Green und Sustainable Bonds

Green Finance begeistert Anleger

Green und Sustainable Finance hat auch 2021 weiter zugelegt. In nahezu allen europäischen Ländern haben nachhaltige Finanzierungen 2021 zugenommen. Die Covid-19-Krise erweist sich hierbei als Treiber.

Green Finance begeistert Anleger

kjo Frankfurt

Green und Sustainable Finance boomt an den internationalen Kapitalmärkten. Die Covid-19-Krise erweist sich dabei durchaus noch als Beschleuniger der entsprechenden Anleiheemissionen. Nachhaltige Emissionen legten im Jahr 2021 um 113% gegenüber dem Vorjahr auf 887 Mrd. Euro zu und summieren sich auf insgesamt über 2 Bill. Euro. Dies geht aus einer Studie von Capmarcon hervor, die der Börsen-Zeitung vorab vorliegt. Capmarcon ist eine auf Unternehmensfinanzierungen spezialisierte Beratungsgesellschaft. Sie entwickelt Strategien zur Kapitalbeschaffung und Bilanzstrukturoptimierung und unterstützt und begleitet Klienten in einer Vielzahl an Finanzierungssituationen. Dies umfasst Eigenkapital-, Fremdkapital- und Mezzaninkapitalbeschaffung.

Diverse Projekte

Im Einzelnen zählen zu diesen Finanzierungen Green Financing wie Energiesparprojekte oder Umweltschutzprogramme, Blue Financing, was der ökologischen Verbesserung der Meere dient, Social Financing zur Verbesserung sozialer Infrastruktur und Sustainable Financing, das grüne, blaue und soziale Komponenten enthält. Des Weiteren gehört hierzu auch noch das Sustainability-Linked Financing (Nachhaltigkeitsgebundene Bonds etwa), bei dem sich der Emittent verpflichtet, innerhalb eines bestimmten Zeitraums be­stimmte selbst gewählte (Nachhaltigkeits-)Indikatoren zu verbessern.

Mehr als die Hälfte des nachhaltigen Finanzierungsvolumens (Anleihen, bilaterale/syndizierte Kredite, Schuldscheindarlehen) entfällt laut Capmarcon auf das Green Financing. Weltweit einen deutlichen Zuwachs hätten Sustainability-Linked-Darlehen verzeichnet, auf sie entfiel im Jahr 2021 ein Anteil von bereits 19%. „Diese Beliebtheit ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass hier die aufgenommenen Mittel nicht gezielt für nachhaltige Investitionen und Ausgaben verwendet werden müssen, sondern nur Ziele zu erreichen sind, die aus betriebswirtschaftlichen Gründen ohnehin realisiert worden wären  – z.B. Energieeinsparungen“, so die Experten.

Neu aufgelegte nachhaltige Finanzierungen hätten im Jahr 2021 über alle Kontinente, alle Bereiche und Sektoren sowie alle Instrumententypen signifikant zugenommen. Dabei sei die Dynamik zu Jahresbeginn am stärksten, um dann im zweiten Halbjahr tendenziell etwas zurückzugehen (455 Mrd. Euro im ersten Halbjahr und 432 Mrd. Euro im zweiten Halbjahr). Absolut am größten sei der Anstieg der Finanzierungen in Europa gewesen (+219 Mrd. Euro). In Nordamerika habe sich das Geschäft verdreifacht. In Asien sei es wegen des Engagements chinesischer Adressen (+450% auf umgerechnet 89 Mrd. Euro) zu einer sehr starken Aufwärtsentwicklung des Green Financing gekommen.

Auch die Zahl großvolumiger Transaktionen nehme kontinuierlich zu. Beispielsweise hätten im gerade abgelaufenen Jahr 184 Arrangements (von insgesamt 2095) einen Umfang von mindestens 1 Mrd. Euro gehabt, im Jahr 2020 seien es 93 von 1190 gewesen und im Jahr 2017 nur 23 von 530 Arrangements. Ebenfalls gestiegen seit das Geschäft mit Adressen, die erstmals Green Financing nutzten, also Debüt-Emissionen. Ihr Anteil habe sich von 27,5% im Jahr 2020 auf nunmehr 36,2% gesteigert. Vor allem Unternehmen aus der Realwirtschaft hätten dazu beigetragen.

