Märkte am Morgen

Märkte reagieren gelassen auf Trumps Zoll-Spielchen

Kommen die neuen US-Zölle nun oder nicht? Präsident Donald Trump will sich da nicht wirklich festlegen. Die Börsianer juckt es kaum.

Märkte reagieren gelassen auf Trumps Zoll-Spielchen

Die Anleger haben die Zoll-Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump mit einem Schulterzucken quittiert. In den ersten Handelsminuten stieg der deutsche Leitindex um 0,11 Prozent auf 24.099,89 Punkte. Der MDax sank indes um 0,15 Prozent auf 30.699,23 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,1 Prozent.

Dass Trump die Frist zur Einführung von Zöllen gegen etliche Länder und die Europäische Union verlängerte, gab den Kursen keine merklichen Impulse. Während die US-Börsen zu Wochenbeginn ihrer vorangegangenen Rally Tribut gezollt hatten, ging es an den asiatischen Handelsplätzen überwiegend nach oben.

Die Märkte hätten inzwischen gelernt, mit Trumps Rhetorik aus Drohungen und anschließenden Zugeständnissen umzugehen, kommentierte Stephen Innes von SPI Asset Management die insgesamt gelassene Reaktion der Märkte.

Hängepartie im Zollstreit

Der Zollkonflikt mit den USA bleibt eine Hängepartie. Denn US-Präsident Trump hält sich eine weitere Verschiebung der Frist zur Einführung von Zöllen gegen mehrere Länder und auch die Europäische Union offen. Auf die Frage, ob die neue Frist zum 1. August verbindlich sei, sagte er vor Journalisten am Montagabend (Ortszeit): „Ich würde sagen verbindlich, aber nicht zu 100 Prozent.“

Am Montag hatte Trump die Frist für neue Zölle von Mittwoch, 9. Juli, auf den 1. August verschoben und gleichzeitig mehr als ein Dutzend Briefe mit unterschiedlich hohen Zöllen an mehrere Länder vor allem aus dem asiatisch-pazifischen Raum veröffentlicht. Die Sätze von Japan und Südkorea sollen jeweils bei 25% liegen. Ausgenommen ist dabei China - mit dem Land gibt es eine separate Vereinbarung. Was die neue Frist für die EU bedeutet, ist weiter unklar.

Trump will Druck erhöhen

Die Trump-Administration scheint an einer weiteren Eskalation der Handelsstreitigkeiten kein Interesse zu haben“, schrieb Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Vielmehr möchte das Weiße Haus mit den jeweiligen Handelspartnern Zollvereinbarungen treffen. Dafür brauche es schlicht mehr Zeit. Die neue Frist habe dabei den Zweck, den Druck auf die Handelspartner zu erhöhen.

Es ist Gitzel zufolge auch davon auszugehen, dass es mit der Europäischen Union zu einer Lösung kommt. EU-Importe dürften vermutlich zukünftig mit einem US-Basiszoll von zehn Prozent versehen werden. Für einzelne Produktkategorien könnten sogar höhere Aufschläge fällig werden. Im Blick stünden dabei insbesondere spezielle Aufschläge für Autos und Autoteile.

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva weist die Drohungen Trumps gegen die BRICS-Staaten zurück. „Die Welt hat sich verändert. Wir wollen keinen Kaiser“, sagt Lula zum Abschluss des BRICS-Gipfels in Rio de Janeiro. Die Staatengruppe strebe eine andere Art der wirtschaftlichen Weltordnung an, was manchen Unbehagen bereite. Trump hatte in der Nacht mit zusätzlichen Zöllen von zehn Prozent für jedes Land gedroht, das sich der „anti-amerikanischen Politik der BRICS“ anschließe.

Daimler Truck profitiert von Aktienrückkauf

Bei den Einzelwerten profitierte Daimler Truck von einem milliardenschweren Aktienrückkaufprogramm. Die Titel des Lkw-Herstellers zogen um rund ein Prozent an. Der Konzern hatte am Montagabend mitgeteilt, beginnend im zweiten Halbjahr werde er über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren eigene Aktien im Wert von bis zu zwei Milliarden Euro erwerben. „Das ist natürlich positiv, aber einige haben sogar auf einen höheren Rückkauf gehofft“, sagte ein Händler.

Euro erholt sich

Der Kurs des Euro hat sich ein gutes Stück von seinen zu Wochenbeginn erlittenen Verlusten erholt. Die europäische Gemeinschaftswährung notierte am Dienstagvormittag bei 1,1756 US-Dollar und damit etwa einen halben Cent über dem Stand vom Montagabend. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuletzt auf 1,1728 (Freitag: 1,1767) Dollar festgesetzt. Der Dollar präsentierte sich gegenüber allen anderen wichtigen Währungen schwach.