Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Freitag etwas auf die Bremse getreten. Der Dax sank unter die viel beachtete Marke von 24.000 Punkten und notierte zuletzt 0,4% tiefer bei 23.952 Punkten. Damit deutet sich für den Leitindex ein Wochenverlust von rund 1,7% an. Der MDax büßte bis zum Freitagmittag 0,2% auf 30.290 Zähler ein. Für den Euro Stoxx 50 ging es um 0,4% abwärts. Geopolitische Unsicherheiten mit Blick auf den Ukraine-Krieg sowie die US-Zollpolitik belasten, während das Boom-Thema Künstliche Intelligenz zuletzt an Fahrt verloren hat.

Für Bewegung könnte am Nachmittag die Bekanntgabe vorläufiger deutscher Inflationszahlen für August sorgen. Experten rechnen im Monatsvergleich mit konstanten Preisen. Für die Jahresrate würde dies aber einen moderaten Anstieg bedeuten. Impulse geben könnten auch frische US-Konjunkturindikatoren. Unter anderem stehen Daten zu den privaten Einkommen und Ausgaben, zum Chicago Einkaufsmanagerindex und zum Uni Michigan Verbrauchervertrauen auf der Agenda.

Aus Branchensicht stehen wieder einmal die Rüstungswerte in der Anlegergunst ganz oben. Passend zur Kursstärke der Branche finden an diesem Freitag die Beratungen der deutschen und der französischen Regierung über Wirtschafts- und Sicherheitsfragen in der Küstenstadt Toulon statt. Die Papiere von Rheinmetall stiegen an der Dax-Spitze um 3,3%. Die Titel von Hensoldt und Renk verbesserten sich im MDax um 3,1 bzw. 2,8%.

Die Aktie von Gerresheimer reagierte mit einem Kursplus von 0,9% auf die Bekanntgabe eines neuen Finanzchefs. Im Monatsverlauf waren die Papiere des Verpackungsspezialisten auf einen Tiefststand seit dem Jahr 2014 gefallen. Die Veränderung im Management sei lange überfällig, der neue Finanzchef dürfte von den Anlegern mit offenen Armen empfangen werden, kommentierte Pallav Mittal von der Bank Barclays.

Im SDax zählten die Papiere von Schaeffler zu den besten Werten. Bereits m frühen Handel waren die Titel des Auto- und Industriezulieferers um gut 5% auf den höchsten Stand seit mehr als 14 Monaten hochgesprungen und hatten damit ihre Gewinnserie im laufenden Jahr auf knapp 40% ausgebaut. Die Citigroup hatte die Schaeffler-Papiere zuvor von „Neutral“ auf „Buy“ hochgestuft und das Kursziel von 5,00 auf 6,75 Euro erhöht. Das Unternehmen könnte sich zu einem „Champion“ im Bereich Hardware für humanoide Aktuatoren entwickeln, ein Markt, dessen Volumen bis zum Jahr 2050 auf mehr als 1 Bill. US-Dollar geschätzt werde, erklärte Analyst Ross Macdonald.

Daneben schnellten die Anteilsscheine von Adesso nach einer Kaufempfehlung von Kepler Cheuvreux um 5,1% nach oben. Die kurzfristigen Risiken seien zu hoch gehängt worden, schrieben die Kepler-Experten. Gleichzeitig werde den besseren Aussichten für die Profitabilität zu wenig Beachtung geschenkt.

Gefragt waren auch die Papiere von Tonies, die ihre Erholungsrally mit plus 9,6% auf 7,29 Euro fortsetzten. Analyst Oliver Wojahn von MWB Research hob sein Kursziel auf 11,70 Euro an und blieb bei seiner Kaufempfehlung. Die Audio-Plattform für Kinder komme am 15. September in Europa mit ihrer bisher größten Produktinnovation an den Markt, betonte er.