken mit ihrem Behavioral-Finance-Ansatz gegen den Strich und lagen in den vergangenen Jahren mehrfach goldrichtig. So zum Beispiel mit der vor Jahresfrist aufgestellten Prognose, dass der “Kohle-Ausstieg”, sprich der Liquiditätsentzug durch die Notenbanken, die Aktienmärkte 2018 erheblich treffen würde.Aufbauend auf einer Umfrage bei mehr als 1 000 institutionellen und privaten Anlegern, die Mitte November stattfand, erwarten die Sentix-Experten nun, dass die längste US-Aktienhausse seit 1896 zu Ende geht. Dabei stellen Hussy und Hübner neben mehreren anderen Belastungsfaktoren für den US-Markt auch das aus der Umfrage resultierende Tendenzbarometer für den S&P 500 heraus. “Erstmals seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 2008 erwarten die Anleger eine negative Performance des S&P 500 auf Sicht eines Jahres!”, so der Jahresausblick. Die Erfahrungswerte der vergangenen Jahre zeigten, dass dieser Barometer Prognosecharakter habe, es spiegele die “Weisheit der Vielen” wider. Neben der Geldverknappung liege ein gewaltiges Bewertungsproblem für US-Titel auf dem Tisch. Zudem dürften laut Sentix die sich in den Vereinigten Staaten auf Extremniveaus befindenden Gewinnmargen für “Bauchgrummeln” bei den Anlegern sorgen.Ein neuer Bärenmarkt in den USA bedeute allerdings nicht, dass ein Absturz wie im Jahr 2008 drohe. Die Sentiment-Spezialisten erwarten vielmehr für 2019 einen “Bärenmarkt auf Raten” mit zwischenzeitlich dynamischen Erholungsbewegungen. Einige Anleger seien mittlerweile spürbar untergewichtet. Trotzdem sollte es laut Sentix in den ersten Wochen des neuen Jahres nochmals eine Zuspitzung geben. Denn im Sentiment fehle bislang ein entscheidendes Puzzle-Stück. “Leider konnten wir noch keine klassische Angstsituation in unseren Indizes messen”, so Hübner. Einen Ausverkauf am US-Aktienmarkt mit entsprechender Panikreaktion erwarten die Experten im ersten Quartal 2019. Danach werde es im zweiten und dritten Quartal zu einer Erholung kommen, die nach Auffassung der Analysten dann aber viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischen sollte. Dax testet 10 000 PunkteDer Jahresausblick trägt den Titel “Holländische Krankheit”. Denn viele Länder und speziell Deutschland litten unter der Fehlwahrnehmung eines “reichen Landes”, welches glaube, alle möglichen Belastungen schultern zu können. Europäische Aktien dürften laut Sentix 2019 im Bann der Europawahlen Ende Mai stehen. Zu Jahresbeginn werde es im Euro Stoxx 50 zu einem Ausverkauf kommen, der Ende Februar eine Beschleunigung erfahre. Rund um die Europawahl sei dann eine höhere Volatilität wahrscheinlich. Der Dax dürfte nach Meinung von Sentix im Februar die 10 000-Punkte-Marke testen. Anschließend wird zwar eine Erholungsbewegung erwartet. “Am Ende steht im Dax, aber auch in der zweiten und dritten Reihe, erneut ein hässliches Jahresminus”, so der Jahresausblick. Schwein gehabtZuversichtlicher sind die Sentix-Analysten im chinesischen Jahr des Schweines, das am 5. Februar beginnt, für Chinas Aktien gestimmt, denen sie 2019 eine positive Überraschung zutrauen. Interessanterweise befinde sich das Grundvertrauen für chinesische Aktien relativ zu Aktien aus Euroland und aus den USA deutlich im Aufwind. Dies zeige, dass die Anleger sehr wohl eine Chance in China erkennen würden. Sollte es zu einer tragfähigen Einigung zwischen den USA und China bei Handelsfragen kommen, dürften vor allem chinesische Aktien, aber natürlich auch US-Titel, davon profitieren.In der Sentix-Anlegerbefragung wird Gold als aussichtsreichste Assetklasse für 2019 gesehen. Und auch Hübner und Hussy erkennen gute Gründe für eine Goldhausse. Für Bitcoin, dessen Absturz in 2018 Sentix vor Jahresfrist treffend prognostizierte, könnte es hingegen noch schlimmer kommen. Im Ausblick heißt es: “Was schon immer virtuell und wertlos war, bekommt eben keinen Wert dadurch, dass es fällt.”