J.P. Morgan ist optimistisch für Gold
J.P. Morgan ist optimistisch für Gold
J.P. Morgan ist optimistisch für Gold
US-Großbank vollzieht Sinneswandel zu Emerging Markets und ist hoffnungsvoll für KI-Aktien aus den USA
J.P. Morgan ist das vierte Jahr in Folge optimistisch für Gold gestimmt. Im Laufe des Jahres sollte der Preis für das gelbe Metall auf 5.000 Dollar je Unze steigen, erwartet die Investmentbank. Auch sonst sind ihre Anlagestrategen positiv gestimmt. Auch für Europa, wo die Unternehmensgewinne das dritte Jahr in Folge stagnieren.
hip London
J.P. Morgan geht davon aus, dass Zentralbanken und Anleger ihre Diversifizierung in Gold im kommenden Jahr fortsetzen werden. Die US-Großbank ist damit das vierte Jahr in Folge positiv für das Edelmetall gestimmt. „Institutionelle Anleger in aller Welt erhöhen ihre Wetten auf Gold“, sagte Luis Oganes, Head of Global Macro Research, vor Journalisten in London. Er geht davon aus, dass der Goldpreis bis Ende kommenden Jahres auf 5.000 Dollar je Feinunze steigen wird.
Zentralbanken hätten nicht nur weiter Gold gekauft, sondern auch etwas getan, was sie in der Vergangenheit nicht gemacht hätten: ihre Käufe repatriiert. „Sie entscheiden sich für das Gefühl der Sicherheit, das physische Gold im eigenen Keller zu haben und nicht in der Schweiz, in London oder in New York", sagte Oganes. Damit nehmen sie es vom Markt. Und damit gebe es deutlich weniger Gold, mit dem man Wertpapiere unterlegen könnte. Das vergrößere das Element der Knappheit. Die Bank erwartet, dass Zentralbanken im kommenden Jahr 755 t Gold kaufen werden. Vor 2022 waren es im Schnitt 400 bis 500 t.
Chinesische Nachfrage
Zudem habe China im Februar Lebensversicherern erlaubt, bis zu 1% ihres verwalteten Vermögens in Gold zu investieren. „Wir gehen davon aus, dass nur ein Bruchteil dieses Limits bislang in Anspruch genommen wurde“, sagte Oganes. Aus der Volksrepublik dürfte also vermutlich in den kommenden Jahren noch eine Menge Nachfrage kommen.
Es sei nicht auszuschließen, dass der Goldpreis in den kommenden Jahren auf 6.000 Dollar steigen werde, fügte der Makrostratege der Bank hinzu. J.P. Morgan habe keine offizielle Schätzung für 2027 oder 2028, Doch handele es sich um „mehrjährige Dynamiken“.
Eher keine Jahresendrally
Danach dämpfte Mislav Matejka, Head of Global & European Equity Strategy, Hoffnungen auf eine Jahresendrally an den Aktienmärkten. In der zweiten Novemberhälfte hätten die Kurse zwar in der Hoffnung auf eine geldpolitische Lockerung der US-Notenbank Fed wieder angezogen. Ein Zinsschritt sei nun aber bereits voll eingepreist.
„Die Frage ist: Werden die Anleger nachlegen und mehr investieren, oder werden sie zum Jahresende Positionen gerade ziehen und direktionale Risiken reduzieren?“, fragte Matejka. Wenn es zum erwarteten Zinsschritt komme, gebe es kurzfristig vielleicht keinen weiteren Rückenwind. „Die Leute werden dann versuchen, Risiko abzubauen“, sagte der Aktienstratege.
KI erst am Anfang
J.P. Morgan ist für das kommende Jahr insgesamt optimistisch, auch für ein Segment, das mittlerweile Ängste vor einer Überbewertung auslöst. „Wir sind sehr positiv für KI in den Vereinigten Staaten“, sagte Matejka. Wenn man sich einmal frühere Innovationszyklen wie etwa Mobiltelefone oder Cloud Computing ansehe, dauere es acht bis zehn Jahre, bis sich etwas neues durchsetze. „Bei KI sind wir vielleicht in Jahr zwei oder drei von mindestens acht bis zehn Jahren.“
Man befinde sich also erst am Anfang. Die Frage sei, ob KI die einzig interessante Story sei. Und da zeige sich beim Blick auf das Wachstum der Unternehmensgewinne, dass im dritten Quartal die Ergebnisse der S&P-500-Firmen ohne die „Magnificent Seven“ erstmals seit 2023 zweistellig gewachsen seien. J.P. Morgan werde zudem „bullish“ für die Emerging Markets. Nach Jahren der Underperformance böten Aktien aus Schwellenländern 2026 die Chance auf ein zweites Jahr der Outperformance.
Zweifel an deutschen Plänen
Was Europa angehe, habe die Euphorie über die deutschen Ausgabenprogramme nachgelassen. „Wenn man mit deutschen Kunden spricht, sind sie der Ansicht, dass nicht viel passieren wird“, sagte Matejka. Die niedrigeren Kurse seien aber eine gute Ausgangsbasis. Er hat die Eurozone übergewichtet.
Britische Aktien seien „außerordentlich billig“, sagte Matejka. Der FTSE 100 sei 2016 zu einem höheren Multiple gehandelt worden als der S&P 500. Mittlerweile sei die Bewertung der britischen Standardwerte nur noch halb so hoch wie die der 500 wichtigsten US-Gesellschaften. Es gebe allerdings keinen „überzeugenden Blickwinkel“ für ihn, Dividendentitel aus dem Vereinigten Königreich überzugewichten. Es deute nichts darauf hin, dass sich die Kursentwicklung beschleunigen könnte. Zumindest bei der Dividendenrendite sind britische Aktien führend.
