Dax tastet sich an 9 000 Punkte heran
Nach dem enttäuschenden Arbeitsmarktbericht aus den USA gehen Marktteilnehmer zunehmend davon aus, dass die Federal Reserve mit der Drosselung der Anleihenkäufe erst 2014 beginnen wird. Der Dax rückte deshalb am Dienstag weiter an 9000 Punkte heran und der Euro erreichte ein Zweijahreshoch.Von Thorsten Kramer, FrankfurtVor der mit Spannung erwarteten Veröffentlichung des amerikanischen Arbeitsmarktberichts für September, die diesmal wegen des Shutdown erst mit mehr als zweiwöchiger Verzögerung stattfand, hatten sich Investoren spürbar zurückgehalten. Im Nachmittagshandel rückten am Dienstag dann die Notierungen an Europas Aktienmärkten sowie der Euro gegenüber dem Dollar umso deutlicher vor, nachdem die Statistik die Prognosen verfehlt hatte. Die Anzahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft stieg im vergangenen Monat um 148 000, während Volkswirte im Mittel mit 180 000 gerechnet hatten. Die separat berechnete Arbeitslosenquote ging lediglich um einen Zehntelprozentpunkt auf 7,2 % zurück.Der deutsche Leitindex Dax, der sich zuvor lediglich knapp über dem Vortagsstand gezeigt hatte, rückte in Reaktion auf die US-Daten erstmals bis auf 8 988 Punkte vor und weitete damit die seit dem Jahresanfang gesammelten Gewinne weiter aus. Zum Handelsschluss notierte er 0,9 % im Plus bei 8 947 Zählern – wobei der Tagesumsatz von 3,5 Mrd. Euro auf Xetra, der immerhin um rund 20 % über dem Durchschnittswert für die zurückliegenden 90 Tage liegt, die Zuversicht vieler Akteure für weitere Zuwächse belegt. Der Dax verbuchte an Westeuropas Börsen die höchsten Gewinne, aber auch die meisten anderen Aktienmärkte kamen spürbar voran. Der Euro Stoxx 50 verbesserte sich um 0,6 % auf 3 046 Zähler. Erste Drosselung 2014Analysten vieler Banken werteten den Arbeitsmarktbericht als große Enttäuschung. Christoph Balz, Volkswirt der Commerzbank, sieht deshalb seine Einschätzung bestätigt, dass die erwartete Drosselung der Anleihenkäufe durch die Federal Reserve erst im ersten Quartal beginnen wird. An den Märkten erhielt diese Einschätzung weiteren Zuspruch; zuvor waren viele noch von einer ersten Drosselung im Dezember ausgegangen. Bereits am Montag hatte allerdings Charles Evans, Chef der Federal Reserve von Chicago, dafür geworben, die Geldpolitik vorerst unverändert beizubehalten. Laut Evans sind zunächst mehrere Monate mit einem Stellenaufbau von bis zu 200 000 Stellen nötig, um vom extrem lockeren Kurs in der Geldpolitik abzurücken.Zu den stärksten Titeln zählten Deutsche Post (+ 3,5 % auf 24,81 Euro), bei der Anleger unter anderem auf eine Erhöhung des Briefportos spekulierten. Reckitt Benckiser (+ 5,2 % auf 4 734 Pence) und BHP Billiton (+ 4,1 % auf 1 950,50 Pence) profitierten von positiven Aussagen zum Geschäftsverlauf.Auch am Anleihenmarkt und am Devisenmarkt setzte sich die Einschätzung durch, dass die Federal Reserve womöglich erst im März den Einstieg in den Ausstieg vollziehen wird. Die Rendite der Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit sank um 5 Basispunkte auf 1,80 %, der Euro wertete derweil zum Dollar kräftig auf. Zeitweise erreichte er einen Stand von 1,3785 Dollar, was dem höchsten Niveau seit November des Jahres 2011 entspricht. Am Abend pendelte er sich dann nur leicht darunter ein.Der Goldpreis stieg am Dienstag um 2 % auf 1 342 Dollar. Zur Begründung führten Marktteilnehmer an, dass Anleger in dem Edelmetall einen Sicherheitsanker gegen einen möglichen Anstieg der Inflationsrate sehen. Zugleich schwang dabei allerdings die Sorge darüber mit, dass die US-Konjunktur fortan an Fahrt verlieren könnte. Schließlich rückt der scharfe Budgetstreit zwischen den US-Parteien bereits in einigen Wochen zurück in den Fokus.—– Devisenmarkt Seite 18