EIB als Pionier

Seit der ersten Grünen Finanzierung im Jahr 2007 – sie kam von der in Luxemburg beheimateten Europäischen Investitionsbank (EIB, die Bank der EU) – sind bis heute nachhaltige Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von 2016 Mrd. Euro ins Leben gerufen worden. Das ausstehende Volumen (Emissionen abzüglich Tilgungen) erhöhte sich im Jahr 2021 um 824 Mrd. Euro auf 1862 Mrd. Euro am Jahresende.

Im Jahr 2021 seien europäische Emittenten wiederum die wichtigsten Nutzer nachhaltiger Finanzinstrumente gewesen, gefolgt von asiatischen und nordamerikanischen Adressen. Das erkläre den noch immer hohen Anteil des Euro bei der Denominierung dieser Instrumente. Allerdings sei dieser Anteil in der gerade abgelaufenen Periode erstmals unter 50% gesunken – vor allem zugunsten des US-Dollar, des chinesischen Renminbi und des britischen Pfund. Die jeweiligen Anteile betrugen im Jahr 2021 für die Gemeinschaftswährung 47% (Vorjahr: 56,4%), den Dollar 31,2% (27,6%) und den Renminbi 6,2% (2,4%). Das Pfund kam auf 5% (1,8%), die schwedische Krone und norwegische Krone zusammen auf 2,2% (3,7%) und der Yen auf 1,1% (2,1%). Auf weitere Währungen entfielen 7,3% nach 6%.

In Europa wurden 2021 für hiesige Emittenten grüne Finanzierungen im Umfang von rund 481 Mrd. Euro gestemmt, ein Plus gegenüber der Vorjahresperiode von 84%. Damit ist Europa laut Capmarcon unverändert der bedeutendste Nutzer nachhaltiger Finanzierungen, hierauf entfallen 54% des globalen Volumens. Europa sei aber hinter die internationale Emissionsdynamik zurückgefallen. Größte Kreditnehmer in Europa seien staatliche Adressen einschließlich EU-Kommission sowie Förder-/Entwicklungsbanken mit einem Transaktionsvolumen von 224 Mrd. Euro (2020: 125 Mrd. Euro); dies bedeute einen aktuellen Anteil an den europäischen Emissionen von 45%. Auf Geschäftsbanken und weitere Finanzdienstleister seien 21% entfallen. „Damit wurde jüngst für die Realwirtschaft, die den größten Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten könnte, lediglich ein Drittel des Green Financing arrangiert.“

Frankreich führt

Volumenstärkstes Land in Europa für nachhaltige Finanzierungen sei 2021 Frankreich mit 86 Mrd. Euro gewesen (+35% gegenüber Vorjahr). Es folgte Deutschland mit 74 Mrd. Euro (+37%), Italien mit 48 Mrd. Euro (+503%), die vier Länder Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark zusammen mit 47 Mrd. Euro (+96%), Großbritannien mit 43 Mrd. Euro (+402%), Spanien mit 40 Mrd. Euro (+254%) und die Niederlande mit 26 Mrd. Euro (+83%). Für russische Adressen wurde 2021 an Green Financing 3,6 Mrd. Euro arrangiert nach 0,2 Mrd. Euro im Vorjahr. In nahezu allen europäischen Ländern hätten nachhaltige Finanzierungen 2021 zugenommen oder seien zumindest auf gleicher Höhe geblieben; nur in der Schweiz ging das Neugeschäft von 6,1 Mrd. Euro im Jahr 2020 auf jetzt nur noch 3,8 Mrd. Euro zurück.

Etwa 85% des nachhaltigen Finanzierungsvolumens sei von unabhängigen Dritten auf ihre Nachhaltigkeitswirkung geprüft worden und entsprechend zertifiziert (Second Party Opinion“). Im Jahr 2020 hätten die Agenturen noch 87% geprüft. Grund für die Abnahme sei der Zuwachs von oft nicht zertifizierten Sustainability-Linked-Krediten so­wie Emissionen besonders chinesischer und amerikanischer Adressen. Größte Bewertungsagenturen seien Sustainalytics mit 23% des Gesamtvolumens, Vigeo Eiris (20%) sowie ISS ESG und Cicero (je 14%).