Neue Impulse für China-Aktien

Pensionsfonds tauchen in den Markt ein - Mehr Freiheit bei Index-Futures - Bremse für Privatplatzierungen

Neue Impulse für China-Aktien

Bei China-Investoren macht sich gute Stimmung breit. Einer bereits laufenden Rally in Hongkong folgen nun auch die Börsen des Festlandes. Als Hoffnungswert gilt die erste Einschleusung von Geldern staatlicher Pensionsfonds in die Aktienanlage. Auch sorgen neue Regulierungsschritte, nämlich eine Rücknahme von Beschränkungen im Index-Futures-Handel sowie eine Begrenzung von Kapitalaufnahmen via Privatplatzierung, für eine Liquiditätsverbesserung und Entlastung des Sekundärmarkthandels.Von Norbert Hellmann, SchanghaiDie für das erste Quartal breit erwartete Rally bei chinesischen Festlandaktien nimmt Gestalt an. Eine Reihe von Faktoren, darunter die Hoffnung auf eine baldige Zufuhr von Pensionsfondsgeldern und eine Lockerung von Restriktionen im Index-Futures-Handel sorgen für gute Laune bei den Investoren. Am Montag avancierte der Blue-Chip-Index CSI 300 um 1,5 % auf ein Jahreshoch von 3 458 Punkten. Dies bedeutet den kräftigsten Tagesgewinn seit sechs Monaten für den die größten Werte an den Festlandbörsen in Schanghai und Shenzhen abbildenden Index. Er weist im bisherigen Jahresverlauf nun eine Performance von 4,9 % auf. Auch der marktbreite Shanghai Composite Index steht nach einem Plus am Montag um 1,2 % auf 3 240 Punkte nun auf einem Jahreshoch und konnte im Jahr 2017 bislang um 4,4 % zulegen. Reformthema in SichtMarktteilnehmer rechnen damit, dass im Anlauf auf den jährlichen chinesischen Volkskongress Anfang März seitens der Regierung neue Akzente in Sachen Reform von Staatsunternehmen gesetzt werden, die sich ebenfalls positiv auf die Aktienmarktstimmung auswirken dürften, da chinesische Investoren sehr empfänglich für solche Entwicklungen sind. Für besonderen Schwung sorgen chinesische Medienberichte, dass das seit längerem geplante erstmalige Entré des chinesischen Pensionsfondssystems nun etwas früher als erwartet anläuft und bereits kommende Woche erste Engagements getätigt werden könnten. Davon profitieren insbesondere auch die Aktien von chinesischen Versicherern und Assetmanagern. Rund 20 Gesellschaften sind vom National Council for the Social Security Fund dazu mandatiert worden, die Portefeuilleverwaltung für Aktienengagements der chinesischen Pensionsfonds zu übernehmen, und können höhere Investmenterträge erwarten.Auf einem anderen Blatt steht allerdings die Frage, ob sich ein Engagement des nationalen Pensionsfondsträgers als ein echter Stützungsfaktor für Chinas Festlandbörsen erweisen wird. Nach jahrelangen Erwägungen hat sich China dazu durchgerungen, den bislang nur auf staatlich abgesicherte Rententitel und andere konservative Anlagen wie beispielsweise Termingeldeinlagen bei Staatsbanken beschränkten Fonds nun auch einen Zeh in den Aktienmarkt tauchen zu lassen. BlutzufuhrUrsprünglich war vorgesehen, dass die ersten Engagements des staatlichen Trägers zum Jahresende 2016 erfolgen, doch dann hieß es, dass der Startschuss im ersten Quartal fallen soll. Die Experten rechnen mit einer ersten Mittelallokation über etwa 300 Mrd. Yuan (rund 40 Mrd. Euro), was eine hochwillkommene Blutzufuhr für den Markt bedeuten würde.Dabei ist allerdings davon auszugehen, dass angesichts der vorsichtigen Grundeinstellung des Pensionsfondsträgers bei