Im GesprächRoger Naylor, Evli

„Wald liefert gute Renditen bei geringer Volatilität“

Immer mehr Investoren interessieren sich für Wald als Assetklasse. Denn globale Waldinvestments bieten langfristig attraktive Renditen bei geringen Drawdowns, erläutert Fondsmanager Roger Naylor.

„Wald liefert gute Renditen bei geringer Volatilität“

Im Gespräch: Roger Naylor

„Wald liefert gute Renditen bei geringer Volatilität“

Der Fondslenker des finnischen Assetmanagers Evli über die Spezifika und Vorteile von globalen Investments in die Forstwirtschaft

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Immer mehr Investoren interessieren sich für Wald als Assetklasse. Denn globale Waldinvestments bieten langfristig attraktive Renditen bei geringen Drawdowns, erläutert Roger Naylor. Wenn die Aktienmärkte einbrechen, bleiben Forstinvestments stabil. Hinzu kommt die geringe Korrelation zu anderen Assets.

Auf dem 8. Sustainable Investment Summit (SIS) in Frankfurt hat Roger Naylor an einer Podiumsdiskussion zu Investitionen in Carbon Markets und den Herausforderungen der Net-Zero-Transition teilgenommen. Denn der Fondslenker des finnischen Assetmanagers Evli ist Experte für Waldinvestments, und Wald gewinnt als nachhaltige Geldanlage, die den CO2-Ausstoß kompensiert, an Bedeutung. Für Naylor sind Waldinvestments nichts Neues, er hat auf diesem Gebiet eine Erfahrung von rund 20 Jahren.

„Wald ist als Anlageklasse attraktiv, weil sie gute Renditen bei geringer Volatilität liefert“, erklärt Naylor im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Auch wenn die Renditen nicht phänomenal hoch sind, sollten Anleger die Forstwirtschaft als sehr solide Quelle für den Kapitalerhalt betrachten.“

Beliebt bei Yale

Dass Wald eine attraktive Assetklasse ist, meinen auch erfolgreiche institutionelle Investoren wie die großen US-Universitätsstiftungen Yale oder Harvard. Sie tätigen ein Teil ihrer Investments in Wald, und mindern dadurch nicht zuletzt Schwankungen in ihren Portfolios. „In einem globalen Fonds betragen die Renditen 6 bis 8% pro Jahr. Sobald ein Portfolio aufgebaut ist, liegt die laufende Cash-Rendite bei 2 bis 3% pro Jahr“, erläutert Naylor. Denn bereits, wenn Bäume geschlagen werden, kommt es zu bei Waldinvestments zu laufenden Erträgen. Diese lassen sich auch in gewissen Grenzen steuern, sind die Holzpreise im Keller, kann auch der jährliche Einschlag vermindert werden.

„Waldinvestitionen profitieren vom Wachstum der Bäume. Dies gewährleistet einen stetigen Kapitalzuwachs, selbst bei einem Marktabschwung", sagt Naylor. "Wälder sind außerdem ein Sachwert, der in den letzten 60 Jahren in jedem zehnjährigen Anlagezeitraum einen guten Schutz gegen die Inflation geboten hat.“

Geringe Drawdowns bei Krisen

In einer Welt mit ständiger Geldentwertung sind reale, werthaltige Güter für Investoren natürlich sehr interessant. „Wald bietet stabile Erträge und hat als Assetklasse besser abgeschnitten als die Teuerungsrate“, sagt der Fondsmanager. „Waldinvestments zeichnen sich durch geringe Drawdowns aus. Dies gilt besonders auch für Situationen, in denen die Kapitalmärkte einbrechen. So haben während der globalen Finanzkrise von 2007 bis 2009 Waldinvestments 20,7% zugelegt, während der S&P 500 um 45,8% eingebrochen ist.“

Auch beim Dot-Com-Crash von 2000 bis 2002 habe Wald mit einem Verlust von 1,5% deutlich weniger verloren als der S&P 500, der 43,8% an Wert einbüßte. Und 2020 beim ersten Lockdown durch Covid habe der US-Aktienmarkt rund 20% verloren, während Waldinvestments überhaupt keine Verluste verzeichneten. In der Energie- und Inflationskrise 2022 haben Waldinvestments sogar 7,6% an Wert zugelegt, während der S&P 500 Aktienindex 23,9% verlor.

Darüber hinaus ist die Assetklasse Wald nach Angaben von Naylor kaum korreliert mit anderen Assets. Insofern senke die Beimischung von Wald das Risiko in einem Portfolio merklich.

