Finanzmärkte

Nahost-Sorgen drücken Dax ins Minus

Der deutsche Leitindex hat auch am Donnerstag Abschläge hinnehmen müssen. Besonders unter Druck standen Reise-Titel. Für Kursbewegungen sorgte auch eine milliardenschwere Übernahme im Biotech-Sektor.

Nahost-Sorgen drücken Dax ins Minus

Finanzmärkte

Nahost-Sorgen drücken Dax ins Minus

Der deutsche Leitindex hat auch am Donnerstag nachgegeben und damit den fünften Handelstag in Folge Verluste eingefahren. Das Börsenbarometer fiel auf den tiefsten Stand im Monat Juni und stand zum Handelsschluss 0,7% tiefer bei 23.771 Zählern. Vor einer Woche erst hatte der Dax bei gut 24.479 Zählern ein Rekordhoch erreicht.

Belastet wurden die Aktienmärkte durch Sorgen, dass Israel seinen Erzfeind Iran angreifen könnte. Aus Sicherheitsgründen reduzieren die mit Israel verbündeten USA ihr Botschaftspersonal im Irak. Befürchtet wird, dass die Führung der Islamischen Republik im Fall eines israelischen Angriffs Vergeltungsschläge gegen US-Stützpunkte in der Region anordnen könnte. Auch die vorläufige Handelsvereinbarung zwischen China und den USA brachte den Märkten keinen Rückenwind.

Reise-Titel unter Druck

Die Spannungen zwischen Israel und dem Iran belasteten Aktien aus der Luftfahrt- und Reisebranche. Im MDax gaben Tui um über 9% nach. Lufthansa-Papiere knickten um knapp 3% ein. Boeing-Aktien standen nach einem Flugzeugabsturz in Indien noch zusätzlich unter Druck und gaben am Nachmittag um 5% nach. Eine Maschine der Air India mit mehr als 200 Menschen an Bord stürzte nahe dem Flughafen von Ahmedabad kurz nach dem Start ab. Den Daten von Flightradar zufolge handelte es sich bei dem Flugzeug um eine Boeing 787-8 Dreamliner. 

Im Dax verloren die Titel der Allianz fast 1%, nachdem Barclays zum Untergewichten des Dax-Schwergewichts im Portfolio geraten hat.

Milliardenschwere Übernahme

Gegen den Trend stiegen dagegen die Aktien von BE Semiconductor (Besi) um zeitweise mehr als 10% auf ein Viereinhalb-Monats-Hoch. Wegen des wachsenden Bedarfs an Hochleistungsrechnern für Künstliche Intelligenz hob der Anbieter von Spezialmaschinen für die Montage von Computerchips seine langfristigen Ziele an. 

An der Nasdaq sorgte eine milliardenschwere Übernahme für Kursbewegungen. Die Mainzer Biotechfirma Biontech will den Tübinger Konkurrenten Curevac übernehmen. Biontech will mit dem Kauf den Bereich Krebsimmuntherapie voranbringen. Es sei ein wichtiger Meilenstein in der Umsetzung der Onkologie-Strategie. Die beiden Unternehmen gaben am Donnerstag den Abschluss einer entsprechenden verbindlichen Vereinbarung bekannt. Demnach bietet Biontech 1,25 Mrd. Dollar oder 5,46 Dollar für jede Curevac-Aktie. Die Papiere des Tübinger mRNA-Spezialisten gewannen daraufhin 35% auf 5,48 Dollar und sprangen damit auf das höchste Niveau seit Ende 2023. Die Aktien des Mainzer Käufers notierten nur minimal im Plus. Beide Unternehmen sind an der Nasdaq notiert.

Euro legt weiter zu

Der Euro hat am Donnerstag weiter von der Schwäche des US-Dollars profitiert und den höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren erreicht. Im Mittagshandel legte die Gemeinschaftswährung bis auf 1,1610 Dollar zu. So hoch hatte der Euro zuletzt Ende 2021 notiert. Erneut haben Sorgen vor den Folgen der aggressiven Zollpolitik der US-Regierung die amerikanische Währung belastet, während alle anderen wichtigen Währungen zulegen konnten. Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump im Januar gab es immer wieder Zollankündigungen, die teilweise wieder zurückgezogen worden. In dieser Zeit hat der Euro etwa 13% an Wert gewonnen. Zuletzt haben einige Experten bereits die Rolle des Dollars als Weltleitwährung infrage gestellt.

Zeitweise stark gestiegen ist am Donnerstag der Ölpreis. Die Notierung der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude erreichte in der Spitze 70,25 Dollar je Barrel. Das war der höchste Stand seit Anfang April. Am Abend war die Sorte dann für 69,04 Dollar zu haben, ein Anstieg gegenüber Vortag von immerhin noch 1,1%. Der israelische Fernsehsender Channel 14 berichtete, ein Angriff auf den Iran sei für Sonntag geplant. Die US-Regierung evakuierte Personal aus der Region. In israelischen Medien hieß es, für den Abend sei eine Notfallsitzung des israelischen Kabinetts anberaumt worden. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte zudem einen Besuch im Norden des Landes ab. Darauf reagierte auch der israelische Aktienindex TA-125, der um fast 2% nachgab. Die iranische Nachrichtenagentur Fars News berichtete, das Land habe den Alarmstatus seiner Streitkräfte erhöht. Das israelische Außenministerium teilte mit, die internationale Gemeinschaft müsse entschieden auf den „Ungehorsam“ des Iran reagieren. Zuvor hatte die internationale Atomenergieagentur mit der Mehrheit der Stimmen der westlichen Länder festgestellt, der Iran habe seine Verpflichtungen gegenüber der Agentur nicht erfüllt.

Mit einem Preisniveau von rund 70 Dollar wird am Ölmarkt aber noch nicht mit Gewissheit von einem Angriff auf den Iran ausgegangen. Es wird nämlich erwartet, dass der Iran in einem solchen Fall die Meeresenge von Hormus, durch die rund ein Viertel des gesamten per Schiff transportierten Erdöls geht, sperren würde. Dies würde zu einem sprunghaften Anstieg des Ölpreises weit über 100 Dollar je Barrel hinaus führen.