den neuen Engagements chinesische Blue-Chip-Werte und solide staatliche Adressen im Finanzdienstleistungsbereich sowie in wenig zyklischen Sektoren wie etwa Pharma und Konsumbranchen und auch der Automobilsektor im Vordergrund stehen dürften. Erleichterung beim HedgingFür eine positive Grundstimmung bei den Marktteilnehmern sorgt zudem eine am vergangenen Freitag umgesetzte erste Lockerung der Restriktionen im Handel mit chinesischen Index-Futures, der im Zuge des chinesischen Aktienmarkt-Crashs vom Sommer 2015 und Anfang 2016 extrem gedrosselt worden war. Seitens der Wertpapieraufsichtsbehörde China Security Regulatory Commission (CSRC) wurden nun erste Schritte zur sukzessiven Lockerung von Handelsbeschränkungen und Einschussverpflichtungen (Margin Requirements) gewährt. Dahinter stehen Bemühungen, die Marktfunktion von Index-Futures als einem Risiko-Hedging-Instrument sukzessive wieder zu etablieren. So wurde der tägliche Cap für Transaktionen einzelner Investoren von 10 auf 20 Kontrakte erhöht, und die Transaktionskosten wurden wieder etwas reduziert. Gleichzeitig sind die Mindesteinschussverpflichtungen zur Absicherung von Transaktionen nun von (extrem hohen) 40 % auf 20 % des jeweiligen Kontraktvolumens gesenkt worden.Auch mit diesen Schritten wird der chinesische Aktien-Futures-Markt zwar immer noch sehr restriktiv gehandhabt, doch betonen Analysten, dass es sich um ein wichtiges Signal für eine graduelle Normalisierung des Aktienhandels handelt, der nach dem “Boom and Bust” in den vergangenen beiden Jahren von staatlichen Stützungsmaßnahmen und harschen Beschränkungen zur Unterbindung einer extremen Volatilität geprägt war.Bei Index-Futures war es nach den Restriktionen zu einer regelrechten Austrocknung des Marktes mit minimaler Liquidität und niedrigsten Transaktionsvolumina gekommen. In den letzten beiden Handelstagen jedoch hat sich die Aktivität von einem niedrigen Niveau ausgehend bereits spürbar gesteigert.Als weiterer Belebungsfaktor gilt eine ebenfalls zum Wochenende verkündete Maßnahme der CSRC, der jüngsten Welle von Kapitalaufstockungen via Privatplatzierungen etwas stärkeren Einhalt zu gebieten. Im vergangenen Jahr hatte man eine rekordhohe Kapitalaufnahme via Privatplatzierungen erlebt (siehe Grafik). Dabei will die CSRC vor allem auf die Frequenz und den Umfang von Sekundärmarktplatzierungen einzelner Unternehmen einwirken. Wie aus der neuen Eingabe des Regulators hervorgeht, darf die Zahl der auf diesem Wege neu ausgegebenen Aktien eines Emittenten nicht mehr als 20 % der gesamten Aktienmenge betragen. Gleichzeitig sollen Entscheidungen für neue Aktienplatzierungen erst mit einem Mindestabstand von 18 Monaten auf die letzte entsprechende Kapitalaufnahme erfolgen. Terrain für IPO ebnenDas Vorgehen der CSRC gilt als eine Initiative zur Schonung des Marktes, dessen Kapitalaufnahmefähigkeit durch eine anstehende Serie von neuen Börsengängen in Schanghai und Shenzhen auf eine erneute Probe gestellt wird. Nach einem jahrelangen regulatorisch bedingten Rückstau von Initial Public Offerings (IPO) und laufenden Initiativen zu einer Liberalisierung des IPO-Marktes werden für dieses Jahr von den Experten einige hundert Börsengänge erwartet. Es wird sich überwiegend um kleinere Transaktionen handeln, die in der Summe dennoch eine ernste Belastung für die Performance des Sekundärmarktes darstellen könnten.