Börsenplatz Paris

Euronext steigt in den CAC 40 auf

Spekulanten nutzen die politische Krise und nehmen französische Werte ins Visier. Der Callcenter-Spezialist Teleperformance fliegt aus dem CAC 40, Euronext steigt auf.

Euronext steigt in den CAC 40 auf

Börsenbetreiber Euronext steigt in den französischen Leitindex auf

Teleperformance geht — Angriffe durch Leerverkäufe steigen

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von Gesche Wüpper, Paris

Frankreich bekommt nicht nur eine neue Regierung, sondern auch ein neues Mitglied in seinem Leitindex. Börsenbetreiber Euronext wird kommenden Freitag, den 19. September, nach Börsenschluss den Callcenter-Spezialisten Teleperformance im CAC 40 ersetzen. Das hat der aus sechs unabhängigen Experten bestehende wissenschaftliche Beirat von Euronext bei seiner vierteljährlichen Überprüfung der Zusammensetzung der Indizes entschieden.

Für die paneuropäische Mehrländerbörse kommt der Aufstieg einer Art Krönung gleich. Investoren reagierten positiv, so dass die Euronext-Aktie Freitag an der Börse von Paris im Laufe des Tages zulegte. Ihr Kurs hat sich seit Beginn des Jahres um fast 30% auf zuletzt 138,70 Euro erhöht, während das Papier von Teleperformance im selben Zeitraum fast 24% nachgegeben hat. Der CAC 40 selber ist seit dem 1. Januar um noch nicht mal 6% gestiegen. Belastet wird er nicht nur durch Luxusgüterkonzerne wie LVMH, die für enttäuschende Zahlen abgestraft wurden, sondern auch durch die politische Instabilität in Frankreich.

Börsenkapitalisierung mehr als verfünffacht

„Unsere Eingliederung in den CAC 40 ist ein Beweis für die unglaubliche Reise, die wir seit unserem Börsengang im Juni 2014 unternommen haben“, erklärte Euronext-Chef Stéphane Boujnah stolz. Seit er vor zehn Jahren das Ruder bei dem Börsenbetreiber übernommen hat, ist dessen Marktkapitalisierung von 2,7 Mrd. Euro auf etwas mehr als 14 Mrd. Euro gestiegen. Boujnah hat Euronext durch Übernahmen wie die der Borsa Italiana gestärkt. Zuletzt hat er ein Übernahmeangebot für die Athener Börse gemacht. 75% des Euronext-Kapitals befinden sich in Streubesitz, was ein wichtiges Kriterium für die Aufnahme in den CAC 40 ist.

Bei Teleperformance ist der Streubesitz mit 71,7% ebenfalls recht hoch. Doch der Aktienkurs des Callcenter-Spezialisten ist seit seinem Aufstieg in den CAC 40 im Juni vor drei Jahren um 77% eingebrochen. Mit 3,8 Mrd. Euro weist er eine der schwächsten Börsenkapitalisierungen des französischen Leitindex auf. Teleperformance leidet unter der verstärkten Konkurrenz in seiner Branche, die sich durch den Vormarsch von Künstlicher Intelligenz (KI) jetzt noch weiter verstärkt.

Aufsteiger des SBF 120

In den anderen französischen Indizes stehen ebenfalls Veränderungen an. So wird im CAC Next 20, der die 20 größten Börsenkapitalisierungen nach dem CAC 40 umfasst, Technip Energies den Finanzinvestor Eurazeo ersetzen und Teleperformance Euronext. In den SBF 120 wiederum steigen das Biotech Abiwax und das auf Navigationssysteme sowie Unterwasser-Roboter spezialisierte Unternehmen Exail Technologies auf, während die französische Exxon Mobile-Tochter Esso und der Cloud-Spezialist OVH absteigen.

Nach der Ankündigung des zurückgetretenen Premierministers François Bayrou waren in Paris vor allem Werte des CAC Mid & Small unter Druck geraten, die sich in den Monaten zuvor besser als die Börsenschwergewichte geschlagen hatten. Ebenfalls abgestraft wurden Unternehmen, die wie die Bau- und Autobahnkonzessions-Konzerne Eiffage und Vinci oder Immobilienentwickler Nexity relativ stark vom französischen Markt abhängig sind.

Leerverkäufe steigen

Offenbar versuchen nun auch Leerverkäufer sowie einige Fonds Profit aus der politischen Krise zu schlagen, die Frankreich gerade durchlebt. Auf den ersten Blick wirke der französische Markt ruhig, doch der Anstieg der Leerverkäufe spiegele den Anstieg des politischen Risikos in einigen sensiblen Branchen wieder, sagte der US-Datenspezialist S3 Partners „Les Echos“. Ihren Angaben zufolge haben Leerverkäufe an der Börse von Paris in diesem Jahr 19% zugenommen und nun einen neuen Jahreshöchststand erreicht. In den letzten Tagen wurden Leerverkäufe bei Accor, Teleperformance, Rexel, Elis und BioMérieux bekannt. Im Visier der spekulativen Angriffe in Paris stehen auch verwundbare Unternehmen wie Eramet, Valeo, Eutelsat und Worldline.