LeitartikelVermögensverwaltung

Übereifer von US-Regulatoren lastet auf Assetmanagern und Anlegern

Politiker und Regulatoren in Washington gehen mit verstärktem Druck gegen den vermeintlich unheilvollen Einfluss großer Vermögensverwalter vor. Ihr Übereifer droht schwere Folgen für Anleger nach sich zu ziehen.

Übereifer von US-Regulatoren lastet auf Assetmanagern und Anlegern

Assetmanager

Folgenschwerer US-Regulierungsdruck

Von Alex Wehnert

Der Übereifer amerikanischer Regulatoren droht schwere Probleme für ETF-Riesen nach sich zu ziehen.

Amerikas Vermögensverwalter müssen sich auf einen steigenden Regulierungsdruck vorbereiten. Denn Washington ist die massiv gewachsene Macht von Fondsriesen wie Blackrock ein Dorn im Auge: Neben dem aus republikanischer Sicht unheilvollen Einfluss, den die Assetmanager über ihre Nachhaltigkeitsstrategien auf Unternehmen ausüben, ist nun insbesondere ihre Kontrolle über den für die gesamtwirtschaftliche Aktivität zentralen Bankensektor ins Visier von Politikern und Regulatoren geraten.

So prüft die Einlagensicherung FDIC, ob große Indexfondsanbieter bei ihren Investitionen in Geldhäuser tatsächlich nur eine passive Rolle einnehmen. Blackrock, State Street und Vanguard kommen bei vielen Banken auf Anteile von über 10%. Üblicherweise gelten Investoren mit solchen Beteiligungen als kontrollierende Eigentümer und müssen somit strengere regulatorische Vorgaben erfüllen. Allerdings sind diese für die ETF-Riesen ausgesetzt, solange sie keine Kontrolle über das Management und den Verwaltungsrat ausüben. Das könnte sich bald ändern – und die US-Fondsbranche zittert zu Recht vor erwarteten neuen Regeln für Bankbeteiligungen.

Indexnachbildung erschwert

Denn wenn die Einlagensicherung die Investitionen der Vermögensverwalter in Amerikas Geldhäuser durch komplexere Offenlegungspflichten de facto deckelt, dürfte dies weitreichende Auswirkungen auf die Performance ihrer ETFs und damit für Anleger weltweit haben. Denn dadurch würde die FDIC Möglichkeiten limitieren, Barometer wie den KBW Nasdaq Bank Index und selbst führende Benchmarks wie den S&P 500 nachzubilden. Sollten Institute wie J.P. Morgan eine Outperformance gegenüber den Indizes hinlegen, könnten Adressen wie Vanguard, die bereits 9% des Branchenprimus kontrolliert, ihre Positionen schließlich nicht mehr entsprechend anpassen.

Den Kunden der Assetmanager entstünden durch den resultierenden Abschlag der ETFs zum Net Asset Value Opportunitätskosten. Die Erfolgsstory der Indexfonds, die seit Anfang des Jahrtausends gerechnet besser abgeschnitten haben als der Großteil der aktiv verwalteten Vehikel, geriete dadurch ins Wanken. Und Vermögensverwalter wie Blackrock, deren Sprung auf fast 10,5 Bill. Dollar an verwalteten Mitteln inzwischen nahezu ausschließlich durch ETFs getrieben wird, stünden vor einem gewaltigen Vermarktungsproblem.

Überforderte Einlagensicherung

Der Regulierungseifer der US-Behörden zeigt sich an der Debatte über Bankbeteiligungen beispielhaft. Zwar gibt es keine Belege dafür, dass sich Assetmanager über ihre ETF-Holdings in den Betrieb von Geldhäusern einmischen. Dennoch dringen FDIC-Vertreter auf eine Ausweitung ihrer Aufsichtskompetenzen. Natürlich ist eine Situation, in der Adressen wie Blackrock ihre Passivität selbst kontrollieren, nicht ideal. Die Compliance nun durch die US-Einlagensicherung überwachen zu lassen, verspricht aber nur geringen Fortschritt. Denn wie die Krise unter regionalen US-Geldhäusern bewiesen hat, ist die FDIC mit der Aufsicht des Bankensektors bereits überfordert.

Statt einer dauerhaften Einzelkontrolle bezüglich der Passivität der Assetmanager wäre eine Stimmrechtsreform sinnvoller, um einen wie auch immer gearteten unheilvollen Einfluss von Blackrock und Co. auf Banken einzudämmen. So könnten die Fondsriesen etwa verpflichtet werden, auf Hauptversammlungen gemäß den Verhältnissen unter den übrigen Aktionären zu votieren oder sich ganz zu enthalten. Bei einer solchen Neuregelung wäre die Börsenaufsicht SEC zuständig, die aber ebenfalls vorrangig mit Aktionismus glänzt.

Falscher Fokus

Die Kommission tobt sich an unmäßigen Klima-Offenlegungspflichten für Unternehmen oder Einzelermittlungen aus – so hat sie sich einem Behördenkreis angeschlossen, der mutmaßliche Verstöße der Wealth-Management-Einheit von Morgan Stanley gegen Know-your-Customer-Vorschriften untersucht. Unterdessen bleiben Segmente wie Private Credit, die umfassender Beaufsichtigung bedürfen, unreguliert. Dass die US-Behörden aus Überambition an den falschen Stellen ansetzen, dürfte indes auch künftig die Realität bleiben – mit schweren Folgen für Assetmanager.