Sky-Übernahme beschert RTL Group Kurssprung
Finanzmärkte
Sky-Übernahme beschert RTL Group Kurssprung
tom Frankfurt
Der deutsche Leitindex hat am Freitag an seine Vortagesgewinne angeknüpft und sich mit satten Aufschlägen ins Wochenende verabschiedet. Am Abend notierte das Börsenbarometer 1,6% höher bei 24.033 Zählern. Mit dem Überspringen der runden Marke von 24.000 Punkten rückt für den Dax nun auch das Anfang Juni aufgestellte Allzeithoch bei 24.479 Zählern wieder in den Fokus.
Rückenwind gab den Aktienmärkten gleich ein ganzes Bündel von Faktoren: Die anhaltende Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran, Zinssenkungsfantasien in den USA, Fortschritte in den US-Zollgesprächen mit China und die Hoffnung auf eine baldige Einigung im Handelskonflikt zwischen den USA und EU spielten den Bullen in die Hände. Laut Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, hat die EU einen neuen Vorschlag der USA für eine Einigung im Zollstreit erhalten. „Es kommt neuer Schwung in den Dax“, sagte Jochen Stanzl von CMC Markets. „Anleger setzen jetzt auf einen neuen Rally-Schub.“
Auto-Titel und Sportartikler gefragt
Sehr gefragt waren am Freitag Auto-Titel, die von der Hoffnung auf eine Einigung im Zollstreit angetrieben wurden. Entsprechend zählten Daimler Truck, BMW, Mercedes und Porsche AG zu den besten Werten im Leitindex. Zusätzlich gestützt werden die Autotitel laut Händlern durch den wieder etwas stabileren Dollar. Der Höhenflug des Euro, der am Donnerstag bis auf ein knappes Vierjahres-Hoch von 1,1477 Dollar gestiegen ist, setzte sich zunächst nicht fort.
Unter den Gewinnern im Leitindex verteuerten sich auch die Papiere von Adidas um über 3%, nachdem der US-Sportartikelkonzern Nike einen besser als befürchteten Quartalsbericht vorgelegt hatte. Analysten gehen davon aus, dass die Umsatzentwicklung der Amerikaner die Talsohle erreicht hat. Zudem gewannen an der Londoner Börse die Titel des britischen Sportbekleidungshändlers JD Sports zeitweise 7%. Im MDax konnten Puma Aufschläge verzeichnen.
Gewinnmitnahmen bei Rüstung
Unter Druck standen vor dem Wochenende dagegen Rüstungswerte, die erneut unter Gewinnmitnahmen litten. Nach mehreren positiven Handelstagen, die geprägt waren von der Nato-Einigung auf anspruchsvollere Ausgabenziele, büßten Rheinmetall, Renk und Hensoldt am Freitag zwischen 3,7 und über 5% ein. Rheinmetall kamen vom Hoch seit Anfang Juni zurück. Für eine Annäherung an den bisherigen Rekord fehlen ihnen derzeit neue Impulse.
Deutlich größere Kurssprünge machten im MDax die Titel der RTL Group. Die Bertelsmann-Tochter kauft den Pay-TV-Sender Sky Deutschland und will damit den US-Streamingplattformen Netflix und Amazon Prime Paroli bieten. Laut Mitteilung von Bertelsmann schließt der Medienkonzern mit künftig rund 11,5 Mill. zahlenden Streaming-Abonnenten in Deutschland zu den großen US-amerikanischen Wettbewerbern auf. Die Aktie schoss darauf zeitweise um 17% nach oben. „Die in Aussicht gestellten Synergien sind enorm für RTL, und das Chance-Risiko-Verhältnis des Deals sieht klar positiv aus“, sagte ein Händler.
Verluste verzeichnete dagegen nach gleich zwei Analystenabstufungen die Aktie von Knorr-Bremse. Neben einer gestrichenen Kaufempfehlung der Citigroup gab es auch ein schlechteres Rating von J.P. Morgan auf „Neutral“. J.P. Morgan-Analyst Akash Gupta sieht nach einem guten Lauf kaum noch Kurspotenzial bei der Aktie des Bremsenherstellers.