Der deutsche Leitindex ist zur Wochenmitte auf ein Allzeithoch bei 24.346 Zählern geklettert. Zum Handelsschluss stand das Börsenbarometer noch 0,8% höher bei 24.276 Punkten. Erst vor zwei Wochen hatte der Dax erstmals in seiner Geschichte die runde Marke von 24.000 Zählern übersprungen. Seit Jahresanfang summieren sich die Gewinne des Leitindexes nun bereits auf über 21%. Auch der MDax kletterte am Mittwoch erstmals seit drei Jahren wieder über die Marke von 31.000 Punkten.

Damit blenden die Aktienmärkte den weiter schwelenden Zollstreit zunehmend aus. „Der Zenit der Zollrhetorik scheint nach Meinung des Marktes eindeutig überschritten“, schrieben die Experten von Index Radar. „Anstatt Panik erleben wir Gelassenheit − bisweilen gar Gleichgültigkeit.“ Die in Kraft getretene Verdopplung der US-Zölle auf Stahl und Aluminium von 25 auf 50% werde einfach ignoriert.

Rückenwind gaben am Mittwoch Gewinne an den US-Börsen und in Asien. Zudem kamen die Steuersenkungspläne aus Deutschland gut an. Die Bundesregierung will mit milliardenschweren Steuerentlastungen, staatlichen Investitionen in die Infrastruktur und Entlastungen bei den Energiepreisen dafür sorgen, dass die Wirtschaft wieder mehr investiert und aus der Krise kommt. Dafür beschloss das Kabinett in Berlin ein großes Paket mit erweiterten Abschreibungsmöglichkeiten für Maschinen und Elektrofahrzeuge. Zudem erwarten Marktbeobachter, dass die EZB den Leitzins am morgigen Donnerstag abermals senken wird. Jüngst veröffentlichte Inflationsdaten aus der Eurozone untermauern diese Annahme.

Stärkster Wert im Dax waren Infineon, die im Sog positiver Nachrichten zu Broadcom zeitweise fast 5% zulegen konnten. Das US-Unternehmen hat mit der Auslieferung einer neuen Version seiner Switch-Chips für Rechenzentren begonnen. Damit will Broadcom eine größere Rolle auf dem boomenden KI-Markt spielen. Daneben zählten Airbus-Titel zu den Gewinnern. Bei dem europäischen Flugzeugbauer spekulierten Investoren auf einen Großauftrag aus China. Wie die Agentur Bloomberg berichtete, erwägen chinesische Airlines bereits nächsten Monat bis zu 300 Schmalrumpf- und Großraumflugzeuge bei Airbus zu bestellen, wenn europäische Staats- und Regierungschefs Peking besuchen. Die Bestellungen könnten sich demnach auf bis zu 500 Flugzeuge erhöhen. Analysten gehen davon aus, dass in China bereits ein Mangel an Flugzeugen herrscht.

Einen deftigen Kurssturz musste im MDax die Aktie der Online-Versandapotheke Redcare nach einer gestrichenen Kaufempfehlung von Kepler Cheuvreux hinnehmen. Experte Sven Sauer sieht ein „kritisches, strukturelles Risiko“ für Onlineapotheken und ihr E-Rezept-Geschäft in der Freiwilligkeit der GesundheitsID. Der Kurs brach zeitweise um über 18% ein, konnte einen Teil der Verluste bis Handelsschluss aber wieder wettmachen.

Im SDax stachen Thyssenkrupp Nucera positiv heraus. Das Unternehmen ergatterte einen Großauftrag zur Planung einer Elektrolyseanlage. Für die Papiere ging es zeitweise um knapp 14% hoch. Ebenfalls einen Großauftrag erhielt SFC Energy. Die Papiere zogen daraufhin um über 7% an.

In Südkorea notierte der Leitindex Kospi um 2,7% höher bei 2.771 Punkten, nachdem der linksliberale Bewerber Lee Jae-myung bei der Präsidentenwahl gesiegt hat. Anleger spekulierten nach dem Wahlsieg auf rasche wirtschaftliche Anreize, Marktreformen und eine politische Stabilisierung. Der Index erreichte den höchsten Stand seit August 2024. Lee setzte sich gegen den konservativen Kim Moon-soo durch. Ex-Präsident Yoon Suk Yeol aus der Partei Kims hatte im Dezember kurzzeitig das Kriegsrecht im Land ausgerufen. Er wurde später vom Verfassungsgericht Südkoreas abgesetzt.