Bondmärkte

Institutionelle Investoren setzen auf Hochzinsanleihen

Institutionelle Anleger setzen auf Hochzinsanleihen. Der Markt ist widerstandsfähig, zeigt nur geringe Ausfälle, und die Kreditkennzahlen haben sich deutlich verbessert.

Institutionelle Investoren setzen auf Hochzinsanleihen

Institutionelle Investoren setzen auf Hochzinsanleihen

Globaler Markt erweist sich als sehr widerstandsfähig – Hohe absolute Renditen – Kreditqualität verbessert sich – Nur geringe Ausfälle

Institutionelle Anleger favorisieren Hochzinsanleihen aufgrund der Kreditqualität, die sich im Vergleich zu früher verbessert hat. Die meisten Unternehmen liegen nun bei der Note Doppel-B. Diverse andere Kennzahlen wie die Zinsdeckung sprechen für die Papiere.

Von Kai Johannsen, Frankfurt

Einige Anleger mögen dem Markt für Hochzinsanleihen angesichts der jüngsten Spread-Einengungen derzeit etwas misstrauisch gegenüberstehen, doch haben Unternehmen aus dem Hochzinsbereich (High Yield) eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit bewiesen, und strukturelle Marktveränderungen könnten engere Spreads als in der Vergangenheit rechtfertigen. „Sofern es nicht zu einer bedeutenden Rezession oder Krise kommt, gehen wir davon aus, dass hohe absolute Renditen, eine verbesserte Kreditqualität und geringe Ausfälle die Nachfrage nach dieser Anlageklasse aufrechterhalten werden“, so die Experten des Assetmanagers Insight Investment, der zu BNY gehört, in einer Studie, die der Börsen-Zeitung vorab vorliegt.

Überwiegend bei Doppel-B

Die Kreditqualität des globalen Marktes für hochverzinsliche Anleihen (High-Yield-Bonds) verbessert sich nach Einschätzung der Experten derzeit weiterhin deutlich. Ende 2024 seien in Europa 66% des Marktes mit der Rating-Note „BB“ bewertet worden, während in den USA über 50% des Marktes dieses Rating gehabt hätten. „Vor einem Jahrzehnt lag die durchschnittliche Bonitätseinstufung für diese beiden Märkte noch bei Single-B. Dies unterstreicht den anhaltenden Trend zu einer höheren Kreditqualität, der sich im Laufe der Zeit eingestellt hat“, halten die Insight-Investment-Experten hierzu fest.

Die Analyse der Daten zum Verschuldungsgrad (Leverage) der Unternehmen, der die Verschuldung eines Unternehmens im Verhältnis zu seinem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) misst, unterstreiche diese Verbesserung noch weiter. Am Beispiel des US-amerikanischen High-Yield-Marktes zeige sich, dass der Verschuldungsgrad zwar gegenüber dem Tiefstand von 2023 gestiegen sei, aber mit dem 3,98-fachen, d.h. die Verschuldung entspricht dem 3,98-fachen des Eigenkapitals, recht deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt von 4,3 liege.

Verschuldung sinkt

Ein Blick auf die jüngere Vergangenheit zeige, dass das Maß Verschuldung/Ebitda während Krisenereignissen wie der globalen Finanzkrise und der Pandemie angestiegen sei. Die Pandemie sei ein besonders bemerkenswerter Stresstest gewesen, da die Unternehmen in großem Umfang Kredite aufgenommen hätten, um ihren Betrieb aufrechtzuerhalten, z.B. um Mitarbeiter Löhne und Gehälter zu bezahlen, die nicht hätten arbeiten können. „Als sich die Wirtschaft wieder erholte und die Einnahmen wieder stiegen, erholten sich auch die Unternehmensgewinne, sodass die Verschuldung im Verhältnis zum Ebitda sinken konnte“, wird konstatiert.

Eine alternative Betrachtungsweise in diesem Zusammenhang ist der Zinsdeckungsgrad, der angibt, wie oft die vom Unternehmen erwirtschafteten Gewinne die anfallenden Schuldzinsen decken können. Obwohl der Verschuldungsgrad während der Pandemie angestiegen sei, habe der starke Rückgang der Zinssätze dazu geführt, dass der Zinsdeckungsgrad nach einem anfänglichen Einbruch nach oben geschossen sei. „Die Zentralbanken haben ihre Politik seither erheblich gestrafft, aber der Zinsdeckungsgrad bleibt auf einem gesunden Niveau, was auf den Abbau der Verschuldung und die Tatsache zurückzuführen ist, dass viele Unternehmen niedrige Finanzierungsniveaus für viele Jahre in der Zukunft festgeschrieben haben“, so die Erklärung bei Insight Investment.

Bei allen zugrunde gelegten Kennzahlen – Ratings, Gesamtverschuldung/Ebitda (Leverage) und Ebitda/Zinsaufwand (Coverage) – lasse sich ablesen, dass sich die Kreditqualität deutlich verbessert habe. Dies habe sich in geringeren Ausfällen niedergeschlagen, und es wird erwartet, dass die Ausfälle niedrig bleiben werden. Die durchschnittliche rollierende Zwölfmonatsausfallrate für US-Hochzinsanleihen lag laut Insight Investment in den vergangenen 25 Jahren bei 3,4% und nach der globalen Finanzkrise bei 2,5%. Ende 2024 habe die Ausfallquote in den USA bei nur 1,5% und weltweit bei 1,8% und damit deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt gelegen. „Dies bestärkt uns in unserer Ansicht, dass die globalen Hochzinsmärkte deutlich widerstandsfähiger sind als in der Vergangenheit“, halten die Experten fest.

Erhöhte Attraktivität

Man geht davon aus, dass der durchschnittliche jährliche Kreditverlust aufgrund von Zahlungsausfällen in den 25 Jahren bis Ende 2024 bei 65 Basispunkten liegt. Dies bedeutet, dass eine Anlage in Hochzinsanleihen bei einem Spread von 270 Basispunkten und einem erwarteten Verlust von 65 Basispunkten pro Jahr aufgrund von Zahlungsausfällen dem Anleger unterm Strich noch einen Spread von 205 Basispunkte pro Jahr über Staatsanleihen einbringen würde. In den vergangenen 20 Jahren hätten High-Yield-Indizes nur in sechs dieser Jahre negative Renditen erzielt. In jedem dieser Fälle habe die anschließende Erholung die negativen Renditen des Vorjahres jedoch mehr als ausgeglichen. Dieses Renditeprofil habe die Attraktivität der Anlageklasse für institutionelle Anleger deutlich erhöht. „Vor einem Jahrzehnt wurde der Markt für Hochzinsanleihen von Privatanlegern dominiert, was die Volatilität des Marktes erhöhte. Heute sind 47% der Anleger institutionelle Investoren, von denen viele langfristige Allokationen in Hochzinsanleihen vorgenommen haben, was zu einem stabileren Anlageumfeld beiträgt.“

Das hohe absolute Renditeniveau, die verbesserte Kreditqualität, die geringen Ausfälle und eine 20-jährige Historie von überwiegend positive Renditen stimmt die Insight-Investment-Experten zuversichtlich, dass die institutionellen Anlageströme weiterhin in diese Anlageklasse fließen werden. „Infolgedessen sind wir der Ansicht, dass die Renditespannen bei Hochzinsanleihen gut verankert bleiben könnten, sofern es nicht zu einer bedeutenden Rezession oder Marktkrise kommt“, heißt es weiter.

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