„Wald ist ein nachhaltiges Investment und Wald sorgt weltweit für die Reduzierung des CO2s in der Atmosphäre. Dies hat in den letzten Jahren zum Aufkommen neuer, nachhaltig ausgerichteter Fondsstrategien geführt. Zum Beispiel auch mit dem Ziel, Carbon Credits, Emissionsgutschriften, zu verkaufen“, nennt Naylor einen weiteren Vorteil von Waldinvestments. „Darüber hinaus gibt es die Tendenz, dass Fondsmanager nicht nur den Waldeinschlag steuern, sondern dass sie auch zunehmend zu Landmanagern werden und dadurch höhere Einnahmen erzielen können.“

Holz idealer Werkstoff

Unter Umweltgesichtspunkten sei Holz zunehmend gefragt. „Die Forstwirtschaft liefert nachhaltige Rohstoffe, die zur Dekarbonisierung anderer Industrien beitragen. Holz kann in der Bauindustrie Stahl und Beton ersetzen und so den Kohlenstoff-Fußabdruck verringern. Holz kann jetzt auf innovative Weise in Hochhäusern verwendet werden, und bei Verpackungen kann Holz Kunststoff ersetzen“, erläutert Naylor. „Insgesamt liefert Holz also attraktive Renditen und ist aus ökologischer Sicht ein idealer Werkstoff.“

Die Situation für Investitionen in die Assetklasse Wald sei günstig. „Die globale Nachfrage nach Wald wächst stetig, während das Angebot doch eher begrenzt ist“, sagt der Experte. Und Wald sei durchaus auch investierbar. „Institutionelle Anlagen in die Forstwirtschaft sind gut entwickelt. Rund 50% der Investitionen entfallen auf die USA, 21% auf Südamerika, 17% auf Australien und Neuseeland, während nur 9% der institutionellen Investitionen in Europa getätigt werden.“

Risiken durch Feuer gering

Feuer sei natürlich ein Risiko für Wälder. Doch sei dieses Risiko bei privatem Waldbesitz durchaus zu managen. So würden die privaten Waldbesitzer Vorkehrungen gegenüber Feuer treffen, wie zum Beispiel durch Schneisen. Die Feuersbrünste träfen vor allem Wälder, die in öffentlichen Besitz sind. Bei privatem Waldbesitz würden die Verluste durch Feuer jedenfalls weniger als 1% pro Jahr betragen.

Der in Helsinki beheimatete Assetmanager Evli legt über globale Dachfonds, die eine feste Laufzeit haben, in Wald an. „Wir investieren in stabile, gut regulierte Länder. Zugleich diversifizieren wir hinsichtlich Regionen und Managementstilen“, erläutert Naylor. „Wald ist keine einfach zugängliche Assetklasse, auch für institutionelle Investoren nicht. Wir haben den Vorteil, dass wir unsere Zielfonds in der Regel seit Jahren kennen und dadurch über die Expertise verfügen, qualitativ hochwertige Portfolios zu konstruieren.“

Mit wenig Fremdkapital

Im Vergleich zu Immobilien werde bei Investitionen in Wald nur wenig Fremdkapital eingesetzt. „Der Leverage bei Waldinvestments ist sehr gering, was die Risiken limitiert. Unsere Zielfonds arbeiten meist nur mit bis zu 20% Leverage, den sie aber häufig nicht nutzen“, sagt der Fondsmanager. „In unseren Dachfonds arbeiten wir nicht mit Leverage. In dieser Hinsicht unterscheiden sich Investitionen in Wälder erheblich von Investitionen in Immobilien oder Grundstücke, bei denen bewusst ein hoher Leverage eingesetzt wird, um Renditen zu erzielen.“

Der Evli Forest I Dachfonds habe 2024 eine Rendite von 9,9% erzielt. „Wir haben gerade unseren zweiten Wald-Dachfonds, den Evli Impact Forest Fund II, geschlossen“, erkärt Naylor. Die Laufzeit dieses Dachfonds beträgt 14 Jahre, von 2023 bis 2037. Die Zielrendite liegt bei 6% bis 8% netto.

„Im nächsten Jahr werden wir einen dritten Wald-Dachfonds auflegen, ebenfalls mit einem globalen Mandat.“ Dann will Evli auch institutionelle Investoren aus Deutschland, wie zum Beispiel u.a. Family Offices, für ein Investment in die Assetklasse Wald gewinnen.

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